Nagaoka in Not

TRIER. 21 Tote, mehr als 800 Verletzte, 210 zerstörte Häuser - das schwere Erdbeben, das am Wochenende Japan heimsuchte, traf auch die Region um Nagaoka hart. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft startet eine Hilfsaktion für die Bewohner der Stadt, der Trier seit 1996 über einen Freundschaftsvertrag verbunden ist.

"Ein in Mitteleuropa lebender Mensch kann sich derartige Situationen einfach nicht vorstellen." Johann Aubart, Generalsekretär der vor drei Jahren gegründeten Deutsch-Japanischen Gesellschaft Trier, steht in Verbindung mit Nagaoka - ein Kontakt, der im Moment so gut wie unmöglich ist, denn die japanische Stadt liegt dicht am Epizentrum des Bebens und musste deshalb schwere Schläge einstecken. Strom- und Telefonnetze brachen ebenso zusammen wie die Verkehrsverbindungen und komplette Häuserblocks. "Viele Menschen haben ihr Leben verloren, andere ihr Zuhause. Sie müssen jetzt ohne Strom und Lebensmittel in Behelfsunterkünften ausharren."Kontakt mit einer Dolmetscherin

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft soll die Beziehungen zwischen beiden Ländern und besonders zwischen Trier und Nagaoka ausbauen. Johann Aubart ist zum Botschafter für die freundschaftlichen Beziehungen zur Stadt Trier ernannt worden und hat in den letzten Jahren viele Kontakte geknüpft. Einer dieser Kontakte ermöglichte Aubart nun einen direkten Blick in das Katastrophengebiet. "Es ist uns gelungen, das Büro für internationale Beziehungen in Nagaoka zu erreichen", erläutert Aubart. Dolmetscherin Masako Hayakawa, die ständig mit Europa und den USA - Fort Worth und Nagaoka sind Partnerstädte - arbeitet, antwortete gestern Morgen. Hayakawa berichtet von sechs Erdstößen am 23. Oktober, die innerhalb von 15 Minuten zuschlugen und jeweils Stärken zwischen fünf und sechs auf der Richter-Skala erreichten. "48 000 Menschen mussten evakuiert werden", so die Nachricht aus Nagaoka. 125 Behelfsunterkünfte wurden eingerichtet. Nagaoka nahm 2200 Bewohner eines Dorfs auf, das vollkommen zerstört wurde. "Ausfälle der Gas-, Wasser- und Stromversorgung betreffen insgesamt 95 000 Haushalte." Viele Straßen sind gesperrt, ein Shinkansen-Schnellzug entgleiste bei 200 Stundenkilometern. Masako Hayakawa rät Johann Aubart davon ab, die Krisenregion zu besuchen. Er wird es in den ersten beiden November-Wochen trotzdem tun - über Hokkaido, denn "noch ist nicht geklärt, wie ich bis nach Nagaoka komme". Dieser Besuch ist bei weitem nicht alles: Der Generalsekretär der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Trier initiiert eine Hilfsaktion, die auch von der Stadtverwaltung Trier unterstützt wird. Oberbürgermeister Helmut Schröer hat in einem Brief an seinen Amtskollegen in Nagaoka, Tamio Mori, seine Unterstützung angeboten. "Bitte melden Sie sich, wenn wir in irgend einer Art helfen können." Johann Aubart ruft zu Spenden auf. "Nagaoka hat schon viel für Trier getan, ein Beispiel ist der japanische Garten Urakuen. Jetzt ist es unsere Pflicht, zu helfen." Die Deutsch-Japanische Gesellschaft will zusammen mit der Verwaltungsspitze von Nagaoka gezielt ein Projekt aussuchen, dem die Spenden zufließen sollen. Die Suche nach diesem Projekt läuft noch. Spendenkonto: Kontonummer 10424591, Bankleitzahl 58560103 bei der Volksbank Trier.

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