Nach Irsch droht erst einmal das große Nichts - Städtische Gewerbeflächen gehen zur Neige

Trier · Der Tropfen auf den heißen Stein: Im Gewerbegebiet Irsch stehen nur noch wenige Flächen zur Verfügung. Weitere Ausweisungen sind vorläufig nicht in Sicht. Beim Spatenstich zum Endausbau der Erschließungsstraße in Irsch hat Wirtschaftsdezernent Thomas Egger das Aus für den geplanten Standort Kockelsberg verkündet.

Trier. Es war eine eher beiläufige Bemerkung des Beigeordneten Thomas Egger. Die Pläne zur Erschließung von Gewerbeflächen am Kockelsberg hätte sich ja erledigt, meinte der parteilose Wirtschaftsdezernent am Montag am Rande der Spatenstich-Feier in Irsch. Hoppla! Damit ist nun das offiziell, was bisher Fachleute-Vermutung war: Der Standort Kockelsberg ist bei der Voruntersuchung durchgefallen.Schwerwiegender Verzicht


Er liegt im Wassereinzugsgebiet, ist problematisch fürs Klima, verteilt sich auf zu viele Grundstücksbesitzer und würde zu hohen Erschließungskosten mit sich bringen. Ihn zu den Akten zu legen, fällt der Stadt schwer. 63 Hektar an Netto-Gewerbearealen sollten laut Flächennutzungsplan-Entwurf bis 2025 neu ausgewiesen werden, 22 davon am Kockelsberg. Rechnet man den zu Bauland umgewidmeten einstigen Handwerkerpark auf Castelnau-Gelände in Trier-Feyen dazu, liegen wir "30 bis 40 Hektar unter Bedarf", sinnierte Egger, der gestern auch als Vertreter der urlaubenden Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) fungierte.
Insofern kam dem Irscher Spatenstich eine besondere Bedeutung zu. Es ist ohnehin höchst selten geworden, dass Stadtväter in kommunalen Gewerbegebieten den obligatorischen Spaten schwingen. Ob Egger in seiner bis 2018 dauernden Amtszeit überhaupt noch einmal dieses Vergnügen haben wird, ist höchst ungewiss.
Gestern ging es darum, den endgültigen Ausbau der bislang als Provisorium angelegten Erschließungsstraße Langwies und damit die Endphase der Entwicklung des Gewerbegebiets BI 6 publikumswirksam einzuläuten. Seit 2005 vermarktet die städtische Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit der Mainzer Entwicklungsgesellschaft Rheinland-Pfalz (EGRP; gestern vertreten durch ihren neuen Geschäftsführer Hans-Michael Staude) das 4,2 Hektar große Gebiet. 15 Firmen (150 Mitarbeiter) haben sich bislang angesiedelt. Die letzten sieben freien Parzellen (insgesamt 15 000 Quadratmeter) würden, da zeigen sich Wirtschaftsförderungsamts-Chef Gerhard Thesen und Ortsvorsteher Karl-Heinz Klupsch unisono sicher, bis 2017 belegt werden. Die Nachfrage sei groß - trotz des nach regionalem Maßstab hohen Quadratmeterpreises von 60 Euro. Dafür dürfen die Handwerker und Gewerbetreibenden auf ihrem Gelände Betriebswohnungen bauen. Und die Projektkosten von insgesamt 2,1 Millionen Euro werden gedeckt, so dass die Stadt ihr Vorhaben Gewerbegebiet BI 6 Trier-Irsch verlustfrei abschließen kann.
Straße und Erschließung würden bis zum kommenden Juli abgeschlossen, kündigt Baukoordinator Kurt Müller vom Ingenieurbüro Boxleitner (Trier) an.Meinung

Die Luft wird dünner
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, mag sich Thomas Egger gedacht haben, als er gestern in Doppelfunktion (Wirtschafts- und Vize-Baudezernent) Irsch besuchte. Wohl ahnend, dass es der auf lange Zeit letzte Spatenstich in einem städtischen Gewerbegebiet sein würde. Die nächsten Flächen, die der Stadt für An- oder Umsiedlungen von Betrieben zu Verfügung stehen, sind noch nicht in Sicht. Der Bund hat noch Eigenbedarf für die als Flüchtlingsheim dienende ehemalige General-von-Seidel-Kaserne (Trier-Euren). Und der Ostallee-Standort der Stadtwerke, die bis 2019 auf das Ehm-Gelände nach Trier-Kürenz umziehen, dürfte wohl eher für Wohnbebauung infrage kommen. Damit sind die vermeintlichen Großflächen-Optionen auch schon erledigt. Nicht aber das Thema Wirtschaftsförderung in Trier. Das dafür zuständige städtische Unternehmerbüro hat noch keinem ansiedlungswilligen Betrieb von außerhalb einen Korb erteilen müssen, denn es gibt noch reichlich private Flächen und solche, die Post oder Bahn gehören. Allerdings wird die Luft dünner. Laut Industrie- und Handelskammer nimmt die relative wirtschaftliche Stärke (Bruttoinlandsprodukt und -wertschöpfung) der Stadt Trier im Verhältnis zur Region ab. Auch bei der Entwicklung der Arbeitsplatzzahlen hinkt das Oberzentrum hinterher. Ein Lösungsvorschlag zum Gegensteuern: attraktive Gewerbegebiete ausweisen! r.morgen@volksfreund.de

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