Mit der Verwaltung auf Tuchfühlung
TRIER. (LH) Offene Türen an einem Samstag im Trierer Rathaus: Das gibt es alle paar Jahre beim Tag der offenen Tür in der ersten Anlaufstelle für Bürgerbegehren. Den XYZ-Antrag konnte man zwar nicht loswerden bei dieser Gelegenheit. Aber dafür gab es jede Menge Infos und Einblicke, die der "Normalsterbliche" sonst nicht erhält.
Wer aus dem Rathaus kommt, ist klüger als er noch beim Reingehen war - behauptet der Volksmund. Recht behalten hat diese These am Samstag beim Tag der offenen Tür, als Besucher gleich scharenweise ins Trierer Rathaus am Augustinerhof strömten. Mehr noch: Es scheint, als seien die Trierer mit den Rathaus-Bediensteten rundum zufrieden. Lob vor Tadel war "zwischen den Zeilen" bei den Begegnungen von Publikum und Rathaus-Beschäftigten auszumachen: "Das ist sehr gut, dass man mal hinter die Kulissen schauen kann", freut sich eine Frau aus der Innenstadt über die Initiative zu mehr Transparenz bei behördlichem Handeln. Schröer wird auf die Zeit "danach" angesprochen
Stark beschäftigt ist der Trierer Oberbürgermeister, dem der Bürger auf Tuchfühlung begegnen kann. Auch Helmut Schröer spart seine Diensträume nicht aus an diesem Tag. Einige Kilometer auf engstem Raum dürfte er an diesem Tag zurückgelegt haben. Kaum reicht die Zeit für eine Tasse Kaffee. Hinter den Schreibtisch, vor denselben, an den Schrank, ("der ist nicht zu verkaufen") dann an die Vitrinen, wo die Besucher in das Goldene Buch und die Gästebücher der Stadt mit den Unterschriften von allen Bundespräsidenten, Bundeskanzlern, vom heutigen Papst Benedikt, Michael Schumacher und vielen Weltbürgern mehr reinschauen können. "Ein Stück Geschichte" sei das, erläutert der erste Bürger der Stadt seinen Besuchern und erzählt auch von den Begegnungen mit den Prominenten. "Wie lange müssen sie noch arbeiten?", fragt eine Triererin. "Was heißt hier muss", erwidert der OB schmunzelnd. Er wird mehrfach auf die Zeit "danach" angesprochen wird. "Da kann ich den Leuten noch herzlich wenig sagen, ich weiß ja selber noch nichts Genaues." Einmal Platz nehmen im Chefsessel wollen auch eigene Mitarbeiterinnen. "Man sitzt toll und die Atmosphäre hier…", sagt eine Passantin. Schröers Nachfolger solle man signalisieren, der Stuhl sei ständig besetzt. Die Schülerinnen Natalie Ertz und Kira Dornoff wundern sich, dass der OB zu hochfeierlichen Anlässen "so eine schwere Amtskette umhängen muss". Im Nebenzimmer präsentiert sich das Schulamt mit einem historischen Klassenzimmer (Leihgabe der Matthias-Grundschule). "Die Leute sind unheimlich interessiert", sagt Maria Eberhardt. Ja, das waren noch Zeiten: "Lehrer" Wilhelm Theisen und Schüler, die längst diesem Alter entwachsen sind, spielen aus Spaß eine Schulszene nach. Marga Kranz und Elisabeth Schneider kleben mit den Augen an der Ahnentafel der Trierer Stadtoberhäupter: "Bis zu Josef Harnisch hätten wir mithalten können." Hektische Betriebsamkeit herrscht auf den Fluren, wo verschiedene Ämter Infostände aufgebaut haben. "Noch keiner verhaftet", scherzt man am Stand des Kommunalen Vollzugsdienstes. Reiner Bidinger ist mit einem konkreten Anliegen gekommen. Sein Interesse gilt einem KFZ-Wunschkennzeichen: "Name und Geburtsjahr sollen vorkommen." Hat geklappt. Menschenauflauf auch im Erdgeschoss. Das Bürgeramt (1995 eingerichtet) informiert zur topaktuellen Zweitwohnsitzsteuer (auf Wunsch bei Kaffee und Kuchen) oder stellt Gratis-Meldebescheinigungen aus. "Was, es wird schon wieder gewählt", zeigt ein Passant auf eine "Wahlurne". Aber die dient als Stimmbox für die Teilnahme an einem Bilderrätsel. "Ganz schön knifflige Aufgaben", findet eine waschechte Triererin: "An dem Rundflug bin ich weniger interessiert. Dafür mehr an der Lösung des Rätsels." Im Zwischenfoyer des Haupteingangs harren Adriana Spang und Tamara Jahn der Dinge, die da kommen. An den beiden Schülerinnen der Kurfürst-Balduin-Hauptschule muss heute jeder vorbei. "Hier gibt's den weltbesten Kaffee", sagt eine junge Frau, die ihre Tasse zurückbringt und entschwindet wieder im Gewimmel.