Musik bringt sozialen Frieden

Gemeinschaftliches Musizieren fördert Persönlichkeit, Konzentration und Sozialverhalten. Dies belegen nicht nur Studien. Auch das gemeinschaftliche Projekt "Sozialer Friede durch aktives Musizieren" von Stadt, Musikschule und Nikolaus-Koch-Stiftung zeigt positive Ergebnisse.

 Lernen Konzentration und pflegliches Miteinander durch Musik: Die dritte Klasse der Grundschule Reichertsberg hat zwei Jahre musikalische Grundausbildung genossen und spielt seit Oktober als Streicher-Ensemble. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Lernen Konzentration und pflegliches Miteinander durch Musik: Die dritte Klasse der Grundschule Reichertsberg hat zwei Jahre musikalische Grundausbildung genossen und spielt seit Oktober als Streicher-Ensemble. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-West. "Nehmt Spielhaltung an", fordert Elisabeth Krüger die Jungen und Mädchen der dritten Klasse der Grundschule Reichertsberg auf. Zuerst zupfen die Kontrabass- und Cello-Spieler die Saiten, dann sind Geigen und Bratschen dran. Damit die Finger in den Pausen keinen Unsinn anstellen, werden sie auf den Kopf gelegt. Die klare Zeichensprache wird auch dann verstanden, wenn alle durcheinander quatschen. Die "Streicherklasse" ist Teil des Projekts "Sozialer Friede durch aktives Musizieren". Zweimal in der Woche ist Musikunterricht: Streichensemble und Chor. In den ersten beiden Schuljahren wurde das Rüstzeug für das Spielen von Instrumenten gelehrt. Bewegungsspiele und Orffsche Instrumente vermittelten Taktgefühl. Tonleiter, Tonarten und Notenwerte sind längst keine Unbekannten mehr. Die musikalischen Lerninhalte seien nicht das Wichtigste, sagt Konrektorin Margarete Welle. "Viele Kinder hatten Probleme, sich in die Gruppe zu integrieren und Regeln zu akzeptieren." Dies habe sich geändert. Das bestätigen auch die Streicherlehrerinnen Barbara Konder und Elisabeth Krüger. Konzeption und pädagogische Umsetzung des Projektes hat die Musikschule entwickelt, sie stellt auch die speziell geschulten Pädagogen. "Eine Studie des Musikwissenschaftlers Hans-Günther Bastian hat gezeigt, dass gemeinsames Musizieren Konzentrationsfähigkeit und Sozialverhalten von Kindern verbessert", sagt Rudolf Hahn, Chef des städtischen Bildungszentrums, zu dem die Musikschule gehört. In Saarbrücken gebe es ein vergleichbares Konzept. Dort konnten die Kinder ihr Instrument frei wählen. "Wir haben uns für eine Instrumentenfamilie entschieden, damit die Kinder während der Unterrichtszeit musizieren können. Das ist wichtig für die Akzeptanz der Eltern." "Ich bin von der Sinnhaftigkeit des Konzepts in doppelter Hinsicht überzeugt, als Streicher und als Lehrer", sagt Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. Der innovative Unterricht schöpfe die pädagogischen Möglichkeiten voll aus. Manfred Bitter ist begeistert, wie aufmerksam und konzentriert die Kinder bei der Sache sind. "Das hat sich in den zwei Jahren stark verbessert", sagt der Vorsitzende der Nikolaus-Koch-Stiftung. Die 92 000 Euro, die die Stiftung für Pädagogen und Instrumente investiere, seien sinnvoll angelegt. "Wenn das hier Früchte trägt, werden wir einen Flächenbrand entzünden."

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