Mit dem Mitleid beginnt das Morden

Trier · Im Zeitalter von Internet und Chat rooms entdecken vereinsamte und mitteilungsbedürftige Senioren zunehmend dieses virtuelle Tor zur Welt. Hinterlistige Verbrecher, die daraus Profit schlagen und selbst vor dem Äußersten nicht zurückschrecken, sind Gegenstand des neuen Paul-Walz-Krimis "Die Todesgeigerin".

Mit dem Mitleid beginnt das Morden
Foto: Iuliia Kryvko

Trier. In seinem dritten Krimi wühlt sich der Trierer Autor Paul Walz erneut tief in die seelischen Untiefen des Menschen. In "Die Todesgeigerin" muss Kommissar Lichthaus gleich mehrere Todesfälle älterer Menschen in Trier lösen. Dabei geht es nicht nur um ethische Fragen, sondern auch um die Tücken der Technik, die Beziehung von Jung und Alt und Fragen von Freundschaft. Das Buch: "Die Todesgeigerin" ist ein regionaler Krimi aus Trier für Trierer. Auf 330 Seiten konstruiert Paul Walz eine Geschichte über die Vereinsamung alter Menschen, ihre Sehnsucht, übers Internet wieder am Leben teilnehmen zu können, und eine perfide Tätersicht zum Thema Sterbehilfe. Erstmals verändert der Autor dabei seine Perspektive. Schrieb er in seinen Werken bislang gezielt aus der Sicht der Opfer und Ermittler, stehen diesmal neben den Ermittlern auch die Tätermotive im Vordergrund. Etwa: Handelt ein Mörder aus Nächstenliebe, wenn das Opfer angibt, aus Einsamkeit lieber sterben zu wollen? Mit viel Lokalkolorit, um technisches Hintergrundwissen angereichert und detailliert beschrieben, liefert der Autor eine Geschichte, die mitreißt und aufwühlt. Der Clou: Statt die Rätsel am Ende der Geschichte komplett aufzulösen und den wahren Ideengeber der Morde zur Verantwortung zu ziehen, bleibt einiges unbeantwortet. Der Leser hat Raum für Spekulation - wie bei einem psychologisierten Fernseh-Krimi. Die Geschichte: Mehrere ältere Leute werden tot und ausgetrocknet in ihren Wohnungen gefunden. Auf den ersten Blick gibt es zwischen den Opfern keine Verbindung - außer ihrem Wohnort Trier. Erst nach und nach kommt die Polizei, allen voran Kommissar Lichthaus aus Eitelsbach mit seinem Team, den Tätern auf die Schliche. Im Internet haben die Opfer in Senioren-Chats Kontakt mit dem Mörder-Paar gehabt. Ist es also möglich, den Tätern übers Web eine Falle zu stellen? Doch der Computer-Programmierer Dave ist den Ermittlern immer mehrere Mausklicks voraus - bis seine Freundin die gemeinsame Strategie aufzugeben scheint … Der Autor: Im normalen Leben heißt Paul Walz Maximilian Rosar und ist als Professor fürs Banken- und Sparkassenwesen an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden aktiv. Dort ist er Spezialist für wissenschaftlich fundierte Arbeiten in der Betriebswirtschaftslehre. Als Autor Paul Walz dagegen wird der 50-Jährige zum kreativen Spezialisten für grausame Mordgeschichten aus der Region Trier. Warum er vor eingien Jahren zum Buchautoren wurde, kann er selbst nicht mehr so ganz nachvollziehen. "Es fügten sich einfach nach und nach einige Dinge. Und so kam vor drei Jahren der erste Lichthaus-Krimi heraus", sagt Walz/Rosar. Seitdem ist jedes Jahr ein neues Buch erschienen. Nach dem dritten Trier-Krimi möchte der Autor nun erstmal wieder Neuland betreten, ohne allerdings bereits mehr dazu zu verraten. Leseprobe: Es war ein weicher Stoff, der ihrer Haut schmeichelte, jedoch stank er ätzend nach einer chemischen Substanz, die sie nicht einatmen wollte. Sie wehrte sich verwzeifelt, packte mit der freien Hand den Unterarm des Eindringlings und versuchte, das Tuch von ihrem Gesicht zu ziehen, hielt auch den Atem an, der Angreifer aber war so stark und sie schwach, so furchtbar schwach. Ihre Chancen waren gleich null. Sie taumelte in der aufkommenden Schläfrigkeit und ließ die Krücke fallen, als zwei kräftige Hände sie ins Wohnzimmer schafften und auf den Sessel bugsierten. Dort sank sie hinab in eine tiefschwarze Dunkelheit. Extra

Paul Walz hat folgende Sätze für uns vervollständigt. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil … ich die Thematik von Einsamkeit und Alterung als eine gewisse Bedrohung für die Gesellschaft ansehe. Und da spielt auch die Sterbehilfe als umstrittenes Mittel eine Rolle. Das Besondere daran ist … die Kommunikation zwischen Täter und Opfer übers Internet, in dem sich der Täter ins Leben der Leute schleicht. Auch der Schluss ist etwas anders, weil er keine eindeutig positive oder negative Antwort auf die Frage nach Sterbehilfe gibt. Auf jeden Fall lesen sollten es … Krimifans, alle, die mit menschlichen Extremsituationen zu tun haben - und natürlich alle Trierer. sas

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