"Musik war mir immer wichtig"

TRIER-NORD. Körperlich und geistig noch erstaunlich fit, wird er am Dienstag, 14. Februar, 80 Jahre alt: Karl Stockert, der gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Karl Berg die Trierer Musikschule aufbaute.

"Ja, das ist mein Fahrrad", bestätigt der rüstige ältere Herr lächelnd. "Bei schönem Wetter fahre ich gern. Man muss sich ja bewegen." Seit drei Jahren wohnt er allein in seinem hübschen Häuschen in der Trier-Norder Maarstraße: Karl Stockert, pensionierter Volksschul- und Gymnasiallehrer, praktizierender Haus- und Kammermusiker. "Geboren bin ich in Tübingen", verrät er. "Doch mein Vater begann vor dem Krieg ein Lehrerstudium in Trier, und wir sind dann hier hängen geblieben. Nun bin ich schon das ganze Leben hier." Stockert war damals elf Jahre alt, besuchte die Volksschule in Trier und anschließend das Aufbaugymnasium in Biesdorf. "In der Nachkriegszeit habe ich herumexperimentiert; ich habe in Bamberg mein Abitur gemacht, aber an ein Studium war nicht zu denken." Erst als Anfang der 50er-Jahre die pädagogische Hochschule nach Trier verlegt wurde, konnte er das ersehnte Lehrerstudium beginnen und wurde anschließend Volksschullehrer an der damaligen Wilhelm-Leuschner-Schule in Trier-Nord, der heutigen Geschwister-Scholl-Hauptschule. Und die Musik? "Das fing im Aufbaugymnasium an", erinnert er sich. "Ich hatte Geigenunterricht, lernte autodidaktisch Klavier und konzentrierte mich dann auf die Flöte." Seine Kenntnisse gab er immer gern an seine Schüler weiter; in seinen letzten zehn Berufsjahren als Gymnasiallehrer in Bitburg konzentrierte er sich ganz auf den Musikunterricht. "Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, das war ein schönes Arbeiten", erinnert sich Stockert. "Der Umgang mit den Kindern war sehr gefällig, und ich fühlte mich dort gut aufgehoben." Im Jahr 1986 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst. "Mittlerweile bin ich besser dran als damals", sagt Stockert. Bereits in den 60er-Jahren war sein Freund Karl Berg mit einem Anliegen auf ihn zugekommen: Trier sollte eine Musikschule haben. "Er hat das in die Wege geleitet und sprach mich an, ob ich mitmachen wolle. Ich stimmte sofort zu. Das Ganze war ziemlich umfangreich, hatte aber immer guten Zuspruch. Es war eine private Sache damals, die Stadt stellte die Räume zur Verfügung, aber die Musikschule musste sich selbst tragen." Stockert unterrichtete Blockflöte, musikalische Grundausbildung und Singen. "Später kamen dann viele weitere Instrumente hinzu." Stockert bestätigt, dass es heutzutage schwieriger ist, Kinder an die Musik heranzuführen: "Sie haben heute so viele Möglichkeiten, da wird nicht mehr so viel nach Musik geguckt. Schade eigentlich, denn das ist von hervorragender Wichtigkeit, auch für die geistige Entwicklung."Flötenklänge in der Weihnachtsmesse

Mit seinen bald 80 Jahren ist Stockert weit davon entfernt, sich "auf die faule Haut zu legen": "Ich mache regelmäßig Haus- und Kammermusik mit Freunden", verrät er. Seit 30 Jahren musiziert er im "Spielkreis für alte Musik", wenn er sich auch mittlerweile nicht mehr auf feste Termine festlegen möchte. "Wenn die mich brauchen, mach' ich natürlich mit. Ich habe einen Freund, der ist Organist in St. Antonius, der holt mich auch ab und zu ran", sagt Stockert. So konnten die Besucher der dortigen Weihnachtsmesse Stockert an der Flöte erleben. Seinen Geburtstag wird er "im erweiterten Familienkreis" begehen. "Ich werde nicht musizieren", sagt er und lächelt. "Aber ich gehe davon aus, dass von den anderen etwas kommt."

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