Musik nach Zeitplan

RUWER. "Ich bleibe nur bei Laune, wenn ich Musik machen kann", sagt Karl-Günter Bechtel. Und die Betonung liegt auf machen. Denn er ist Vollblutmusiker, Chorleiter, Sänger, außerdem Musiklehrer am Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG). Alles dreht sich bei ihm um Musik, sie ist sein ständiger Begleiter und sein Lebensinhalt.

Die Musikalität hat er in die Wiege gelegt bekommen. Das hält Bechtel aber eher für nebensächlich. "Die Begabung ist nicht so wichtig wie der Umgang mit Musik. Wichtig ist, dass und wie Eltern und Schule Kinder mit dem Medium zusammenbringen." Er selbst hatte in seinem Vater, der 28 Jahre lang Organist, Chorleiter und Küster in St. Paulin war, einen Mentor, der ihn gefördert und in ihm die Liebe zur Musik geweckt hat. "Selbst Musik machen, ist mehr wert, als nur Musik hören", sagt er.Gregorianische Choräle zur Stimmbildung

Mit acht Jahren sang er in der Knaben-Kinderschola und dem Kirchenchor von St. Paulin. "Beim Singen habe ich mich immer wohl gefühlt", sagt Karl-Günter Bechtel. Dieses Gefühl versucht er seinen Schülern und Chorleuten weiterzugeben. Weiter gibt er auch seine Überzeugung, dass gregorianische Choräle, die er als Junge sang, "die beste Art der Stimmbildung" sind. Spricht's, und stimmt mit kräftigem Bariton ein nicht enden wollendes "Halleluja" mit zahllosen Schleifen und Phrasierungen an. Sein Vater erteilte ihm auch Klavierunterricht. Der sei aber häufiger ausgefallen, als dass er stattgefunden habe, erinnert sich Bechtel. Bei seinen eigenen Kindern habe er deshalb darauf geachtet, dass sie regelmäßig eine Stunde Klavier am Tag übten. Später durften sich Frank, Dirk und Ralf noch ein Blasinstrument wählen, auf dem sie eine weitere Stunde probten. Jeder musizierte dann in seinem Zimmer, die Benutzung des Musikzimmers mit dem Flügel war nach einem Zeitplan aufgeteilt. Mit seinen Söhnen sollte Bechtel später die Trierer Swing College Band gründen. Die Investition in die Zukunft habe sich gelohnt, denn Bechtel ist stolz auf seine Kinder, die in seine Fußstapfen getreten sind. Dirk und Ralf sind ebenfalls Schulmusiker und Lehrer geworden, Frank ist als Profimusiker Mitglied in der Badischen Staatskapelle in Karlsruhe. Sein Studium absolvierte Karl-Günter Bechtel in Saarbrücken, wurde 1966 Lehrer am AVG, ein Jahr später legte er noch die staatliche Prüfung im Fach Konzertgesang an der Musikhochschule Saarbrücken ab. "Nur ein Vollblutmusiker kann ein guter Musikerzieher sein", sagt Bechtel. Sein Professor, Herbert Schmolzi, habe ihm einen Leitspruch mit auf den Weg gegeben: "Denken Sie stets daran, dass Sie nicht nur Musikerzieher sind, sondern auch Musiker." Der müsse durch den Umgang mit der Materie und seinem Wissen und Können überzeugen, sagt Bechtel. Das versuchte er nicht nur in der Schule, bei Kinderchor, Band und Blechbläserensemble zu beherzigen. Auch beim Landesjugendchor Rheinland-Pfalz, den er 1982 gründete und bis 1985 leitete, beim Männerkammerchor '78 und Clara-Schumann-Chor kommt er diesem Leitsatz nach. Denn "ein Chor singt nur so gut wie sein Chorleiter". Die Auszeichnungen, mit denen die Leistungen Karl-Günter Bechtels anerkannt wurden, sprechen da eine deutliche Sprache: Ehrenbecher der Stadt, Ehrennadel des Sängerbundes Rheinland-Pfalz, die Peter-Cornelius-Plakette und das Bundesverdienstkreuz am Bande. Wenn Karl-Günter Bechtel am 1. August nach 39 Jahren aus dem Schuldienst scheidet, "werde ich endlich genug Zeit haben". Zeit, sich weiter der Musik zu widmen, seine Chöre zu leiten, in der Lehrer-Big-Band Rheinland-Pfalz zu spielen, im Vokalensemble St. Paulin zu singen, mit der Trierer Swing-College Band aufzutreten und Stimmbildungsseminare anzubieten. Die Liste seiner Pläne lang. Am 17. Juli um 16 Uhr gibt Karl-Günter Bechtel in der Aula des AVG ein Chorkonzert mit offenem Singen unter dem Titel "Sing & Swing". Beteiligt sind der AVG-Kinderchor, der Clara- Schumann-Chor, der Männerkammerchor '78, Dirk und Ralf Bechtel sowie Daniel Thull.

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