Nadelöhr über der Mosel

TRIER. Immer wieder geraten die B 52 und die Ehranger Brücke in die Schlagzeilen. Der Grund sind schwere Unfälle, auch mit tödlichem Ausgang wie zuletzt Ende Mai. Von Experten wird die Ehranger Brücke aber nicht mehr als offizielle Unfallhäufungsstelle eingestuft.

"...aus unbekannten Gründen...": Diese Formulierung der Polizei zum Unfallhergang findet sich immer wieder, wenn es darum geht, das Geschehen von Unfällen auf der Ehranger Brücke zu rekonstruieren. Zuletzt am 28. Mai. Eine Autofahrerin fährt von Luxemburg in Richtung Hermeskeil und gerät auf die Gegenfahrbahn. Die Bilanz: eine Tote, ein Schwerverletzter, eine Leichtverletzte. Der Unfall reiht sich ein in eine Kette von Unfällen mit tödlichem Ausgang, die die B 52 in ein besonders schlechtes Licht rücken. Zu 21 Unfällen kam es bereits in diesem Jahr zwischen dem Parkplatz "Dicke Buche" und dem Ende der Moselbrücke. Das ist eine ähnlich hohe Zahl wie in den Vorjahren – das erläutern Paul-Günter Kieffer, Leiter der Polizeiautobahnstation, und Walter Druckenmüller, Leiter der Autobahnmeisterei. Im vergangenen Jahr waren es 57 Unfälle, 2000 gab es 50.Fahrtrichtungen nur durch Linien getrennt

Noch in den vergangenen beiden Jahren wurde die Ehranger Brücke von der Unfallkommission als Unfallhäufungsstelle eingestuft. Dazu muss es mindestens fünf gleichartige schwere Unfälle auf einem Streckenabschnitt von 300 Metern innerhalb eines Jahres gegeben haben. Das hatte zu veränderten Markierungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 60 und 80 Kilometer pro Stunde geführt – noch vor einigen Jahren war "unbeschränktes Rasen" erlaubt.Das Verkehrsaufkommen hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren verdoppelt, der Schwerlastverkehr ist um 20 Prozent gestiegen. Durchschnittlich frequentieren heute täglich 30 000 Fahrzeuge die vier Fahrspuren. Getrennt sind die beiden Richtungen nur durch eine doppelte Linie. Dabei war das Spannbetonbauwerk ursprünglich nur als Zubringer zur A 64, der Meulenwaldautobahn, konzipiert worden. Inzwischen wird die Brücke faktisch als Autobahn genutzt. Druckenmüller: "Die Strecke befindet sich an ihrer Leistungsgrenze." Die Unfälle lägen an dem hohen Verkehrsaufkommen, ihre Schwere sei in der Art der Unfälle begründet. "Bei Unfällen mit Gegenverkehr sind die Unfallfolgen eben sehr hoch."Ohne erkennbaren Grund auf die Gegenfahrbahn

"Ohne Not und erkennbaren Grund geraten die Fahrzeuge auf die Gegenfahrbahn", sagt Druckenmüller, der dennoch dem gesamten Bereich keine besondere Unfallauffälligkeit attestiert. Entschärft werden könnte die B 52 durch anders gestaltete Fahrspuren, damit die Fahrer von der Dicken Buche abwärts konzentrierter die Brücke erreichen, sagt Kieffer. Regelmäßig gebe es mobile Fahrzeugmessungen mit Videoaufzeichnungen, um "die rauszunehmen, die erhebliche Verstöße wie Drängeln begehen". Mehr Sicherheit lasse sich langfristig nur durch eine Mitteltrennung der Fahrbahnen und eine Verbreiterung der Brücke erzielen. Für die kommenden zehn Jahre steht die Brücke noch im Bundesverkehrswegeplan – wenn auch nur unter "weiterer Bedarf". Sollte jemals die Verbreiterung der Ehranger Brücke kommen, hätte das für die vom Lärm geplagten Anwohner etwas Gutes. "Dann hätten sie Anspruch auf Lärmschutz", sagt Druckenmüller.

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