Morscher Baum wird heute untersucht

Trier · Ein auf städtischem Gelände stehender Baum stürzt auf eine Fußgängergruppe. Eine Frau aus Trier wird getötet, ein Mann verletzt. Die Ursache des Unfalls wird ein Gutachter im Auftrag der Staatsanwaltschaft heute untersuchen. Oberbürgermeister Klaus Jensen betont, er werde sich für eine lückenlose Aufklärung des Unglücks einsetzen.

Morscher Baum wird heute untersucht
Foto: Friedemann Vetter

Trier. Ausnahmezustand am Rand der Fußgängerzone: Der Bereich zwischen Dietrichstraße und Treverispassage wird am frühen Nachmittag zur Sperrzone. Einsatzfahrzeuge der Polizei, der Rettungsdienste und der Stadtwerke blockieren die Fahrbahnen. Über der Wilhelm-Rautenstrauch-Straße liegt ein mächtiger Kastanienbaum. Er ist oberhalb des Erdbodens und des Wurzelwerks abgebrochen; die Bruchstelle ist deutlich zu sehen.
Opfer stammt aus Trier


Der über der Straße liegende Teil des Baums ist mit einer weißen Plane abgedeckt, Polizeibeamte sichern die Wilhelm-Rautenstrauch-Straße an beiden Enden: Sperrungen, die ebenso der Pietät wie der Sicherheit dienen. Eine Frau wurde von dem umstürzenden Baum tödlich getroffen; sie stammt aus Trier. Das Opfer kann nicht sofort geborgen werden und liegt noch unter dem Baum, während Stadtwerke und Feuerwehr die Situation analysieren und die Spurensicherung der Polizei den Unfallort untersucht.
Zeugen schildern den Vorfall folgendermaßen: Kurz nach 13 Uhr kippt die 15 Meter hohe Kastanie im kleinen Rautenstrauch-Park um, während gerade eine Fußgängergruppe die Straße entlanggeht. Der Baum begräbt zwei Menschen unter sich, seine Äste drücken im Gebäude gegenüber dem Park ein Fenster ein. Drei Minuten später sind die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr mit 20 Mann und mehreren Rettungs- und Feuerwehrwagen, der Notarzt, die Polizei sowie weitere Hilfsorganisationen am Ort.
Ein Mann wird verletzt in ein Trierer Krankenhaus gebracht. 17 Zeugen des Geschehens stehen unter Schock, sie werden von Rettungskräften und Notfallseelsorgern betreut. "Der Baum steht unter Spannung, er kann nicht einfach so bewegt und zersägt werden", informiert Hans-Günther Lanfer vom Trierer Presseamt. Der Stamm wird stabilisiert. Erst Stunden nach dem Unfall kann die Verstorbene geborgen und weggebracht werden.
Bergung erst nach Stunden



Der Baum bleibt, wo er ist. Nach der Spurensicherung wird heute ein von der Staatsanwaltschaft bestellter Gutachter den gesamten Unfallort bei Tageslicht genau untersuchen und mit dazu beitragen, momentan noch offene Fragen zu beantworten. Warum ist der Baum gestürzt? War er morsch? Wenn ja, wer hätte das bemerken können und müssen? Die Stadt trägt die Verantwortung für die Standsicherheit ihrer Bäume (siehe Extra). "Die Staatsanwaltschaft ermittelt, wir müssen die Ergebnisse abwarten", sagt Pressesprecher Lanfer. "Die Bäume werden einmal im Jahr kontrolliert."
Auch Ordnungs- und Feuerwehrdezernent Thomas Egger kommt zum Ort des Geschehens, ebenso Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Franz Kalck, der Leiter des Grünflächenamts. Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen kündigt eine "lückenlose Aufklärung des Unfalls" an.
Nachdem das Unfallopfer am späten Nachmittag geborgen ist, entfernt die Polizei die Absperrungen. Der Verkehr im Umfeld der Treveris-Passage normalisiert sich wieder. Nur die Wilhelm-Rautenstrauch-Straße bleibt gesperrt, der gestürzte Baum ist noch immer ein Sicherheitsrisiko. Die Ermittlungen vor Ort gehen heute weiter.
volksfreund.de
Extra

Einsatzbesprechung der Rettungskräfte: Sie müssen unter Schock stehenden Zeugen helfen, einen Verletzten versorgen und eine Tote bergen.

Einsatzbesprechung der Rettungskräfte: Sie müssen unter Schock stehenden Zeugen helfen, einen Verletzten versorgen und eine Tote bergen.

Foto: Friedemann Vetter
Zeugen des tragischen Ereignisses stehen unter Schock.

Zeugen des tragischen Ereignisses stehen unter Schock.

Foto: Friedemann Vetter

Die Stadt Trier prüft einmal im Jahr die Bäume in der Stadt auf ihre Standsicherheit. Zuständig dafür ist das Grünflächenamt. Wenn Bäume nicht mehr standsicher oder abgestorben sind, wenn sie bei Bauarbeiten im Weg stehen oder an Krankheiten wie der Stockfäule leiden, schlägt das Amt die Fällung vor. Die aktuelle Baumfällliste der Stadt stammt aus dem Januar 2012 und bezieht sich auf den Winter 2012. Darauf finden sich 79 zu fällende Bäume an 38 Standorten. Der Baum im Rautenstrauch-Park ist nicht darunter. Ob und wann genau dieser Baum zuletzt überprüft wurde, konnte die Stadt auch wegen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gestern nicht sagen. mic

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