Nach den Tränen fließt Bier

RUWER. Zum zweiten Mal wurde vor einem Monat der Biergarten der Gaststätte "Zum Winzer" ein Raub der Flammen - durch Brandstiftung. Doch die Wirtsleute lassen sich nicht klein kriegen und haben den Garten schon wieder eröffnet.

"Die Leute schätzen die idyllische Atmosphäre und gut bürgerliche Küche", meint Seniorchef Herbert Rausch mit Blick auf den 1991 eingerichteten geräumigen Biergarten direkt an der Ruwer, über den in luftiger Höhe Birkenblätter rascheln. Damit war am 5. Juni vorläufig Schluss (der TV berichtete). Mitten in der Nacht, um viertel vor vier, klingelte das Telefon bei den Wirtsleuten Sturm. "Der Garten brennt!", meldete eine Nachbarin, die wegen ihres durstigen Kindes zufällig wach war und seltsame Knistergeräusche aus dem Garten gehört hatte. Der 63-jährige Herbert Rausch und Sohn Stefan (35) eilten in den abseits von der Gaststätte gelegenen Biergarten, wo der Holzpavillon samt kompletter Thekeneinrichtung lichterloh in Flammen stand. Bis die Feuerwehr eintraf, schafften es die beiden, mit Feuerlöschern und Wasser den Brand weitgehend selbst in den Griff zu bekommen. Kohlensäureflaschen gingen nur dank eines Zufalls nicht in die Luft, sie entleerten sich selbst, als zuführende Plastikschläuche verbrannten. Der Schaden ist enorm: Die komplette Schankanlage mit Kühlung und Spülmaschine wurde zerstört, dazu gerade neu gekaufte Barhocker, das komplette Inventar samt Holzhaus. Kostenpunkt: 60 000 Euro. Ebenso enorm war die Zerstörungswut des Brandstifters. Mit einem Brandbeschleuniger - Herbert Rausch vermutet Benzin - hatte er die Theke und selbst den Innenraum der Spüle überschüttet. Und auch nicht davor zurückgeschreckt, bei leuchtenden Bewegungsmeldern entdeckt zu werden. Rita Rausch, der noch heute die Aufregung um die Ereignisse anzumerken ist, konnte bei dem Ganzen "nur heulen". Schließlich erlebte sie zum zweiten Mal, dass der Biergarten abgefackelt wurde. Bereits am 7. August 1995 wurde ein gerade renovierter Holzpavillon plus Inventar ein Opfer der Flammen - ebenfalls durch vorsätzliche Brandstiftung. Die Wirtsleute bekamen damals von der Versicherung nur einen Teil des Schadens ersetzt, da er nicht voll gedeckt war. Der oder die Täter der ersten Brandstiftung blieben unbekannt. Auch im jüngsten Fall tappt die Polizei im Dunklen. Nach ersten Ermittlungsansätzen ergab sich ein Anfangsverdacht, der sich nicht bestätigte. Voran kommen die Ermittlungen vielleicht durch das Aussetzen der Belohnung von Herbert Rausch. 1000 Euro verspricht er für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, damit "das" nicht noch mal passiert. Klein beigegeben haben die Wirtsleute aber auch nach dem jüngsten Brand keineswegs. Schon drei Tage nach dem Vorfall war die Brandstätte geräumt und entsorgt. Nach dreiwöchiger Schließung ist der Biergarten seit Ende Juni wieder geöffnet. Mit einem Zirkus-ähnlichen Zelt hat man eine Notlösung gefunden, die den Gästen ganz offenkundig gut gefällt. "Ich sag immer: Da fehlt nur noch das Trapez", schmunzelt Herbert Rausch mit einer Portion Galgenhumor. Dank ihres Bier-Verlegers, der ihnen das Zelt und die gesamte Thekeneinrichtung geliehen hat, gehen jetzt kühle Getränke wieder reibungslos über den Tresen. Wie es weiter geht mit dem Biergarten der Traditions-Gaststätte, die in zwei Jahren 100-jähriges Bestehen feiert? "Wir werden im nächsten Jahr was Neues machen", verspricht Rausch. Am Montag in unserer Serie: Der MV Ruwer-Eitelsbach hat den neuen Festplatz an der Hüsterwiese eingeweiht.

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