Mit Farbe, Putz und Einsatz

TRIER. In Zeiten leerer Kassen und fehlender Mittel für notwendige Renovierungen sind die Schulen auch auf Mithilfe der Eltern angewiesen. Mit einem längerfristigen Projekt will das Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium sich selbst helfen.

Der Putz bröckelt von den Wänden, die Neonröhren an der Decke flackern und die Grünanlagen der Schule ähneln einem Mix aus Dschungel und Wüste: Nahezu an allen Trierer Schulen besteht Handlungsbedarf. Soweit ist man sich auf Seiten der Schule und auf Seiten des Schulträgers einig, doch die Verteilung der dafür benötigten Gelder scheitert an den leeren Kassen der Stadt. Aber was ist mit der deutsche "Bildungsoffensiven" im Bereich wichtiger Baumaßnahmen? Fest steht, dass Schüler nicht nur zahlreiche Stundenausfälle aufgrund von Lehrermangel, sondern auch bauliche Mängel in Kauf nehmen müssen.Eltern "spenden" Freizeit

Um Abhilfe zu schaffen, wird häufig selbst Hand angelegt. Doch die Resonanz auf solche Projekte ist meist verschwindend gering. Zumal diese bisher nur in kleinem Umfang - zum Beispiel bei der farblichen Umgestaltung der Klassenräume - gestartet wurden. Der Schulelternbeirat des FWG Trier versucht nun, die Idee weiter zu entwickeln und strukturiert an die Aufgaben heranzugehen, die ihnen das Gebäude stellt. Dazu haben sie in einem Rundschreiben an alle Eltern der Schüler zur Mithilfe aufgerufen. Gesetztes Ziel: Das Gymnasium mittelfristig von den eklatantesten Mängeln zu befreien. Dabei sollen bei dieser Initiative mit dem Titel "Wir sind Schule" neben Eltern und Schülern auch Sponsoren mithelfen, die sich um die Bereitstellung der Arbeitsmittel kümmern werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf Malerarbeiten, Putzausbesserungen und Kleinreparaturen. Doch auch der Bewuchs rund um die Schule soll wieder in geregelte Bahnen gelenkt und ästhetisch angelegt werden. Direktor Harald Heim könnte sich zu diesem Zweck sogar eine "längerfristige und regelmäßige Arbeit" vorstellen. Und die Schüler hoffen, dass ihr Engagement dann von der Stadt entsprechend gewürdigt wird.Prioritäten legen die Schüler fest

Gesagt werden muss, dass die Probleme des FWG im Stadtvergleich sehr überschaubar sind. Außerdem erfreut man sich dort traditionell der großen Verbundenheit von Ehemaligen. So konnte schon im Sommer 2003 ein an Trierer Schulen einmaliges Projekt realisiert werden: Mit der finanziellen Hilfe des Vereins der Ehemaligen und der Freunde und Förderer wurde eine Beachvolleyball-Anlage geschaffen, ohne einen Cent aus den öffentlichen Kassen zu benötigen. Die neu gegründete Elterninitiative hat es sich zum Ziel gesetzt, ihren Kindern ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Studien zeigen, dass dies die Leistungsfähigkeit steigert und zugleich die Schüler für den Umgang mit Mobiliar und Bausubstanz sensibilisiert - auch, weil sie selber daran mitgearbeitet haben. Denn die Prioritäten an welchen Stellen die Eltern zum Einsatz kommen werden legen die Schüler fest. Bisher war das Engagement der Elternschaft in fast allen Schulen überschaubar. Die Rechtfertigung vieler Eltern dafür lautet häufig: "Wir zahlen ja schließlich Steuern." Dagegen ist das langfristig angelegte Projekt des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums bisher nach Aussage des Schülersprechers Moritz Hügle zwar "ordentlich, aber noch nicht hundertprozentig zufriedenstellend" angelaufen. Nicht zuletzt aber zeigt solches Engagement, welcher Pfad beschritten werden kann, wenn die öffentlichen Kassen nicht weiter helfen können.

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