Mit Menschen ins Gespräch kommen

TRIER. Seit ihn die CDU im Oktober bemerkenswert geräuschlos zum OB-Kandidaten nominiert hat, gibt es in Trier kaum mehr eine öffentliche Veranstaltung ohne Ulrich Holkenbrink. Der Kulturdezernent setzt darauf, Tuchfühlung mit den Bürgern aufzunehmen.

Der Bart ist kürzer geworden, seit sich Ulrich Holkenbrink für höhere Ämter warmläuft. Und der 49-Jährige achtet schon mal häufiger als früher auf den korrekten Sitz von Hemd und Krawatte, wenn sich Kameras auf ihn richten. Aber sonst brauche er sich gar nicht so sehr zu verändern, sagt der Kandidat, schließlich verfüge er über jede Menge Erfahrung darin, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.Kein Mann der großen Konzepte

In der Tat: Ein Mann der großen Konzepte oder des rhetorischen Glanzes ist der Sohn des legendären Verkehrsministers Heinrich Holkenbrink nie gewesen. Aber mit Leuten zu reden, menschliche Kontakte aufzubauen, das liegt ihm. Stolz erzählt der gelernte Lehrer, dass ihn noch heute ehemalige Schüler vom Hindenburg-Gymnasium zu ihrer Hochzeit einladen. "Zuhören, Dinge aufnehmen, nicht nur auf meinem Terrain" - das sieht Holkenbrink als seine größte Stärke. Wenn er Oberbürgermeister werde, dann verspreche er ein "OB-Büro der offenen Tür, mit direktem Zugang für alle Bürger". Wenn es um politische Inhalte und Schwerpunkte geht, ist der CDU-Kandidat weniger konkret. Er setzt in erster Linie auf Kontinuität, findet, dass in den vergangenen Jahren "die Dinge doch gut gelaufen sind in der Stadt". Manches müsse man weiter entwickeln, bessere Verkehrsverbindungen, noch mehr Kooperation mit Luxemburg - nach einer Vision hört sich das nicht an, schon gar nicht nach einem coolen Stadtmanager. Holkenbrink werde, so vermutet man in CDU-Kreisen, einen "Wohlfühl-Wahlkampf" fühlen, mit reichlich Lokalkolorit als "Trierer Jung". Einen "herzensguten Kerl, zum Knutschen" hat ihn Noch-OB Schröer bei der öffentlichen Vorstellung genannt. Dass die Ausgangsposition für ihn nicht leicht ist, ist auch Ulrich Holkenbrink klar. Als "den Herausforderer" hat man ihn kürzlich im Fernsehsender Antenne West vorgestellt, dabei ist er doch als langjähriges Stadtvorstandsmitglied eigentlich der Platzhirsch. Aber Konkurrent Jensen weiß SPD und Grüne hinter sich, bei der FDP hat er offenkundig auch einen Stein im Brett, und die UBM-Klientel besteht nicht gerade aus Traditions-CDU-Wählern. Da muss der Christdemokrat schon einiges aufholen - er traut es sich zu, schließlich komme es bei Direktwahlen "auf die Persönlichkeit an". Den Vorteil der Partei-übergreifenden Kandidatur will er Jensen nicht kampflos überlassen. Er stehe zu seiner CDU-Mitgliedschaft, sagt Holkenbrink, aber als OB müsse man unabhängig sein. Das seine "keine Floskel, sondern eine Frage der Ehrlichkeit". Deshalb werde er sein Amt als Parteivorsitzender im Falle seiner Wahl abgeben."Wahlergebnis ist eine Frage der Mobilisierung"

Das Rennen um den OB-Sessel hält der Kulturdezernent für offen. Es komme letztlich "auf die Mobilisierung am Wahltag an". Einen langen Mammut-Wahlkampf will er vermeiden, schließlich gebe es im März die Landtagswahl, danach "eine gewisse Erholungsphase" und zwischendurch auch noch die Sommerferien. Die heiße Phase erwartet Holkenbrink erst für die letzten vier Wochen vor dem Wahltermin am 24. September. In einem Punkt ist sich der CDUler mit seinem Konkurrenten einig: Man möchte einen fairen Wahlkampf ohne Schlammschlacht. Holkenbrinks Credo: "Ich will Klaus Jensen auch nachher noch in die Augen sehen können".

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