Nachtschwärmer auf Rock ’n’ Roll-Tour

TRIER. Weniger Veranstaltungsorte als bei der Premiere und zwei Jahre Pause bis zur Neuauflage – dennoch: Das Kneipen-Kultfestival "Honky Tonk" scheint in Trier nicht aus der Mode gekommen zu sein. Im Gegenteil: Rund 2900 Nachtschwärmer nutzten die Gelegenheit zu einem musikalischen Streifzug durch die City.

Auf eines war am Samstagabend kein Verlass, nämlich aufs Wetter - sehr zur Freude des Veranstalters des zweiten Trierer "Honky-Tonk-Festivals". Denn im Idealfall sollten sich die Gäste schließlich drinnen aufhalten und zwar vorzugsweise dort, wo einer der insgesamt 18 Live-Acts - ob Band oder DJ - für Wallung sorgte. Eines war jedoch sicher: Wer sich hinsichtlich seines Musikgeschmacks noch nie richtig festlegen konnte, hatte die Qual der Wahl. Funk, Soul, Reggae, Pop, Rock, Blues - geboten wurde beinahe alles, was sich mit Schlagzeugstöcken, Saiten, Tasten und der Stimme machen lässt. Damit waren für jene, die eine komplette Runde durch die insgesamt 14 Kneipen, Bars und andere Spielorte drehen wollten, mindestens zwei Dinge nötig: festes Schuhwerk und sportlicher Ehrgeiz - abgesehen davon, dass die kleine Weltreise zu später Stunde generalstabsmäßig geplant sein wollte. Wohl dem, der im Besitz eines der großformatigen Faltblätter war, das nicht nur einen Stadtplan enthielt, sondern vor allem die Bands kurz vorstellte. Ob damit die Wahl leichter fiel, ist fraglich. War die Entscheidung gefallen, konnte es rund gehen. Beispielsweise im "Krokodil". Dort hatte "Tripple Sec" aus Leverkusen Punkt 21 Uhr eine "Unplugged Party" angezettelt und damit mollige Wärme im Lokal erzeugt - durch heiße Musik und reichlich Enge im Schankraum. "Die Stimmung ist bestens", freute sich Oliver Schwung von der dreiköpfigen Besetzung. Vor allem die geringe Distanz zum Publikum sei es, die er zu schätzen wisse. Der Abstand zu denen in der ersten Reihe betrug übrigens nicht mal einen Meter. Wesentlich geräumiger war es da schon im "Bitburger Wirtshaus" am Kornmarkt, wenn gleich der Einzelne nur unwesentlich mehr Platz hatte. Dennoch: zum "Grooven" sollten die paar Quadratzentimeter reichen. Denn das, was die "Gordon Miller Band" bot, war dazu wie geschaffen. Ihr Repertoire: Rock'n'Roll, Blues, Country, Rockabilly. Das größte Platz-Angebot dürfte der große Tufa-Saal haben. Sich durch die in Ölsardinen-Manier platzierte Menschenmasse zu kämpfen, fiel dennoch keinen Deut leichter. In einem Punkt dürfte die Tufa den anderen Locations deutlich überlegen gewesen sein: in der Lautstärke. Denn Donner-Rhythmen von Judas Priest, Iron Maiden, Ozzy Osbourne oder AC/DC müssen nun mal - sollen sie die gewünschte Wirkung entfalten - das Zwerchfell zum Brummen bringen. Verantwortlich für die Töne waren in diesem Fall die Vier des quasi taufrischen Bandprojekts "Rokken": Michael Kernbach (Bass), Rainer Kind (Schlagzeug), Michael Brettner (Gitarre), Waldi Bracht (Gitarre) und Chity Somapala (Gesang). Zwischen fünf und sechs Stunden dauerte das Honky-Tonk-Festival, dessen Name in den Südstaaten der USA für Lokale gebraucht wird, die geprägt sind von Trinkfreudigkeit und handgemachter Musik. Antje Sauerland, zuständig für Pressearbeit, zeigte sich begeistert: "Wir sind zufrieden mit dem Verlauf." Immerhin habe man rund 2900 "Honky Tonker" zählen können. Bis zur dritten Auflage soll es laut Sauerland keine zwei Jahre dauern. "Wenn alles klappt, geht's 2006 wieder los." Weitere FotosS. 22

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