Müllberg auf dem Hauptmarkt

TRIER. Ausflug mit Zange und Müllsack: Rund 300 Schüler durchkämmten gestern die Stadt nach Abfall, den Passanten achtlos weggeworfen haben. Mit der Aufräumaktion im Rahmen der Kampagne "Uns schöner Trier" wollen die Initiatoren das Umweltbewusstsein der Kinder stärken.

 Auf dem Hauptmarkt türmten die Schüler den gesammelten Müll zu einem Berg auf. Hier geben Gruppen vom Max-Planck-Gymnasium und von der Robert-Schumann-Realschule ihre Säcke ab.Foto: Wolfgang Lenders

Auf dem Hauptmarkt türmten die Schüler den gesammelten Müll zu einem Berg auf. Hier geben Gruppen vom Max-Planck-Gymnasium und von der Robert-Schumann-Realschule ihre Säcke ab.Foto: Wolfgang Lenders

Müllsäcke, Reifen, ein Autositz, ein Vogelkäfig und sogar ein alter Teppich türmen sich auf dem Hauptmarkt. Zum Abschluss der Aufräumaktion präsentieren die Kinder und Jugendlichen der Öffentlichkeit den Unrat, den sie eingesammelt haben.Aus allen Richtungen sind die Schüler in T-Shirts mit dem Aufdruck "Für eine saubere Stadt" auf den Markt gekommen. Von der Kurfürst-Balduin-Hauptschule, von der Pestalozzi-Hauptschule, von der Robert-Schumann-Realschule, vom Hindenburg-Gymnasium und vom Max-Planck-Gymnasium.Dezernenten sammeln mit

Von der Kurfürst-Balduin-Hauptschule in Trier-West aus begleitete Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch eine Gruppe. Zusammen mit Schuldezernent Ulrich Holkenbrink hat sie die Aktion geplant, die Organisation hat das Stadtreinigungsamt in die Hand genommen. Die von der City-Initiative und McDonalds unterstützte Aufräumaktion hat in diesem Jahr zum zweiten Mal stattge-funden. Ermutigt hatten die Organisatoren auch positive Reaktionen zahlreicher Passanten.Den meisten Schülern hat das Sammeln Spaß gemacht. "Ich find es scheiße, dass so viel Müll rumliegt", sagt Christoph Hemmerling (13) "Es sind doch genug Mülleimer da." Er selbst wirft keine Sachen in die Landschaft. "Das hab' ich beigebracht bekommen."Warum werfen Menschen eigentlich Müll in die Landschaft? "Weil sie ihn nicht tragen wollen", meint Saskia Wallendorf (12) und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Ziemlich allein steht Thomas Mozafari (12) zwischen den ansonsten begeisternd sammelnden Schülern. "Das ist langweilig", beklagt er sich. "Ich würde lieber etwas anderes machen."Ein etwas unangenehmes Erlebnis hat Tina Biesdorf (12) gehabt. "Da war eine Eistee-Packung, da war noch was drin", berichtet sie. "Jetzt sind meine Füße nass." Immerhin ist sie den tropfenden Müllsack schnell losgeworden: Christiane Horsch hat mit der Schülerin getauscht.Die Wirtschaftsdezernentin sieht die Aktion als Präventionsmaßnahme: "Wir müssen Jugendliche von vorne herein darauf ansprechen, keinen Müll in die Gegend zu werfen." Die Altersgruppe der 11- bis 14-jährigen sei für das Anliegen sehr empfänglich.Vom Nutzen des Projekts überzeugt sind auch die Lehrer. "Meine Klasse hat sich richtig drauf gefreut", erzählt Stefanie Lehmann, Klassenlehrerin einer sechsten Klasse der Kurfürst-Balduin-Hauptschule. "Unsere Schüler packen gerne zu, das machen sie lieber als theoretische Sachen."Ein Thema für den Unterricht

Um die Kinder für das Problem Abfall zu sensibilisieren, thematisieren es die Lehrer auch im schulischen Alltag. Damit die Mülltrennung auch in der Klasse funktioniert, hat die Lehrerin wöchentlich wechselnde Dienste eingerichtet. Auch die Pausenbrötchen werden auf dem Schulhof ohne Verpackung verkauft. Lässt doch mal ein Schüler Müll fallen, etwa bei einem Wandertag, greift die Lehrerin ein - aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. "Die Kinder sollen damit groß werden, auf so etwas zu achten", sagt sie.Den pädagogischen Nutzen der Aktion betont auch Bärbel Brucherseifer, Lehrerin am Max-Planck-Gymnasium. "Wir haben an den Schulen das Problem, dass die Schüler alles fallen lassen", berichtet sie. Verantwortlich dafür seien auch die Erwachsenen, die oft ein schlechtes Vorbild abgäben. "Wir müssen bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Müll weggeworfen wird", meint die Lehrerin. "Ich kann viel reden, es hinterlässt aber einen ganz anderen Eindruck, wenn die Schüler erleben, wie viel Arbeit Müll einsammeln macht."

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