Nathan ist bis heute weise

Faust, Wilhelm Tell, Nathan der Weise: Welche Rolle spielt klassische Literatur im Pisa-Zeitalter? Können junge Leute noch etwas mit den Klassikern anfangen? Der TV hat sich umgehört.

Trier. Sarah Schumm liest gerade im Deutsch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 11 am Trierer Hindenburg-Gymnasium "Nathan der Weise": "Ich finde es gut. Am Anfang war es zwar etwas schwierig. Es ist schön, wenn man sich das Stück im Theater ansehen kann, das hilft."Sebastian Kalick aus der Jahrgangsstufe 12 resümiert nach der Lektüre von "Aus dem Leben eines Taugenichts": "Das war gut zu lesen und leicht zu verstehen. Für mein Leben bringt mir das zwar nichts, aber interessant war es trotzdem." David Mock aus dem Deutsch-Grundkurs in Jahrgangsstufe 13 dagegen findet "Faust" anstrengend. Und Johanna Leonards pflichtet ihm bei, sie findet "Die Entdeckung der Langsamkeit" besser als klassische Literatur. Hans-Jürgen Fischer, Pressereferent des Philologenverbandes im Bezirk Trier, hält skeptischen Schülern entgegen: "Was ist aktueller als die Problematik von ,Nathan der Weise?'" So wie man das Rad nicht ständig neu erfinden müsse, so entstünden auch nicht ständig neue Probleme. Goethes "Faust" beispielsweise liefere eine Fülle an Fragen, die auch heute noch wichtig seien. Zwar sei zeitgenössische Literatur leichter zugänglich als die Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. Dieses Problem sei jedoch weniger inhaltlicher als sprachlicher Natur. "Man muss den Jugendlichen Hilfen geben, Querverbindungen aufweisen, die Einbettung des Textes in den zeitgeschichtlichen Kontext verdeutlichen und dann die Bedeutung für unsere Zeit herausstellen." Fischer warnt: "Man sollte die Schülerinnen und Schüler nicht unterschätzen." "Faust" hat noch aktuelle Bezüge

So teilt die angehende Abiturientin Hanna Landmann die Vorbehalte ihrer Mitschüler gegenüber Goethes "Faust" nicht: ",Faust' hat immer noch aktuelle Bezüge. Das finde ich wichtig." Und Lisa Trierweiler, Theresa Müller, Isabelle Thielen aus der 10. Klasse sowie ihre Freundin Anna Roos aus der 9. sind geschlossen gegen das Streichen der Klassiker aus dem Schulunterricht. Zwar fanden sie "Wilhelm Tell" "total langweilig, vor allem, weil die Sprache so schwierig war. Aber man sollte die Klassiker nicht weglassen, weil man davon was lernt!"

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