Mit Gänsekiel und Federmesser

TRIER. Der in Stegen bei Freiburg lebende Kalligraf und Buchillustrator Norman Hothum stellt am 28. September in der Ausstellung "Buchillustrationen im Stil mittelalterlicher Buchmalerei" seine Arbeiten zu dem Buchprojekt "Vom wahren Wesen des Jahres" vor.

"Ich wollte mit diesem Buchprojekt den Versuch unternehmen, die Arbeitsschritte der mittelalterlichen Buchherstellung authentisch nachzuempfinden", erklärt Hothum das Motiv für seine Arbeit. Und so wurde die Herstellung des Buches, begonnen bei den eingesetzten Werkzeugen, über die Auswahl der verwendeten Materialien und Techniken, bis hin zur Arbeitsteilung, der "Produktionsweise" des 14. Jahrhunderts angepasst. Die 24 zeitgenössischen Texte lieferten Autoren des "Steinbach-Ensembles", einer Künstlervereinigung aus Baden-Baden-Steinbach. Die aufwändigen Buchbeschläge gab Hothum bei einem Silberschmied in Auftrag und schließlich wurde das fertige Werk von einem Buchbinder in Handarbeit nach alter Überlieferung zusammengefügt. "Vom wahren Wesen des Jahres" lehnt sich an die Tradition des mittelalterlichen Stundenbuches an und nimmt den Betrachter mit auf eine poetische Reise durch den Jahreslauf. Hothum hat die Illustrationen aus den Texten heraus entwickelt und folgt grafisch der gotischen Stilistik, geht aber in seinen Bildkompositionen und in seiner Farbwahl über diese hinaus. Die jeweiligen Monatsbilder beziehen sich inhaltlich auf traditionelle Rituale, auf Sitten und Gebräuche sowie auf landwirtschaftliche Tätigkeiten, wie das Beschneiden der Weinreben im März oder das Feiern von Frühlingsfesten im Mai. Die mit Gänsekielen, Pinseln, Radier- und Federmesser in zweieinhalbjähriger Arbeit akribisch ausgearbeiteten Texte und Illustrationen wollen im Sinne der mittelalterlichen Kalendarien zu einer meditativen Schau in ruhigen Augenblicken hinführen. Vorgestellt werden auch Arbeiten aus Hothums aktuellem Projekt mit lokalem Bezug zur Großregion. Den Buchillustrationen zu dem historischen Roman "Yolanda" liegt die Lebensgeschichte der Yolanda von Vianden zu Grunde. Das fertige Werk soll Ende des Jahres erscheinen. Musikalisch begleitet wird die Ausstellung mit Musik aus dem 9. bis 14. Jahrhundert auf Nachbauten historischer Instrumente von "Les Trouvères fous" unter der Leitung von Robert Sägesser. Die Vernissage findet am 28. September um 19 Uhr im ehemaligen Ladencafé ,Einkehr' in der Paulinstraße 77 statt. Weitere Öffnungszeiten: 29. September 14 bis 20 Uhr, 30 September 10 bis 17 Uhr, 20 Uhr Konzert, 1. Oktober 14 bis 17 Uhr.

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