Mit einer Sklavin durch das antike Trier

Trier · Wie lebte es sich in Trier zur Zeit der Römer? Wie sah der Alltag der reichen Treverer aus, wie der der Sklaven? Um den Besuchern das römische Trier näher zu bringen, führt das Landesmuseum anhand von szenisch-theatralischen Darstellungen durch die Ausstellung "Ein Traum von Rom".

Trier. Das Leben im römischen Trier war nicht immer angenehm. Vor allem dann nicht, wenn man zur unteren Gesellschaftsschicht gehörte. Dass es in Trier reichlich Sklaven gab, wissen wir heute. Eine von ihnen kann man derzeit in der Ausstellung "Ein Traum von Rom" im Rheinischen Landesmuseum treffen. "Im Haushalt meines Herren gibt es gleich ein Dutzend Sklaven," erklärt die Frau, die eine lange, einfache Kutte trägt. "Es gibt Sklaven, die sich nur um die Kleider meines Herren kümmern oder die Frisur meiner Herrin richten," sagt sie und rollt dabei genervt die Augen. Dann wird ihr Blick traurig, sie senkt den Kopf. "Und dann gibt es die einfachen Sklaven wie mich. Wir erledigen, was gerade anfällt, und abends schlafen wir, wo gerade Platz ist, eine Kammer für uns einfache Sklaven gibt es nicht." Die Sklavin wird gemimt von Schauspielerin Regina Waters, die Mitglied des Theaters im Museum ist und als eine der drei Schauspielerinnen die Besucher in einer szenisch-theatralischen Führung durch die Ausstellung führt. Dabei erweckt die Gruppe mit ihren übersetzten Zitaten aus lateinischen Quellentexten Bilder in den Köpfen der Besucher. Schnell wird klar, dass der Traum vom dekadenten römischen Leben zuweilen auch ein Alptraum sein konnte. Beim Gang durch die in schummerigem Licht liegenden Ausstellungssäle treten vor allem die dunklen Seiten des urbanen Lebens zu Tage. Schauspieler Herbert Lauer, der eine Toga trägt, nimmt die Besucher der Ausstellung vor einem wandhohen Stadtplan Roms zur Seite. "Schaut euch unsere Straßen in Trier an - nach dem Vorbild Roms errichtet und chronisch verstopft." Er erläutert detailliert die Gefahren der Engpässe. So sei es vorgekommen, dass ein Wagen, mit Marmorblöcken beladen, die zur Errichtung der glanzvollen Bauwerke gedacht gewesen seien, auf der Straße umgekippt sei. "Die Passanten, die darunter begraben wurden, oder was noch von ihnen übrig blieb, verschieden wie ihre verhauchten Seelen", zitiert er. Der Wunsch nach einem Spaziergang durch das antike Trier zerplatzt. Nach dem Vorbild des glanzvollen Roms errichtet gab es in Augusta Treverorum eine große Kluft zwischen Reich und Arm, einsturzgefährdete Häuser - und auch den Mietwucher kannte man schon damals. Heute lebt Trier von dieser Geschichte, und die theatralische Führung ist eine schöne Möglichkeit für alle, die an dieser Zeit interessiert sind, für eine Stunde noch mehr römische Luft zu schnuppern.
Weitere szenisch-theatralische Führungen gibt es am 12. Juni um 18 Uhr sowie am 12. Juli und am 20. September um 17 Uhr. Infos: Telefon 0651/ 97740.

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