Nach 269 Tagen: Spielzeugmuseum wieder da

TRIER. Mit dem Ende einer neunmonatigen Durststrecke beginnt eine neue Ära: Am Samstag, 11. Oktober, öffnet das Spielzeugmuseum in der Steipe am Hauptmarkt 14 seine Türen für Publikum.

Handwerker steigen über halb ausgepackte Umzugskisten, fleißige Helferinnen bestücken Vitrinen. Wer das Baustellen-Gewusel im zweiten und dritten Obergeschoss der Steipe sieht, kann sich nur schwer vorstellen, dass in drei Wochen alles picobello sein soll. Gerd Kintzinger, der Vorsitzende des Vereins Spielzeugmuseum, gibt sich zuversichtlich: "Wir werden das schon rechtzeitig hinkriegen." "Notfalls müssen wir eben noch ein paar Nachtschichten einlegen", ergänzt Museums-Mitarbeiterin Inge Ginter. Die Entschlossenheit ist verständlich. Seit das Spielzeugmuseum am 15. Januar den Betrieb im alten Domizil Nagelstraße einstellte, fließen keine Eintrittseinnahmen mehr. Die "Winterpause", die früher spätestens an Ostern endete, dauert nun bereits gut acht Monate. "Es wird höchste Zeit, dass es wieder los geht", meint auch Hans-Albert Becker, Chef der Tourist-Information Trier (TIT). "Das Spielzeugmuseum ist eine wichtige Einrichtung für Trier. Schön, wenn wir auf die vielen Gäste-Anfragen hin endlich eine positive Antwort geben können." Und die lautet: Offizielle Neueröffnung mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 11. Oktober, 10 bis 18 Uhr. Ursprünglich sollte der Museumsbetrieb in der Steipe bereits im Frühsommer starten. Doch zahlreiche Um- und Neuplanungen brachten immer neue Verzögerungen. "Es war eine schwierige Baustelle", resümiert Planerin und Bauleiterin Consuela Schön (Architekturbüro Werner Schaack). Die Gründe dafür nennt niemand, aber sie liegen auf der Hand: Das letzte Wort hat stets Günther Reh, der Mehrheitsaktionär der Trierer Bürgerverein AG (TBV). Ohne seinen Segen geht gar nichts. Dem 75-Jährigen gehört neben der Renommier-Immobilie Steipe auch die komplette Stamm-Sammlung des Spielzeugmuseums - und er gilt als recht entschlussfreudig im Sinne von "Was juckt mich meine Planung von gestern?". Eines der Umplanungs-Resultate: Der Zugang zum Museum führt ausschließlich durchs Steipen-Café. Die Pläne, einen separaten Eingang in der Jakobstraße zu schaffen, landeten in der Schublade. Kritik ist nicht zu vernehmen. Ohne Reh gäbe es kein Spielzeugmuseum mehr in Trier, wäre die Sammlung, die Gründer Rolf Scheurich seit Mai 1989 in der Nagelstraße präsentiert hatte, längst zerstückelt und unwiederbringlich in alle Winde verstreut. Mangels Eintrittseinnahmen hat der Museumsverein die laufenden Kosten seit Januar, den Umzug an den Hauptmarkt und den Bau einiger neuer Vitrinen mit Unterstützung von Spendern finanziert. Auch hier machte sich Architektin Consuela Schön verdient. Allein aufgrund ihrer Bemühungen kamen etwa 10 000 Euro zusammen - ein Viertel der Gesamtkosten von 40 000 Euro. "12 000 Euro fehlen noch", sagt Wirtschaftsdezernentin und Vorständlerin Christiane Horsch, die sich ebenfalls als Spendensammlerin betätigt und um weitere Unterstützung wirbt: "Auch kleine Beträge sind willkommen" (Konto Nr. 989038 bei der Sparkasse Trier). An das neue Domizil knüpft Vereinschef Kintzinger große Hoffnungen: "Wir bieten in sehr ansprechendem Ambiente und auf größerer Fläche mehr als früher in der Nagelstraße. Davon versprechen wir uns auch mehr Publikums-Zuspruch." 2002 waren es 23 600 Besucher und damit nur unwesentlich weniger als im Städtischen Museum. Blechspielzeug, Eisenbahnen, Puppen und Puppenstuben, Kaufläden, Teddys, Dampfmaschinen, Schaukelpferde, Eisenbahnen - mehr als 5000 historische Exponate auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche bringen die Augen von Spielzeug-Fans aller Generationen zum Leuchten. Neu im Angebot ist die Zinnfiguren-Sammlung aus der Werkstatt des 1995 verstorbenen Bildhauers Willi Hahn, die Reh ebenfalls gekauft hat. Kintzinger: "Ein Sahnehäubchen, denn wir können neben rund 300 Figuren auch die Skizzen und die handgearbeiteten Schieferformen zeigen und somit ihre gesamte Entstehungsgeschichte erzählen." Zum Tag der offenen Tür am 11. Oktober planen die Vorstandsmitglieder Hiltrud Zock, Werner Orth und Thomas Vatheuer ein Programm, mit dem sich das Spielzeugmuseum würdig zurückmelden will.

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