"Moderne Samariter"

TRIER. Mit einem Gottesdienst im Caspar Olevian Saal eröffneten der Landespfarrer, August Dahl, und der Regionalpfarrer, Ulrich Dann, die Feierlichkeiten aus Anlass des 50. Geburtstages der Johanniter in Trier.

Der Johanniterorden, dessen Untergliederung die Johanniter-Unfall-Hilfe ist, besteht seit mehr als 900 Jahren. Im Jahre 1022 in Jerusalem gegründet, wurde er 1099, seit der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer, in einen Orden umgewandelt. Im Vergleich dazu blickt der Regionalverband Trier-Mosel auf eine relativ junge Geschichte zurück. Die Anfänge liegen in den 50er-Jahren. Aufzeichnungen zufolge, werden gegen Ende des Jahres 1953 die ersten Schritte zur Gründung eines Verbandes der JUH in Trier unternommen. Erster Bezirksbeauftragter wird der inzwischen verstorbene Andreas von Schubert in Grünhaus-Mertesdorf. Zu den anfänglichen Tätigkeiten gehören Erste-Hilfe-Lehrgänge und weiterfüh-rende Sanitätslehrgänge. Hinzu kommen die sanitätsdienstliche Betreuung von Veranstaltungen, das Sammeln von Altkleidern und die Ausbildung im Katastrophenschutz. Die erste große Bewährungsprobe folgt 1956, als die Johanniter-Unfall-Hilfe zusammen mit anderen Hilfsorganisationen ungarische Flüchtlinge im österreichischen Grenzgebiet betreut. Die Anerkennung als freiwillige Hilfsgesellschaft durch die Bundesregierung erfolgt 1963. Es folgen Hilfseinsätze im In- und Ausland. Neue Herausforderungen ergeben sich durch die Wiedervereinigung und Umwälzungen in Osteuropa. Besucher aus der ehemaligen DDR werden in großem Ausmaß betreut, im Winter 1989/90 beteiligen sich zahlreiche Helfer an Hilfsaktionen für Rumänien. Volker Behrends, ehrenamtliches Mitglied im Regionalvorstand, erinnert sich an die erste Katastrophenschutzübung Ende der 50er, Anfang der 60er-Jahre. "Es wurde ein Zugunglück simuliert. Der Zug wurde durch landwirtschaftliche Fahrzeuge dargestellt." Anfang der 90er-Jahre wird der Regionalverband Trier-Mosel zu einem Verband der Freien Wohlfahrtspflege erweitert. Zusätzliche Dienste werden angeboten, wie zum Beispiel Fahrdienste, Hausnotruf, Jugendhilfe und ambulante Kinderkrankenpflege. Heute betreut die Johanniter-Unfall-Hilfe in Trier und Umgebung insgesamt 110 Patienten in mobiler Pflege. Für deren Versorgung wurden im Jahre 2003 rund 481 000 Kilometer zurückgelegt. Nach wie vor gehört die Ausbildung in Erster Hilfe zum Programm. Im vergangenen Jahr nahmen 4640 Personen an den Kursen teil.Christliche Organisation

Die JUH versteht sich als christliche Organisation, die auf zeitlosen Grundsätzen wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit basiert. Kein Wunder also, dass während des Festgottesdienstes das Gleichnis vom barmherzigen Samariter als beispielgebend herangezogen wurde. So wie Jesus die Frage des Predigers umkehrt, soll sich jedermann nicht fragen, wer sein Mitmensch sei, sondern wem er Mitmensch sein kann. Neben der medizinischen Versorgung wird daher auch das persönliche Gespräch mit dem Patienten groß geschrieben. In Anlehnung an das Bibelbeispiel betitelte Polizeipräsident Manfred Bitter die Mitarbeiter der JUH Trier als "moderne Samariter in Beige". Zeitlose Werte in Einklang mit wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Veränderungen zu bringen, ist nicht immer einfach. "Durch die Einführung der Praxisgebühr haben wir einen Patientenrückgang von rund 15 Prozent zu verzeichnen, der sich jedoch mittlerweile bei dieser Zahl eingependelt hat", so Detlef Nägler, Leiter der Regionalgeschäftsstelle. Im Regionalverband Trier-Mosel sind zurzeit 39 hauptamtliche und 46 ehrenamtliche Mitglieder tätig. Die Zahl der Fördermitglieder beträgt 1650.

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