Nach Streik: Gewerkschaft kündigt vorerst keine weiteren Ausfälle für Trier und den Landkreis an

Trier · Eltern melden Kinder für einen Tag von der Schule ab, Stadtbusse fahren im Samstagstakt, im Landkreis Trier-Saarburg bleiben Mülltonnen voll: Der gestrige Warnstreik im öffentlichen Dienst hatte Wirkung - Chaos blieb allerdings aus.

Nach Streik: Gewerkschaft kündigt vorerst keine weiteren Ausfälle für Trier und den Landkreis an
Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

23 Grad, blauer Himmel, Sonnenschein. Ideales Wetter zum Draußenspielen. Doch die Klettergerüste, Sandkästen und Rutschen der beiden Kindertagesstätten in Alt-Tarforst waren gestern verwaist. Die beiden städtischen Kitas blieben geschlossen. Die Erzieherinnen beteiligten sich am eintägigen Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte.
Auch die Kita Trimmelter Hof blieb zu. Auf dem öffentlich zugänglichen Spielplatz neben dem leeren, eingezäunten Außengelände der Kita tummelten sich zumindest einige Kinder - unter Aufsicht von Oma und Opa. "Normalerweise besuchen meine beiden Enkelinnen die Kita - aber heute geht das ja nicht", sagte ein älterer Mann aus Trier-West. Seine Tochter arbeite in Luxemburg und konnte sich nicht freinehmen. "Da bin ich eingesprungen", erklärte der Großvater und schiebt Karla (1) und Paula (4) auf der Schaukel an.

Ursula Kantorski hat nicht nur die Aufsicht über ihren eigenen Enkel übernommen, sondern auch für dessen Freund. "Ich geh' erst abends arbeiten, daher kann ich vormittags ganz gut übernehmen", erklärte die Großmutter. Auch beim knapp vierwöchigen Streik der Erzieherinnen im vergangenen Juni war Kantorski eingesprungen. Damals ging es den Erzieherinnen um eine Eingruppierung in höhere Tarifstufen. Diesmal wird um generelle Gehaltserhöhungen gekämpft und gegen eine drohende Kürzung der Arbeitgeberanteile an den Betriebsrenten.
Während auf dem Petrisberg auch der staatliche deutsch-französische Kindergarten geschlossen blieb, lief der Betrieb in der Kita Feyen normal - dabei ist auch diese in städtischer Trägerschaft. Warum sich ausgerechnet die Feyener Belegschaft nicht am Streik beteiligte, dazu wollte diese sich auf Nachfrage des TV nicht äußern.

Auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr, angestellt beim öffentlichen Zweckverband Abfallbewirtschaftung im Raum Trier (ART), waren von der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik aufgerufen. Zumindest in Trier lief die Sache allerdings glimpflich ab: "Wir haben genügend Fahrer im Dienst, um im Stadtgebiet alle Touren zu fahren", sagte Nadine Büdinger, ART-Pressesprecherin. In allen Trierer Straßenzügen, die regulär im Abfallkalender vorgesehen waren, wurden die Mülltonnen geleert.

In der Verbandsgemeinde Schweich konnten dagegen zwei Sperrabfall-Abholtouren nicht gefahren werden, in Tawern (VG Konz) blieben die gelben Säcke und die Altpapiertonnen stehen und in Teilen der VG Saarburg gab's zu wenige Fahrer, um die Restmülltonnen abzuholen. Alle Abfälle, die gestern nicht abgeholt wurden, will die ART am Samstag durch freiwillge Sonderfahrten ihrer Mitarbeiter einsammeln lassen.
Ein großer Teil der Müllmänner hat sich nicht am Warnstreik beteiligt. "Wir finden die Forderungen von Verdi zwar richtig und sind froh, dass Kollegen bei der Kundgebung in Saarbrücken dabei sind", erklärte einer der orange gekleideten ART-Mitarbeiter, der mit seinem Kollegen samt Müllwagen im Stadtgebiet unterwegs war, auf TV-Nachfrage. "Aber der Müll muss ja trotzdem abgeholt werden." Erst bei längeren Warnstreiks blieben wohl Tonnen länger ungeleert. "Erst dann würden die Bürger die Auswirkungen des Streiks merken", sagt der Müllmann.

Der Warnstreik der Busfahrer machte sich dagegen beim gestrigen Streiktag deutlich bemerkbar. Während an normalen Werktagen 106 Fahrer im Linienverkehr der Stadtwerke im Einsatz sind, waren es am gestrigen Streiktag nur 30, wie SWT-Pressesprecher Carsten Grasmück erklärte. Die SWT hatten den Busfahrplan auf den üblicherweise an Samstagen geltenden Takt umgestellt. Aber auch, um den Samstagsfahrplan vollständig einhalten zu können, sind 48 Fahrer notwendig. Viele Busse, insbesondere im Berufsverkehr, waren überfüllt. Ab 15 Uhr konnten die Stadtwerke den Samstagsfahrplan nicht mehr aufrechterhalten, auf mehreren Linien fuhren nur noch einmal pro Stunde Busse. So ging es zum Beispiel mit der Linie 81 vom Hauptbahnhof in Richtung Igel am Nachmittag nur noch um 15.45 Uhr, 17.45 Uhr und 20.45 Uhr.

Zu den Schulen hatten die Stadtwerke und der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) Sonderbusse eingesetzt. Trotzdem kam es zu Verspätungen und Ausfällen. "Mindestens ein Dutzend Schüler wurden von ihren Eltern für heute abgemeldet, weil keine Schulbusse gefahren seien", berichtete eine Mitarbeiterin der Nelson-Mandela-Realschule. Zusätzlich seien viele Schüler zu spät gekommen - insbesondere aus Richtung Schöndorf und Hockweiler.
Das Humboldt-Gymnasium meldete, dass zwar der ein oder andere Lehrer am Morgen mit dem Auto im Stau gestanden habe, da offenbar viele Buspendler wegen des Staus auf den eigenen Wagen umgestiegen waren. Ansonsten habe es aber keine größeren Probleme gegeben. Lediglich zwei Kinder aus Langsur seien von ihrer Mutter abgemeldet worden, weil kein Schulbus gefahren sei. Auch am Auguste-Viktoria-Gymnasium waren zwei Kinder, die aus Richtung Metzdorf/Langsur per Bus kommen, von ihren Eltern entschuldigt worden.

Zum regulären Schulschluss gegen 13 Uhr standen vor den Schulen in der City etliche Elterntaxis. "Zur Sicherheit, wegen des Streiks", erklärte eine Mutter aus Trier-Ruwer vor dem Max-Planck-Gymnasium. Nötig wäre das wohl nicht gewesen: An den Bushaltestellen bildeten sich zwar Schülertrauben, offenbar fuhren allerdings ausreichend viele extra eingesetzte Busse.Extra

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Die Gewerkschaften fordern jährlich sechs Prozent mehr Geld für die Beschäftigten von Bund und Kommune. Zudem stemmen sie sich gegen einen niedrigeren Arbeitgeberanteil bei der Betriebsrente und gegen ohne Sachgrund befristete Arbeitsverträge. Die Arbeitgeber haben ein Prozent mehr Gehalt für 2016 und zwei Prozent mehr für 2017 angeboten. Die dritte Tarifrunde zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern findet ab dem 28. April in Potsdam statt. "Ich hoffe, dass wir dann eine Einigung finden", erklärte Klein, Sekretär der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, gestern auf TV-Nachfrage. Vorher soll's nächste Woche weitere Warnstreiks geben, allerdings zumindest vorerst nicht mehr in Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg. woc

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