Nachts kommen die Brandstifter

TRIER. Brand in der Dietrichstraße in der City: Vermutlich haben Unbekannte den zur Abholung bereit gestellten Müll angezündet und so einen hohen Sachschaden verursacht. Es ist nicht das erste Mal, dass nachts in der Innenstadt gezündelt wird.

"Wenn Qualm in den Laden gedrungen wäre, hätte ich erstmal schließen können", sagt Sonja Schweinheim und blickt auf die voll gehängten Kleiderstangen. "Alles hätte gereinigt werden müssen", sagt die Inhaberin des "Änderungsateliers" in der Dietrichstraße. Das Schaufenster des kleinen Ateliers ist schwarz. Dicker Ruß klebt auf der Scheibe, die in der linken unteren Ecke geborsten ist. Den Putz des Haussockels hat die Hitze zerstört. Bis in den ersten Stock sind Fenster und Anstrich schmutzig verrußt. Den Sachschaden schätzt Hausbesitzer Matthias Sonnen auf 10 000 Euro. Nur weil ein 19-Jähriger und seine Begleiterin in der Nacht zum Donnerstag beherzt eingegriffen haben, ist nichts Schlimmeres passiert. "Die jungen Leute haben gegen 1.30 Uhr den Brand entdeckt und die Polizei informiert. Dann haben sie die Gelben Säcke auseinander gezogen und so das Feuer eingedämmt", berichtet Monika Peters, Pressesprecherin der Polizei Trier. Den Polizisten gelang es dann, den Brand zu löschen, die Feuerwehr kontrollierte noch einmal das Brandnest. "Müll in Brand zu stecken, ist kein Dummer-Jungen-Streich!", betont Peters. "Die Gefahren, die von einem Feuer ausgehen, sind unberechenbar, das ist eine hochgefährliche Angelegenheit."Oliver Sauer, Besitzer des Hotels Frankenturm, das schräg gegenüber des Änderungsateliers liegt, glaubt: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier durch brennenden Müll ein Unglück geschieht." Er selbst ist gerade mit den Renovierungsarbeiten nach einem Müllbrand im Februar fertig geworden. 9000 Euro Schaden sind entstanden, weil Unbekannte die Inhalte mehrere Altpapiertonnen vor seinem Hotel angezündet hatten.Ermittlung wegen Brandstiftung

Auch damals konnten aufmerksame Anlieger Schlimmeres verhindern. "Die Polizei hat wegen Brandstiftung ermittelt, die Sache aber eingestellt", sagt Sauer. Dass die Feuerwehr wegen brennenden Mülls ausrücken muss, ist nicht selten. "Häufiger setzen Unbekannte Gelbe Säcke oder Altpapier in Brand - immer nachts und meistens in der Innenstadt", sagt Jürgen Hartz, Wachabteilungsleiter bei der Feuerwehr. "Meistens geht es glimpflich aus und es bleibt bei einem Schaden an Außenfassade, Rollläden und Fenstern, aber wir hatten auch schon Personen mit Rauchgasvergiftungen." Matthias Sonnen betreibt mehrere Gaststätten in der City. "Das Problem ist, dass der Müll morgens um sechs Uhr zur Abholung bereit stehen muss. Es bleibt gar nichts anderes übrig, als die Säcke und Tonnen über Nacht raus zu stellen", sagt der Geschäftsmann. Auch Jean-Marc Lheritier, Inhaber des Casa del Caffé am Hauptmarkt, klagt über die Abfuhrzeiten des Wertstoff-Abfalls: "In einigen Straßen wird der Müll montags abgeholt. Er steht ab Freitag das ganze Wochenende auf der Straße." Dabei bestünde nicht nur Brandgefahr: "Häufig zerreißen wohl alkoholisierte Nachtschwärmer die Säcke und verstreuen alles auf der Straße - ein hässlicher Anblick." Die Geschäftsleute der Innenstadt würden geänderte Abfuhrzeiten begrüßen: "Müsste der Müll erst um zehn Uhr auf der Straße stehen oder würde vielleicht zu einer festen Uhrzeit am Abend abgeholt, könnte man den Abfall zeitnah raus stellen", sagt Sonnen. "Die Gefahrenzone Nacht könnte so umgangen werden", stimmt Feuerwehrmann Hartz zu. "Dann würde der Müll nur für kurze Zeitspannen und bei Tageslicht auf der Straße stehen - Unfug wäre kaum noch möglich", kommentiert Sauer. Die Kripo ermittelt im Zusammenhang mit dem Brand in der Dietrichstraße in der Nacht zum Donnerstag, 16. Juni, wegen des Verdachts der Brandstiftung. Zeugen werden gebeten, sich mit der Polizei Trier unter Telefon 0651/9779-3200 in Verbindung zu setzen.

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