Nerven und Stahl liegen blank

TRIER. Seit Anfang April werden die Dehnfugen auf der Trierer Konrad-Adenauer-Brücke überarbeitet. Bis Ende Juli soll die verkehrsbeeinträchtigende Baustelle abgeschlossen sein.

Das Rattern des Aggregats ist recht laut, doch der Lärm vorbei fahrender Autos übertönt alles. Wieder kommt ein Fahrzeug, fährt erst am Stromerzeuger vorbei und dann an zwei Arbeitern, deren Werkzeuge über Kabel mit dem Aggregat verbunden sind. Energie, die der Motor erzeugt, verglüht sofort in Funken und grellem Schweißlicht. "Zorn der Zeit" nennt Günter Herzog das, was ein anderer schlichtweg als Rost bezeichnen würde. Gegen diesen gehen Herzog und seine drei Kollegen jeden Tag aufs Neue vor. Seit Anfang April sind die vier auf der Konrad-Adenauer-Brücke tätig, schweißen, bohren und schleifen und erklären hin und wieder Passanten, was sie da genau machen. "Wir tauschen Verschleißteile aus", sagt Herzog, während das Gesicht seines Mitarbeiters erneut hinter einer Schweißer-Schutzmaske verschwindet. Dann zeigt er auf das, was der "Zorn der Zeit" Triers jüngstem Moselübergang in den vergangenen 30 Jahren so alles angetan hat. Hinter Herzog liegt ein Haufen verrosteter Metallteile. Neben ihm erstreckt sich über die gesamte Brückenbreite eine Dehnfuge, also einer jener Bereiche, der nachgibt, wenn es im Sommer warm und im Winter kalt wird. "Bis zu drei oder vier Zentimeter", sagt der Vorarbeiter, am anderen Ende der Brücke, der Ostseite, gebe es sogar Bewegungen von bis zu acht Zentimetern. Ihre Nachgiebigkeit macht die Dehnfugen - oder vielmehr die Widerlager darin - anfälliger für äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, weshalb die Eisenteile jetzt erneuert werden müssen. Die Brücke insgesamt sei noch in einem recht guten Zustand, meint Herzog, "so alt wie die beiden anderen wird sie aber mit Sicherheit nicht", fügt er grinsend hinzu und blickt moselabwärts auf die Römerbrücke."Die Leute hupen für alles"

Wie die Brücke dem Zorn der Zeit unterliegt, so sind Herzog und seine Kollegen dem Zorn mancher Autofahrer ausgesetzt, die auf den schmalen Fahrspuren entlang der Baustelle unterwegs sind. "Die Leute hupen für alles", sagt der Vorarbeiter, und nur die wenigsten würden verstehen, warum die Baumaßnahme so lange dauert. Der Zustand der Fugen und der darunter verlaufenden Rinnen sei schlimmer als anfangs vermutet, erklärt er, weshalb die - nach Angabe der Stadt auf 500 000 Euro geschätzte - Maßnahme noch bis Ende Juli dauern werde. Auch wenn die Schweiß- und Schleifarbeit aus der Sicht genervter Autofahrer zuweilen planlos wirke, verlange sie doch Präzision, sagt Herzog. "Wir sind ja keine Feldschmiede."

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