Mystiker unter sich

TRIER. (red) Über "Bücher der Menschheit – Johannes Tauler über Hildegard von Bingen" sprach Professor Jeffrey Hamburger im Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars. Der Vortragsabend des Uni-Fachs Kunstgeschichte und der Bibliophile Gesellschaft Pro Libris Trier fand großes Interesse.

Der renommierte Kunsthistoriker von der Harvard-Universität widmete sich einem wenig bekannten Kapitel der Wirkungsgeschichte des Werks der großen Mystikerin Hildegard von Bingen: dem illuminierten Scivias und seiner Deutung durch den Mystiker Johannes Tauler, der 1339 im Kölner Dominikanerinnenkloster St. Gertrud eine Predigt zu der Miniatur des thronenden Gottes aus dem Scivias gehalten hatte. Sie liefert ein seltenes Beispiel für eine vom Bild und weniger vom Text ausgehende Rezeption des Scivias. In großer Kenntnis der Text- und Kunstgeschichte des 12. und 14. Jahrhunderts versuchte Hamburger zwischen Hildegard und Tauler, lateinischem Frauenschrifttum und volkssprachlicher Mystik, Textsemantik und Bildästhetik Beziehungen aufzudecken. Für Tauler wie für Hildegard bilden das geschriebene Wort und das gemalte Bild komplementäre Ersatzformen für die Unmittelbarkeit von Rede und Schau. Bilder stellen für den Mystiker einen Makel der Menschlichkeit aber auch Spuren der Göttlichkeit dar. Seine Buchveröffentlichung zum Thema ist in den Mitteilungen und Verzeichnissen aus der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier erschienen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort