Mit Schulspeis' und ohne Schultüte

TRIER-NORD. (red) In der Pfarrei St. Martin treffen sich oft ehemalige Schüler zum Wiedersehen. Am 12. September steht ein besonderes Treffen an, denn an diesem Tag treffen sich die "I-Dötzchen" von 1946.

TV-Leserin Christel Damrov-Carpagne berichtet von den Verhältnissen ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg: "Meine ,kleine Oma' konnte gut nähen, ich weiß nicht, woher sie den dunkelblauen Samtstoff hatte, aber sie hat mir extra wegen des ersten Schultags ein Kleidchen genäht - das Oberteil aufwendig mit Smokarbeit gemacht. Einen Schulranzen gab es nicht, aber eine selbst gebastelte Stofftasche. Der Inhalt bestand aus einer Schiefertafel mit zwei gestrickten Tafelläppchen, die aus der Tasche hingen, sowie Schwamm- und Griffeldose. Von Schultüten hatten wir keine Ahnung. Wir hatten alle keine, da es ja kaum etwas gab, es war schließlich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Klassen waren zu der Zeit stark besetzt: Bei unserem Jahrgang 1940 waren auch Kinder aus den Jahrgängen 1938 und 1939 dabei. So kam es oft vor, dass mehrere Geschwister in einer Klasse waren. Bald hieß es, ein Töpfchen oder Henkelmännchen mit in die Schule zu bringen. Es gab Schulspeise in der angebauten Holzbaracke, wo wir in einer Schlange anstehen mussten. Ein Freudentag war für mich, wenn es Kakao mit Brötchen gab. In der Baracke fand auch größtenteils der Unterricht statt. Filmvorführungen, vor allem Tier- und Naturfilme waren ein großes Ereignis, unvergesslich der Film ,Pünktchen und Anton'. Später zogen wir von einer Baracke in das Hauptgebäude um, nachdem sich die Mutter meiner Schulkameradin Gudrun über die Umstände beschwert hatte und im Auftrag des Klassenlehrers Karl Berg eine Zeitungsannonce aufgesetzt hatte. So habe ich dies noch in Erinnerung. Wenn ich heute die Eine oder den Anderen aus unserer Schulzeit treffe, stelle ich fest - wenn es auch manchmal sehr streng in der Schule herging -, dass aus den früher meist ,armen Kindern', gestandene Menschen geworden sind." Christel Damrov-Carpagne hat neben diesem Beitrag auch ein gelungenes Gedicht über ihre Schulzeit verfasst. Zu Lesen ist es auf der Internetseite des Trierischen Volksfreunds, www.volksfreund.de/aktuell.

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