Mit Kohle, Staffelei und Klappstuhl

Die Trierer Fußgängerzone ist das "Atelier" des Porträt-Malers Grigory Isaev. "Ich mag das, so lerne ich Menschen aus sehr vielen Ländern kennen", erzählt er. Dennoch träumt der 27-Jährige von einem eigenen Atelier.

 Der Porträtmaler Grigory Isaev hat in seiner Zeit als Straßenkünstler schon über 1000 Gesichter zu Papier gebracht. TV-Foto: Bendedikt Nabben

Der Porträtmaler Grigory Isaev hat in seiner Zeit als Straßenkünstler schon über 1000 Gesichter zu Papier gebracht. TV-Foto: Bendedikt Nabben

Trier. (ben) Ein Mann sitzt auf einem kleinen Klappstuhl in der Fußgängerzone, hält Kohlestückchen in der Hand und zeichnet Strich für Strich Gesichter anderer Menschen. Bei fast jedem Wetter ist er da. Ob als Vorlage ein Foto an der Staffelei klemmt oder ein lebendiges Modell versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen - die Ergebnisse beeindrucken die Zuschauer. Dem 27-jährigen Künstler, der in St. Petersburg geborenen wurde, ist sein Beruf in die Wiege gelegt worden. "Mein Vater, meine Schwester, alle aus meiner Familie sind Künstler. Ich habe meinem Vater jeden Tag bei der Arbeit zugesehen. Außerdem ist meine Oma oft mit mir in Museen gegangen und hat mir Bilder berühmter Künstler gezeigt." Isaev begann früh zu üben: "In der Schule habe ich in jeder Pause meine Freunde porträtiert." Es folgten fünf Jahre Studium an der Kunstakademie St. Petersburg. "Bis 2004 habe ich dort Techniken wie das Malen mit Acryl- und Pastellfarben sowie die Anwendungsgebiete Porträt- und Landschafts-Zeichnen kennen gelernt." Um das Studium zu finanzieren, riet ihm sein Vater, in den Ferien nach Deutschland zu gehen und dort als Porträt-Maler Geld zu verdienen. Schon Isaev senior selbst hatte in drei Monaten in Deutschland so viel verdient wie in Russland in einem Jahr. "In den Ferien bin ich nach Hamburg und Bremen gegangen", erzählt Grigory Isaev. Das erste Porträt "auf der Straße" zeichnete er in Bremen. "Das habe ich bis heute nicht vergessen. Ich war damals sehr nervös." Bei einer solchen Reise lernte er in Hamburg seine Frau Jana kennen: "Sie hatte bei mir ein Porträt bestellt." Nach Trier hat es den Maler schließlich verschlagen, weil seine Frau hier Kommunikations-Design studiert. Seit gut zehn Jahren arbeitet er nun als Porträtmaler, das "Atelier Fußgängerzone" ist für Isaev Normalität geworden. Mehr als 1000 Kunstwerke sind dabei entstanden. An ein Ereignis erinnert sich der Künstler besonders gut: "Vor drei Jahren habe ich in Hamburg einen der Boxerbrüder Klitschko gezeichnet."Wenn seine Frau ihr Studium beendet hat, will das Paar wieder nach Hamburg ziehen. Dort hat Isaev ein ehrgeiziges Ziel: "Ich möchte ein kleines Geschäft, ein eigenes Atelier, aufmachen." Bevor es soweit ist, werden ihm sicherlich noch viele Menschen in der Simeonstraße über die Schulter schauen.

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