Mit der Ruhe in Euren ist jetzt Schluss

Trier · Der Streit um die Ausweisung von neuem Bauland spitzt sich zu. Eine Bürgerinitiative protestiert heute vor dem Rathaus und im eigenen Stadtteil. Der Dezernatsausschuss spricht auch über umstrittene Sozialwohnungen in Mariahof.

 Das Gewerbegebiet im Blick: Die bepflanzte Fläche neben dem „Promilleweg“ zwischen Trier-Zewen und Trier-Euren ist nur ein kleiner Teil des Projektgebiets Unterm Langenberg. TV-Foto: Rainer Neubert

Das Gewerbegebiet im Blick: Die bepflanzte Fläche neben dem „Promilleweg“ zwischen Trier-Zewen und Trier-Euren ist nur ein kleiner Teil des Projektgebiets Unterm Langenberg. TV-Foto: Rainer Neubert

Foto: (h_st )

Trier Brubacher Hof oder Langenberg? Mariahof oder Euren? Einer dieser beiden Bereiche soll im Flächennutzungsplan als großes neues Baugebiet ausgewiesen werden. Vor der entscheidenden Abstimmung am Mittwoch, 8. März, wird es angesichts der Pattsituation im Stadtrat (TV vom 20. Februar) noch einmal spannend. Denn in Euren hat sich nun eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die sich klar gegen die Erschließung von Bauland für bis zu 3800 Neubürger im Lückenschluss zu Zewen positioniert. Bürgerinitiativen Bislang konnte die Bürgerinitiative "Stoppt den Landfraß in Trier - Brubacher Hof" für sich in Anspruch nehmen, den geballten Bürgerwillen zu repräsentieren. Mehr als 3000 Unterschriften auf Listen und einer Internetpetition haben die Akteure gegen ein Baugebiet bei Mariahof gesammelt. "Diese Zahl können wir nicht mehr erreichen", sagt der Rechtsanwalt Thomas Kaden, einer der beiden Sprecher der neuen BI. Dennoch hofft er, dass sich dank der Aktivitäten in Euren bei der entscheidenden Abstimmung nicht alle Ratsmitglieder ausschließlich auf den Bürgerwillen in Mariahof beziehen werden. "Wir haben das Thema etwas verschlafen, weil wir bislang der Meinung waren, dass eine solches Baugebiet nicht nach Euren kommen würde", erläutert Kaden im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Jetzt sei für die Abstimmung im Stadtrat aber eine Pattsituation absehbar. Das erfordere Aktionen. Verkehr Wie in Mariahof, so bereitet auch in Euren vor allem der zusätzliche Verkehr den Menschen Sorge. Kaden: "Wir sind nicht gegen eine sinnvolle Erweiterung des vorhandenen Neubaugebiets um knapp zehn Hektar, sondern gegen eine Erweiterung um insgesamt bis zu 40 Hektar. Das würde für Euren ein riesiges Verkehrsproblem bedeuten."Kaden und seine Mitstreiter, darunter zwei unmittelbar betroffene Unternehmen, glauben nicht an den Lenkungseffekt der von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Brücke über die Bahngleise: "Der Anschluss an die Luxemburger Straße würde zur Engstelle. Viele Autofahrer aus dem neuen Wohngebiet und aus Zewen würden dann durch Euren fahren."Anwohner haben im Gespräch mit dem TV zudem Befürchtungen geäußert, dass bei der durch die Stadtverwaltung vorgeschlagenen neuen Verkehrserschließung die Lärmbelästigung zunähme.Die Planer sehen in einer bis zu zehn Meter hohen Brücke über die Bahngleise die einzige Möglichkeit, um das neue Baugebiet zu erschließen. Dafür müssten lange Rampen im Bereich vor der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne aufgeschüttet werden. Am Montagabend hat sich die neue Bürgerinitiative "Gegen das große Wohngebiet Langenberg" mit Vertretern des Ortsbeirats Euren getroffen, um über das Thema zu sprechen. Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz (Unabhängige Bürgervertretung Trier) hatte mehrfach kritisiert, dass bei den Informationsveranstaltungen der Stadtverwaltung nur sehr wenige Bürger aus Euren anwesend waren. "Die Probleme, die mit einer Ausweisung von Langenberg verbunden wären, sind nicht erst seit jetzt bekannt." Protest Ihren Protest zeigen will die neue Bürgerinitiative heute vor der Sitzung des Baudezernat-Ausschusses, die um 17 Uhr im Rathaus beginnt. Dort steht die erste öffentliche Debatte der Stadtratsfraktionen zu diesem Thema auf der Tagesordnung, nachdem sich die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am 8. März für ein neues Wohngebiet Brubacher Hof ausgesprochen hat. Wenn die Mehrheit des Rates dem zustimmt, soll der Bereich Langenberg langfristig als Baulandreserve erhalten bleiben. Kurzfristig würden Euren und Zewen kleinere Erweiterungsflächen bekommen. Sozialer Wohnraum Ebenfalls im Mittelpunkt stehen wird Mariahof heute Abend bei einem weiteren Thema: Das vor allem bei Anwohnern äußert umstrittene Projekt, auf dem Platz neben dem Hofgut mehrere Gebäude mit insgesamt 31 Sozialwohnungen zu errichten, muss noch einmal durch die Ausschüsse und in den Stadtrat. Weil der Bedarf für Flüchtlinge nicht mehr so drängend ist wie geplant, soll der Standard der Gebäude auf das Niveau des sozialen Wohnungsbaus gehoben werden. Die Kosten steigen um 1,383 Millionen Euro auf insgesamt 5,353 Millionen Euro, weil dadurch 1000 Quadratmeter mehr Grundfläche notwendig sind. In den Mehrkosten enthalten sind zudem 750 000 Euro für die Gestaltung der Außenanlage, die bislang nicht veranschlagt waren. Mehr als drei Millionen Euro des Projekts sind durch Fördermittel abgedeckt. EURENER PROTESTIEREN HEUTE DOPPELT

Extra

 Im Gasthaus Schütz haben sich besorgte Bürger getroffen und die Bürgerinitiative Gegen ein großes Baugebiet Langenberg gegründet. Foto: BI Euren

Im Gasthaus Schütz haben sich besorgte Bürger getroffen und die Bürgerinitiative Gegen ein großes Baugebiet Langenberg gegründet. Foto: BI Euren

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Die Bürgerinitiative "Gegen das große Wohngebiet Langenberg" will heute an zwei Stellen erstmals mit Protestaktionen in Erscheinung treten. So ist gegen 16.30 Uhr eine Demonstration vor dem Rathaus am Augustinerhof geplant. Gegen 19 Uhr wollen die Aktivisten dann am Bürgerhaus Druckwerk in Euren ihre Aktion fortsetzen. Dort beraten die Ortsbeiräte Euren, Zewen und Heiligkreuz gemeinsam über den Flächennutzungsplan. Der Ortsbeirat Mariahof hatte den Termin für seine Sitzung bereits seit langer Zeit festgelegt: Am 7. März, 19.30 Uhr, steht die Diskussion über den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung auf der Tagesordnung des Höhenstadtteil-Gremiums.

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