Nachholbedarf trotz Ökostrom-Angebots

TRIER. Die Grünen aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg setzen sich für eine deutliche Stärkung der erneuerbaren Energien ein. Sie fordern unter anderem, dass sich die Stadtwerke Trier (SWT) aus der Beteiligung an Kohlekraftwerken zurückziehen, und dass die RWE-Beteiligung an der SWT-Versorgungs-GmbH beendet wird.

Die Umwelt ist in aller Munde, die Warnung vor dem Klima-Kollaps wird ernst genommen. Dass die Umweltpolitik mittlerweile im ganzen Parteienspektrum einen hohen Stellenwert genießt, freut auch den Grünen-Kreisverband Trier/Trier-Saarburg. Dennoch wurde beim Mitgliedertreffen im Warsberger Hof im Beisein der Europa-Abgeordneten Hiltrud Breyer bemängelt, dass die EU-Klimapolitik halbherzig betrieben werde. So sei die geplante Reduktion der Treibhausgase bis 2020 von 20 Prozent angesichts der liberalen CO2-Grenzwerte bei Autos kaum umsetzbar, meinte Breyer, die zudem der EU-Kommission ankreidete, unbeirrbar auf Atomkraft zu setzen.Breyer: Alarmierende Pestizid-Studien

Die Parlamentarierin gab den Mitgliedern Einblicke in ihre Brüsseler Tätigkeit und spannte den Bogen von der Einwanderungspolitik über die Gentechnologie bis hin zu Pestiziden in Lebensmitteln. Neue, alarmierende Studien belegten, dass pestizid-belastete Lebensmittel Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADS) und Schädigungen des Gehirns verursachen könnten. Angesichts des auf dem EU-Gipfel formulierten Ziels, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch bis 2020 auf 20 Prozent anzuheben, habe die Stadt Trier einen riesigen Rückstand aufzuholen, heißt es in einem einstimmig von der Mitgliederversammlung verabschiedeten Antrag. Das neue Ökostrom-Angebot der Stadtwerke (Wasserkraft aus Österreich) und der geplante Bau einer Biogasaufbereitungsanlage in Reinsfeld seien zwar zu begrüßen, sagte Vorstandsmitglied Michael Rahe, aber es bestehe dennoch erheblicher Nachholbedarf. Ziel müsse es sein, dass die Stadtwerke bis 2020 die Stromversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien zu mindestens 50 Prozent gewährleiste. In dem Forderungskatalog der Grünen heißt es unter anderem, dass sich die Stadtwerke aus der Beteiligung an Kohlekraftwerks-Projekten zurückziehen und die frei werdenden Mittel von 17 Millionen Euro stattdessen ökologisch sinnvoll, beispielsweise in Fotovoltaik-Anlagen, investieren sollen, dass der Bau dezentraler Energieanlagen auf Basis der Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerke, Nahwärmenetze) geprüft, geplant und umgesetzt wird, dass bis 2009 der Energieverbrauch in allen städtischen Einrichtungen um 30 Prozent gesenkt wird, und dass die Idee einer Energieagentur für die Region Trier umgesetzt wird. Diese soll die privaten und öffentlichen Initiativen zur Energieeinsparung (Gebäudesanierung) und den Einsatz erneuerbarer Energien stärken. Im "Interesse eines kundenfreundlichen Wettbewerbs am Strommarkt" fordern die Grünen darüber hinaus die Stadt Trier und die Stadtwerke auf, die Beteiligung der RWE an der SWT-Versorgungs-GmbH zu beenden. "Die Stadtwerke müssen sich von der Umklammerung der RWE lösen", bemerkte Vorstandsmitglied Sabina Quijano. Dass der Einfluss des Essener Energieriesen dagegen sogar noch beträchtlich wachsen könnte, darauf machte Gerd Dahm aufmerksam. RWE wolle den Gasversorger Saar Ferngas kaufen, der wiederum sei zu einem Viertel an SWT beteiligt. Damit, so Dahm, würde der RWE-Anteil an SWT von 19 auf 44 Prozent steigen. Eine Stellungnahme des Bundeskartellamtes zu der Übernahme stehe noch aus.

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