Mysteriöse Militärübung mit scharfen Hunden neben Kitas im Burgunderviertel in Kürenz - Polizei dementiert Training

Trier · Eine mysteriöse Militärübung in einem Kürenzer Wohnviertel sorgt für Irritationen. Der Einsatz mit Waffen und Diensthunden sei zwischen zwei Kitas im Burgunderviertel abgelaufen und nicht gesichert gewesen, sagt eine Augenzeugin. Die Verwaltung weiß von nichts.

Trier. "Achtung, freilaufende Diensthunde" - Schilder mit dieser Aufschrift standen an zwei Tagen im Burgunderviertel in Kürenz. Das ehemalige Quartier für Angehörige der damals noch auf dem Petrisberg stationierten französischen Streitkräfte ist heute größtenteils verlassen, nur wenige der alten Häuser sind bewohnt. Die Diensthunde gehörten zu einer militärischen Übung, in deren Verlauf trainiert wurde, in Häuser einzudringen und gesuchte Verbrecher festzunehmen - das behauptet die Linke in Trier und beruft sich auf ihr Mitglied Jennifer Brinkmann. Sie habe selbst gesehen, wie die Hunde abgerichtet worden sind.

Die Linke macht ein Mysterium öffentlich, denn offenbar weiß niemand etwas über diese Übung, die am 10. und 11. Februar stattgefunden haben soll. "Wir haben alle möglichen Stellen gefragt, aber keine Bestätigung erhalten", sagt Hans-Günther Lanfer vom Trierer Presseamt. "Die Stadtverwaltung hat keine Kenntnis von der Übung."

Die Situation ist alles andere als unproblematisch. Das Burgunderviertel steht zwar fast leer, beherbergt aber den Deutsch-Französischen Kindergarten in der Burgunderstraße und die Kita Petrisberg in der Louis-Pasteur-Straße. Genau dazwischen hat die unbekannte Truppe offenbar den Häuserkampf mit Diensthunden trainiert. Das Trainingsareal war nach der Schilderung von Jennifer Brinkmann nur durch die Diensthunde-Schilder gekennzeichnet.

Die Linke brachte den Vorfall gestern Abend im Stadtrat zur Sprache und stellte eine Anfrage an die Verwaltung. Besteht in Zivilgebieten keine Informations- und Genehmigungspflicht für solche Übungen? "Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, besteht auf Bundesgebiet keine solche Verpflichtung", antwortete OB Klaus Jensen. Denn das Viertel gehört nicht der Stadt, sondern dem Bund.

Jensens Antwort ließ ebenfalls eine starke Irritation erkennen. "Die Stadt Trier verfügt über ausreichend Flächen, die für militärische Übungen genutzt werden können", sagte er. "Unseres Erachtens müssen derartige Manöver nicht in Zivilgebieten und schon gar nicht in der Nähe von Kindergärten durchgeführt werden." Wer auch immer diese Übung durchgeführt hat, hätte sowohl die Kitas als auch die Verwaltung sinnvollerweise informieren müssen, betonte der Verwaltungschef. Fälle dieser Art habe er in seiner Amtszeit bisher nicht erlebt.

Was war los im Burgunderviertel? Es gibt keine in Trier stationierten Kampfeinheiten der Bundeswehr, die den Häuserkampf mit scharfen Hunden trainieren. Eine Theorie liefert Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden. Er nennt in einer gestern versandten Mitteilung das Stichwort des "neuen Heimatschutzes" (siehe Extra). "Wir lehnen die neuen Heimatschutztruppen und die zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Polizei für Aufstandsbekämpfung und gegen Demonstrationen ab", schreibt Pflüger. "Und in diesem Zusammenhang müssen die Übungen wohl gesehen werden." Eine Theorie, deren Bestätigung gestern nicht möglich war.Extra

Die Bundeswehr spricht von "Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften", kurz RSU. Damit sind ausschließlich aus Reservisten bestehende Einheiten gemeint. Auf der offiziellen Bundeswehr-Internetseite www.bundeswehr.de werden diese Kompanien offiziell als "Kräfte für den Heimatschutz" bezeichnet. Die RSU-Einheiten wurden ab 2012 aufgestellt. Bundesweit gibt es mittlerweile 30, jeweils eine davon in Mainz und im saarländischen Saarlouis. jp

Zu den Übungen im Burgunderviertel nimmt die Polizei wie folgt Stellung:

Im Zusammenhang mit der Berichterstattung im Trierischen Volksfreund vom 20. März über eine "mysteriöse Militärübung neben Kitas" in Trier-Kürenz am 10. und 11. Februar, in der auch eine "Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Polizei" thematisiert wird, teilt das Polizeipräsidium Trier mit, dass es sich hierbei nicht um eine polizeiliche Übung von Beamten des Polizeipräsidiums gehandelt hat.

Die Diensthundestaffel des Polizeipräsidiums hat bis Ende des vergangenen Jahres leerstehende Gebäude in der Burgunderstraße und in der Frankenstraße zu Ausbildungszwecken genutzt, um ausschließlich innerhalb der Gebäude bestimmte Übungen durchzuführen. Eine entsprechende Gestattung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben liegt vor.

Diese Ausbildungsvorhaben wurden ausschließlich von Angehörigen der Diensthundestaffel ohne Beteiligung Dritter durchgeführt. Dabei handelte es sich um Ausbildungen im Zusammenhang mit dem Auffinden von illegalen Betäubungsmitteln, Waffen und Sprengstoff sowie simulierte Einbrüche und Suche nach Beweismitteln oder Personen. Während der Ausbildungen, an der in der Regel fünf bis zehn Beamte der Diensthundestaffel des Polizeipräsidiums Trier mit ihren Diensthunden teilnahmen, standen üblicherweise die als Polizeifahrzeuge erkennbaren Dienstfahrzeuge der Diensthundestaffel vor den Gebäuden.

Die Ausbildungen fanden ausschließlich innerhalb der Gebäude statt. In diesem Jahr haben in den genannten Gebäuden keine entsprechenden Ausbildungsvorhaben des Polizeipräsidiums Trier stattgefunden. Die Diensthundestaffel nutzt mittlerweile eine andere Liegenschaft auf einem abgeschlossenen Gelände in Trier.

Wer am 10. und 11. Februar 2015 auf dem Gelände in Trier-Kürenz geübt hat, ist dem Polizeipräsidium Trier nicht bekannt.

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