Moselkraftwerk Rio nimmt wichtige Hürde

Bekond · Eine wichtige Hürde für das Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) an der Mosel ist genommen: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat nach einjähriger Vorprüfung die grundsätzliche Machbarkeit des Projekts bescheinigt.

 Über das Kraftwerksprojekt diskutieren auf dem Hummelsberg (von links): Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen, Projektleiter Rudolf Schöller, Landrat Günther Schartz, Juwi-Vorstand Matthias Willenbacher, SGD-Präsident Ulrich Kleemann, SWT-Chef Olaf Hornfeck und Staatssekretär Uwe Hüser. TV-Foto: Albert Follmann

Über das Kraftwerksprojekt diskutieren auf dem Hummelsberg (von links): Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen, Projektleiter Rudolf Schöller, Landrat Günther Schartz, Juwi-Vorstand Matthias Willenbacher, SGD-Präsident Ulrich Kleemann, SWT-Chef Olaf Hornfeck und Staatssekretär Uwe Hüser. TV-Foto: Albert Follmann

Bekond. Manche Großprojekte fangen ganz klein an. So war es auch beim Pumpspeicherkraftwerk Rio (siehe Extra). Der Zettel, auf dem Projektleiter Rudolf Schöller seine Idee erstmals skizzierte, sei kaum größer als ein Bierdeckel gewesen, erinnert sich Klaus Jensen, Triers Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke (SWT). Er und rund ein halbes Dutzend weitere Redner waren gestern bester Laune, denn auf dem Hummelsberg bei Bekond, wo später einmal das obere Staubecken des Mega-Kraftwerks (siehe Extra) hinkommen soll, gab es etwas zu feiern: Drei Jahre nach Schöllers Zettelzeichnung überreichte die SGD Nord den 124-seitigen raumordnerischen Bescheid. Und der fällt positiv aus.
Nach gut einjähriger Vorprüfung der Auswirkungen auf Siedlungsstruktur, Land- und Forstwirtschaft, Fremdenverkehr sowie Umwelt- und Naturschutz konstatiert die Koblenzer Behörde, dass die Vereinbarkeit mit der Regionalplanung gegeben sei. Mit anderen Worten: Die Stadtwerke und ihre Partner dürfen weiter planen. Allerdings müssten die nicht unerheblichen Eingriffe in die Natur kompensiert werden. Auch könne das PSKW nur gebaut werden, wenn die Stabilität und Dichtigkeit des Untergrunds gewährleistet sei.
Seine Behörde habe 80 Stellen beteiligt, sagte Ulrich Kleemann, Präsident der SGD. Darunter seien Kommunen, Behörden, Naturschutzverbände und die Öffentlichkeit. Die Stellungnahmen seien überwiegend positiv gewesen, es habe nur vier private Einwendungen gegeben. So hätten sich Bürger um die Standsicherheit des Damms oberhalb von Ensch und die künftige touristische Nutzung gesorgt.
Als wichtigen Baustein in der energiepolitischen Strategie des Landes bezeichnete der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, Uwe Hüser, das Moselkraftwerk. Für das Ziel, bis 2030 bilanziell die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten, benötige man die Speichertechnologie.
Kritik an Energiepolitik


Er habe noch nie erlebt, dass ein so riesiges Projekt so unaufgeregt und sachlich über die Bühne gehe, sagte SWT-Aufsichtsratschef Jensen. Er dankte allen Beteiligten, insbesondere den Bürgern und Kommunen, für ihre konstruktive Begleitung. Kritik übte er an der Energiepolitik des Bundes. Wenn "Dreckschleuder"-Kraftwerke eine Renaissance feierten, dann sei etwas nicht in Ordnung. "Rio passt in unsere Gesamtstrategie", meinte Landrat Günther Schartz. Wichtig sei es, bei solchen Projekten die Menschen mitzunehmen. Es müssten auch die Belange der Landwirte bei der Ausweisung von Ausgleichsflächen berücksichtigt werden. SWT-Vorstandschef Olaf Hornfeck dankte den Partnern, darunter der Juwi-Gruppe, und warb dafür, dass auch der Kreis einsteigt .
Es werde noch viel Kraft kosten, bis mit dem Bau begonnen werden könne, prophezeite "Projektvater" Schöller. Beim Dhrontalkraftwerk in Leiwen hätten die Vorväter schon vor 100 Jahren bewiesen, dass das Reglerprinzip funktioniere. Auch heute gehe es um "Energie aus der Region für die Region".Meinung

Ein Persilschein ist das noch nicht
Dass die Stadtwerke nun fürs Rio-Kraftwerk weiter planen dürfen, verdanken sie der Energiewende. Die Speichertechnologie ist zentraler Bestandteil dieser Politik. Deshalb drückt die SGD Nord auch beide Augen beim erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft zu. Eigentlich wäre das schöne Kautenbachtal unantastbar gewesen, nun darf es wohl mit sechs Millionen Kubikmetern Wasser gefüllt werden. Ein Persilschein ist der erteilte Entscheid jedoch noch nicht: Der Genehmigungsprozess beginnt erst richtig, und die Auflagen für den Schutz von Mensch und Natur sind hoch. a.follmann@volksfreund.deExtra

Das nach der UN-Klimaschutzkonferenz 1992 in Rio de Janeiro benannte Pumpspeicherkraftwerk "Rio" nutzt die Wasserkraft im Gefälle (200 Meter) zwischen zwei sechs Millionen Kubikmeter Wasser fassenden Becken (siehe Grafik). Das Kraftwerk soll 300 Megawatt leisten und den Strombedarf von rund 500 000 Menschen sichern. Kosten: rund 450 Millionen Euro. Zeitplan: Das anstehende Planfeststellungsverfahren prüft, ob die Anlage genehmigungsfähig ist. Das Baurecht könnte Ende 2015 vorliegen, die Bauzeit beträgt rund fünf Jahre.alf

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