Nach Trier für Kunst und Liebe

TRIER-SÜD. Argentinien – New York – Paris – Luxemburg. Mario Diaz Suarez hat einen langen Schaffensweg durchschritten, ehe er sein Herz ausgerechnet an Trier verlor. Von der Pop-Art ist der Künstler zu blühenden Landschaften gereist, malt jetzt pointilliert und nur dem inneren Auge verpflichtet.

"Der Horizont ist das Wichtigste", sagt der Mann und zeigt auf den verschwommenen Streifen in einem Meer aus getupften Farben. Landschaften voll Licht und menschenleerem Leben liegen wie in flirrende Hitze gebettet auf den meist armspannenlangen Leinwänden. Geometrische Figuren durchbrechen dreidimensional die neueren Werke, bilden Inseln im Bild, stellen herausgebrochene Naturstücke in die Welt.Abenteuerliche Kunstreise

Flüchtig schaut der ältere Herr auf eine der vielen weiten Flächen, die er selbst geschaffen hat. Seine Augen sind so tiefbraun, das Iris und Pupille eins zu werden scheinen, hervorstechen unter dem dichten weißen Haar. In der unendlichen Weite der argentinischen Pampa ist der Maler Mario Diaz Suarez aufgewachsen. Den Horizont vor Augen, ist er aufgebrochen, ausgebrochen, auf eine abenteuerliche Kunstreise gegangen, aus der ein ungeahnter Abschied wurde. Vor bald 40 Jahren war das. Ein junger Kunststudent am wilden Ende der 60er-Jahre auf bargeldloser Fahrt durch Lateinamerika, nur das Empfehlungsschreiben seines Professors im Gepäck: Ausstellungen, Vorträge, Begegnungen, die ihn bis heute prägen. Von unterwegs gemalten Bildern lebt Diaz Suarez, hat den Mut zum Sprung bis nach New York und Paris. Mitten an der Quelle wird er von der ersten Strömung der Pop-Art erfasst. In Europa schlägt das Herz der Kunst. "24 Stunden bin ich in Ausstellungen gewesen, ich wollte alles sehen und erleben", erinnert sich der bald 65-Jährige, und seine dunklen Augen glänzen. Diaz Suarez malt Botschaften in bunten Farben, lässt Figuren Symbole stürzen. Comic-Hunde urinieren an Soldatenstatuen, während seine Heimat unter der Militärdiktatur leidet. Schwarze Spielzeugwagen stürzen auf die Umwelt. Der Künstler flieht zwischenzeitlich. Drei Sommer lehrt er an der Kunstakademie in Luxemburg. Er lernt seine Frau kennen. Dann - und deshalb - Trier. "Ein Kompromiss, ein Neuanfang", sagt er. Zwischen Paris und Luxemburg, unendliche Weiten gewohnt, ein Fingerschnipsen bis zu den Kunstmärkten Kölns und Frankfurts. Das Leben der Boheme hat er verloren. Sein Werk ändert sich scheinbar abrupt. Ein Selbstportrait, das nie zu Ende ging: "Hier" - mit zögernder Hand zeigt er in eine Ecke seines Bildes. Der Blick versinkt in braun-roten Farben, die zum ersten Mal zu tanzen beginnen. Er betritt impressionistische Räume, geht ins Detail des Unbekannten, erschafft die Welt, die niemals greifbar wird - bis heute. "Mi Camino" - Mario Diaz Suarez' künstlerischer Weg kann vom 1. April bis 8. Mai in der Galerie des Palais Walderdorff verfolgt werden.

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