Mit Turm und Dame das Denkvermögen fördern

TRIER-SÜD. Die Bildung von Kindern liegt Kurt Lellinger am Herzen. Nicht nur, weil der "echte Mattheiser" als Rektor, zuletzt im Schulzentrum Mäusheckerweg, beruflichen Ehrgeiz entwickelte. "Oberlehrerhaftes Verhalten" sei ihm fremd, "dass Kinder denken lernen" dagegen ein Anliegen. Und um das zu erreichen, bediente er sich bereits in den 60er- und 70er- Jahren ungewöhnlicher pädagogischer Methoden.

"Es ist eine ewige Streitfrage, ob Schach Sport, Kunst oder Freizeit ist. Für mich ist Schach Kulturgut", sagt Kurt Lellinger. Nach Meister-Weihen strebt der 67-Jährige nicht. Vielmehr will er das Spiel der Könige als Mittel benutzen, "um Kindern richtiges Denken beizubringen, genau hinzuschauen, zu lernen, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen. Schach schult das räumliche, systematische und prinzipielle Denken"."Schach räumt den Kopf auf"

Er selbst sei erst spät zum Schach gekommen, als er mit 20 Jahren seine erste Schulleiterstelle in Langsur innehatte. "Wie groß der Stress auch ist, man vergisst alles. Es ist zwar eine anstrengende Sache, intensiv Schach zu spielen, aber man ist sehr erholt danach. Schach räumt den Kopf auf." Diese Selbsterfahrung weiterzugeben, hat sich Lellinger seither zur Aufgabe gemacht. Vor allem der "Pisa-Schock" habe ihn bestärkt, weiterzumachen. "Schach spielende Kinder sind besser in Rechtschreibung und Rechnen. Alle Schüler, die in der Hauptschule Mäusheckerweg die Schach AG besucht haben, haben die Mittlere Reife gemacht, ein Mädchen später sogar das beste Abitur in Rheinland-Pfalz", sagt Lellinger. Lellinger arbeitete unermüdlich für seine und andere Schüler, organisierte Schul-Schachmeisterschaften, baute 1996 die Schulschachstiftung auf, deren Vorsitzender er ist, initiierte Schulschachpokal-Wettbewerbe. Auch im SC Trier-Süd ist er seit 1987 Vorsitzender. Ein Herzinfarkt bremste den regen Schach-Rektor allerdings ab, die Schulschachstiftung ruhte zwischen 1999 und 2002. "Das war mein Kind." Allerdings eines, das Schulden hatte, da das Interesse der Vereine und Schulen ausblieb. Die Stiftung aufzugeben "war überhaupt kein Thema, nicht mit mir", sagt Lellinger. Als die Ganztagsschule diskutiert wurde, ging es auch mit dem Schulschach aufwärts. "Es bedurfte der Ausbildung von Lehrern, Übungsleitern, Studenten, Müttern und Rentnern, um den Schülern Schach kindgerecht zu vermitteln." Lellinger rief Lehrgänge ins Leben, die zum Erwerb des "Schulschachpatents" führen und die er noch heute bundesweit abhält. Seither verlieh er 600 Patente. In Trier gibt es Schachunterricht an 13 Schulen, rund 300 Schüler lernen "spielend neue Denkkategorien". Die Olewiger Grundschüler haben Schach sogar als Pflichtfach, Fortschritte beim kognitiven Denken und im psychosozialen Verhalten sind dokumentiert. "Vor allem leistungsschwache Schüler werden mehr gefördert, und es zeigt sich eine signifikante Steigerung der Konzentrationsfähigkeit." Das sei ein erfreuliches Ergebnis und die Bestätigung, dass sich der Einsatz lohne, sagt Lellinger."Engagement ist mein Lebenselixier"

Sein nächstes Projekt ist die Schach-Akademie Trier, die im alten Gebäude der Medard-Schule nach den Sommerferien an den Start geht. Dort sollen sich Kinder, die in der Schule Schach gelernt haben, weiterbilden können. Wenn Lellinger nicht über neue Schachzüge nachdenkt, ist er in Pfarrgemeinderat und -verwaltungsrat, im Ortsbeirat, in der Katholischen Erwachsenen-Bildung und als Vorsitzender im Bauverein St. Matthias aktiv. "Wenn man als Junge auf dem Kirchturm Karl May gelesen hat", sagt er, sei es ein "Lebenselixier", sich zu engagieren.

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