Mit Sicherheit nicht zu brav

TRIER. Sex, Erotik, nackte Haut – das zieht Zuschauer an, auch in der ehrwürdigen Bischofsstadt Trier. Die Highlights Company GmbH präsentierte die fünfte Trierer Erotik-Messe und gab sich dabei alle Mühe, in den letzten Jahren laut gewordene Kritik – zu brav, zu harmlos – nachdrücklich zu widerlegen.

Es ist offensichtlich, dass der Messepark keine Blumenschau zeigt. Manche Besucher der Erotik-Messe bewegen sich wie Spione auf dem Weg zur Dokumenten-Übergabe. Mimik und Körpersprache signalisieren eine deutliche Botschaft: "Hoffentlich sieht mich niemand." Ein für den Beobachter sehr amüsantes, aber nicht mehr zeitgemäßes Verhalten. Zu den Besuchern der Messe zählt jede Menge gutbürgerliches Volk, darunter auch viele Paare, die gemeinsam den Dessous-Stand plündern oder Fachliteratur ("Bondage für Profis") studieren.Die Stände sind nur Beiwerk

Prinzipiell wird der Messepark drei Tage lang zu einem Sex-Shop. DVDs, Dessous, flüssige und mechanische Hilfsmittel, Aussteller wie der aggressiv um Kunden werbende Erotik-Fotograph Rigo Kolbe ("Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen") - diese einfallslos und geradezu steril präsentierte Sammlung von Ständen gehört zur Trierer Erotik-Messe seit der Premiere 2002. Doch die Stände sind nur Beiwerk. Auf den Bühnen spielt schließlich die Musik, und Bühnen hatte die Highlights Company aus Coburg gleich fünf im Angebot.

Isabelle ist der Star auf der Hauptbühne. Die Blondine mit den Traummaßen gehört nach Angabe ihres Chefs Uwe Sollmann zur "absoluten Spitze im europäischen Striptease". Man(n) ist geneigt, ihm einfach zu glauben.

Mehr als Striptease spielt sich auf der Hauptbühne nicht ab. Doch von "zu brav" will der Veranstalter nichts wissen. In vier kleinen Separees - für die ein gesonderter Eintritt verlangt wird - soll es härter zugehen. Die Schlangen vor den Eingängen lassen den Schluss zu, dass Hardcore ein unterschätztes Marktsegment ist. Plakate künden von einem Porno-Star auf dem Orgasmus-Stuhl, von der Interaktion zweier ansehnlicher junger Damen und sogar - eine Premiere in Trier - von einem SM-Studio.

Was sagt das Publikum? Erst einmal nichts, weil man sich zwar nicht schämt, aber doch nicht als Sex-Messe-Besucher in der Zeitung erscheinen möchte. "Was soll's", meint Frank Pohl (36) aus Trier. "Ich finde die Messe gut. Wem die Inhalte nicht passen, der kann draußen bleiben."

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