Nach 174 Jahren: Das Ende einer Ära

Die fünfte Generation ist die letzte: Nach 174 Jahren schließt zum Monatsende das traditionsreiche Familienunternehmen Juwelier Lortz an der Ecke Kornmarkt/Fleischstraße.

 Letzte Vertreterin der Juwelier-Lortz-Familiendynastie: Elisabeth Alof-Lortz mit Ehemann Hans Alof. TV-Foto: Roland Morgen

Letzte Vertreterin der Juwelier-Lortz-Familiendynastie: Elisabeth Alof-Lortz mit Ehemann Hans Alof. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. "Nein, meine Mutter würde sich nicht im Grab umdrehen", versichert Elisabeth Alof-Lortz. Mathilde Lortz (1915 bis 2002) habe ihr gesagt, das Familienunternehmen müsse nicht "auf Biegen und Brechen" weitergeführt werden; "Sie war eine kluge Frau und wusste, dass es schwierig werden würde."

Tochter Elisabeth (67), Frau des berühmten Gold- und Silberschmieds Hans Alof (81), überlegte um Weihnachten 2007 herum "zwar ziemlich lange, aber dann war klar: Wir schließen im Sommer". Hauptgrund: Leonie (36), die jüngste der drei Lortz-Alof-Töchter, ist zwar Goldschmiedin, will aber ihren Beruf weiterhin in Berlin ausüben. Mithin fehlt ein Nachfolger aus der eigenen Dynastie. Und jemand anderen unter dem Geschäftsnamen Lortz weitermachen lassen - das wäre für Elisabeth Alof-Lortz "Etikettenschwindel. Also machen wir Schluss. Das wäre auch im Sinne unserer Vorfahren".

Ahnvater war Kunsttischler Johann Adam Lortz, der um 1750 aus Würzburg nach Trier kam, um die prachtvollen Barockmöbel für das Kurfürstliche Palais herzustellen.

"Ladenlokal mit Werkstatt" seit 1834



Die Juwelier-Tradition begann mit Enkel Josef Lortz, der nach seiner Goldschmiede-Ausbildung in Lille/Frankreich 1834 ein "Ladenlokal mit Werkstatt" genau an der Stelle eröffnete, in dem jetzt nach 174 Jahren eine Ära endet. Dass das Familienunternehmen so lange bestehen konnte, ist das Verdienst von Mathilde Lortz. Mann Carl und die beiden Söhne waren im Krieg gefallen und das Haus mit dem Geschäft nach den Bombenangriffen 1944 nur noch ein Trümmerhaufen. Mathilde Lortz zeigte Stärke, gab das Sprachenstudium auf, um den Goldschmiede-Beruf zu erlernen. Ende 1949 wiedereröffnete sie das Geschäft im teilweise wieder aufgebauten Haus.

Tochter Elisabeth, seit 1966 im Unternehmen tätige Goldschmiedemeisterin, verkörpert die fünfte Generation. Und die letzte im Familienbetrieb Juwelier Lortz. Ende des Monats schließt sie den 80 Quadratmeter großen Laden, der heiß begehrt sei: "Wir haben Angebote in Hülle und Fülle." Aus welcher Branche der künftige Mieter komme, stehe noch nicht fest, außer, dass "Gastronomie eher weniger" infrage komme. Elisabeth Alof-Lortz hängt Geschäft und Beruf mit "durchaus positiven Gefühlen" an den Nagel: "Künftig habe ich mehr Zeit für meine Hobbys Musik und Sprachen." Aber Wehmut werde irgendwann "auch noch kommen. Da bin ich sicher."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort