Mit den Römern auf Du und Du

Im Schatten des Amphitheaters liegt die Egbert-Grundschule, auf halbem Weg zwischen der Innenstadt und Olewig. 152 Schüler werden hier unterrichtet, Tendenz steigend - seit vor drei Jahren der Ganztags-Betrieb eingeführt wurde.

 „Schule im Park“ mit Macken: Obwohl die Egbert-Grundschule ihren Schülern ein grünes Umfeld bietet, stören bauliche Mängel das Gesamtbild. TV-Foto: Dieter Lintz

„Schule im Park“ mit Macken: Obwohl die Egbert-Grundschule ihren Schülern ein grünes Umfeld bietet, stören bauliche Mängel das Gesamtbild. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Man glaubt, man steht im Wald, wenn man über den Schulhof der Egbert-Schule schlendert. Grün, egal in welche Richtung man schaut. Schulleiterin Johanna Keller macht mit Kennerblick zwei Jungs im Gestrüpp zum angrenzenden Amphitheater aus und scheucht sie auf den Pausenhof zurück. "Wäre doch wirklich schade, wenn die Schüler dieses tolle Ambiente nicht hätten", sagt sie. "Schule im Park" würde man das Haus in einem Werbeprospekt wahrscheinlich nennen. Allerdings sieht nicht alles hier so werbewirksam aus. Zwei Unterrichts-Pavillons wirken äußerlich höchst unansehnlich, man könnte auch sagen: vergammelt. Von innen entpuppen sie sich allerdings als ganz passable Klassenräume. Zu renovieren wäre hier noch manches, aber einige Sanierungsarbeiten sind in den letzten Jahren immerhin angegangen worden. Toiletten, Lehrerzimmer, Mensa sind schon abgearbeitet. Und der Ganztags-Status hat der Egbert-Grundschule auch eine Frischzellenkur in Sachen Mobiliar eingebracht. 87 Ganztags-Schüler haben der jahrelang schrumpfenden Schule einen neuen Aufschwung beschert. 2005, im zweiten Anlauf, hatte der Antrag auf Ganztags-Status Erfolg. Vielleicht auch, weil man schon zehn Jahre zuvor aus Eigeninitiative ein Betreuungs-Angebot aufgebaut hatte. So wurden aus vier Klassen wieder acht - mit der Konsequenz, dass Räumlichkeiten knapp geworden sind. Computer- und Bibliotheksraum hat man wieder zu Klassenzimmern umgewidmet, Bücher und Geräte aufgeteilt. Zum Glück sind wenigstens die Übergangs-Zeiten vorbei, als das Mittagessen für die Ganztags-Kinder im Zelt serviert werden musste. Und für Förder- und Lehrmittelraum reicht es immer noch.Eine Sport- oder Gymnastikhalle fehlt. "Wir können mit dem Raum-Angebot leben", sagt Rektorin Keller trotzdem. Wichtiger sei, "dass es unmittelbar am Stadtkern ein Ganztags-Angebot gibt". Für den Sport-Unterricht pendelt man zwischen Olewig, Mariahof und dem Weidengraben - wenn man nicht zum Erwerb des Laufabzeichens um den Mattheiser Weiher flitzt. Den Kindern scheint das wenig auszumachen. Aus jeder Klasse hat Schulleiterin Keller eine Schülerin oder einen Schüler zum Gespräch mit dem TV gebeten. Pauline aus der 2a lobt die "freundlichen Lehrer", René aus der 4b ist begeistert von dem "neuen, bunten Anstrich", den engagierte Eltern dem Toilettengebäude auf dem Pausenhof verpasst haben. Er berichtet auch begeistert von der "Klassenhündin Sina", die einmal in der Woche zwecks Sozialtraining die 4b besucht. Aus Schülersicht gibt es offenbar wenig zu monieren: Die fehlende Schaukel etwa oder den Umstand, dass die hauseigene AG "Römisches Trier" trotz unmittelbarer Nachbarschaft nicht kostenlos ins Amphitheater darf. Aber da ist es schon mehr die Rektorin, die sich daran stört. Die Römer-AG ist nur eine von zwanzig ihrer Art. Darunter so exotische Themen wie "alte Spiele", "Sinneswerkstatt", "Jahreszeiten" oder "Säen, ernten und genießen". Aber Johanna Keller will auch eine Überfrachtung vermeiden, einen Teil der zusätzlichen Ganztags-Zeit lieber für "Freispiel- und Ruhephasen nutzen". Ein modernes "rhythmisiertes Modell", bei der die zusätzlichen Ganztags-Stunden nicht nachmittags "angehängt", sondern über den Tag verteilt werden, hat die Egbert-Schule noch nicht. "Wir springen nicht auf jedes Pferd", mahnt die Rektorin und verweist darauf, dass man erst einmal Erfahrungen sammeln will. Schule sei heutzutage doch "ein ständig neuer Denkprozess". Die Veränderungen sieht sie aber grundsätzlich positiv, vor allem das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, das sich in einer Ganztagsschule "klar in Richtung ,miteinander leben' entwickelt".Dazu gehört auch das breite Angebot an Klassenfahrten, das den Kindern neue Eindrücke vermittelt. Ebenso wie die Waldjugendspiele. Sport und Spiel, da sind sich Niklas, Miriam, Jule, Kathrin und Greta einig, machen in der Schule am meisten Spaß. Und natürlich der Kicker, der unterm Dach des Pausenhofes steht. Am Samstag in unserer Serie: Friedrich-Spee-Gymnasium.

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