Multi-Techniker mit vielen Freunden

OLEWIG. Ein sportlicher Rückschritt, den er nie bereute. Wolfgang Schuler kickte in der 1. und 2. Mannschaft von Eintracht Trier und wechselte dann zum Kreisligisten SV Olewig. Weil Freunde dort spielten.

"Tach Wolli, unn, wie is et?" Egal, wo Wolfgang Schuler einen Sportplatz betritt, trifft er sofort Bekannte. Dann werden Witzchen über das Alter und die Gebrechen des anderen gemacht und nach dem Spiel gemeinsam ein Stubbi oder ein Weizen getrunken. Wenn man fast sein ganzes Leben Fußball gespielt hat, kennt man viele Menschen. Freundschaften haben die sportliche Laufbahn des 48-Jährigen auch stark beeinflusst. Ab der D-Jugend spielte Schuler bei Eintracht Trier. 1975 nahm er an der noch nicht so erfolgreichen Aufstiegrunde in die 2. Bundesliga teil und gehörte später auch ein paar Mal zum Zweitligakader. Mit 26 - Schuler lief inzwischen für die Amateure auf - wurde ihm gesagt, dass er für eine große Karriere bei der Eintracht schon zu alt sei. Da für den gebürtigen Nordtrierer aber stets der Spaß am Fußball im Vordergrund stand (und steht), wechselte er nach Olewig, wo einige seiner besten Freunde kickten. Sportlich war dies ein Rückschritt, denn der SVO spielte damals Kreisliga C. Bereut hat Schuler diese Entscheidung nie. "Schließlich bin ich hier hängen geblieben." Dass er sich für den richtigen Verein entscheiden hatte, war ihm klar, als er wenige Monate später wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus musste. "Ich hatte rund um die Uhr Besuch", erzählt Schuler, der bis dahin rund um die Uhr geraucht und zu viel Stress gehabt hatte. Mit ihm und Olewig ging es fortan aufwärts. Bis in die Landesliga, wo er auch eine Saison als Trainer fungierte. "Die beste Mannschaft hatten wir jedoch in der A-Liga", meint der Flanken- und Freistoßspezialist. "Die Einstellung war ganz anders. Die meisten Spieler kamen aus Olewig und identifizierten sich voll mit dem Verein." Schuler ist vor zehn Jahren in den Stadtteil gezogen. Er kickte in der vergangenen Saison in der zweiten Mannschaft um den Aufstieg in die C-Liga und gehört auch der Ü-40 der Eintracht und den Olewiger Freizeitfußballern "Fidschelfiesjer" an. Außerdem trainiert er seit über zehn Jahren Jugendmannschafen im Verein. In der vergangenen Saison seinen eigenen Sohn Stephan in der C-Jugend. Trotz seiner Erfahrungen im höherklassigen Bereich gehen ihm Überheblichkeit oder Prahlerei völlig ab. Mit dem, was er erreicht hat, geht er nicht hausieren, und mag das auch bei anderen nicht. Wenn einer seiner Mitspieler von Selbstüberschätzung befallen ist, weiß Schuler ihn auf humorvolle Weise davon zu kurieren. Heilen hat auch mit seinem Beruf zu tun, denn er ist nicht nur mit den Füßen, sondern auch mit den Händen geschickt. Schuler ist ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker. "Wir kriegen die meisten Programme in Olewig." 28 Jahre lang arbeitete er für "Kaurisch" und deren Schwesternunternehmen. Heute ist er technischer Objektleiter in der Treviris-Passage. "Das klingt besser als Hausmeister", schmunzelt der Olewiger. Im Hause Schuler, dem noch Ehefrau Heidi und Tochter Katharina angehören, wird aber nicht nur Fußball gespielt oder Fernsehen geschaut. So oft es geht, steigt er mit seiner Gattin aufs Rad, und dann geht's raus in die Natur. Das tut auch den Knien gut, die nach mehreren Operationen aussehen, als hätte er mal Schwierigkeiten mit der Mafia gehabt. Bei deren Anblick staunen nicht nur der Orthopäde, sondern auch seine Gegenspieler, wenn er mal wieder einen Traumpass oder ein Zuckertor geschossen hat.

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