Nestwärme für Waisenkinder

TRIER. 3,5 Milliarden Euro – so viel wie nie zuvor – spendeten die Deutschen im vergangenen Jahr für wohltätige Zwecke. Während jedoch nach den weltweiten Naturkatastrophen Rekordsummen flossen, sanken die Spenden für nationale Organisationen. So gingen beim Trierer Verein Nestwärme rund 80 000 Euro weniger ein als in 2004.

Der Tsunami in Südasien, die Erdbeben in Pakistan und Indien, die Regenflut im Süden der USA - Nach den weltweiten Katastrophen des Jahres 2005 stieg die Spendenbereitschaft der Deutschen auf Rekordniveau: Insgesamt spendeten nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest 32,6 Millionen Bundesbürger von Oktober 2004 bis Oktober 2005 rund 3,5 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren es rund 2,9 Milliarden 80 000 Euro weniger für nationale Projekte

Alleine nach der Tsunami-Flut in Asien sind laut Nachrichtenagenturen rund 670 Millionen privat gespendet worden. Doch obwohl diese Summe offensichtlich "zusätzlich" gespendet wurde, ging bei kleineren Organisationen die Spendeneinnahmen zurück. Erhielt der Trierer Verein Nestwärme, der sich für kranke und behinderte Kinder einsetzt, in 2004 noch rund 200 000 Euro für deutschlandweite Projekte, kamen im scheidenden Jahr "nur" noch rund 120 000 zusammen. Die exakte Bilanz will der Verein Mitte Januar vorlegen. "Dass deutlich weniger Spenden eingegangen sind, führen wir darauf zurück, dass nach den großen Naturkatastrophen die Leute an andere Organisationen gespendet haben", sagt Nestwärme-Vorsitzende Petra Moske. Aber auch der Trierer Verein engagiert sich in Sri Lanka: Zum einen wird ein bereits bestehendes Heim für geistig behinderte Waisenkinder gefördert, zum anderen soll der Kauf eines Grundstücks für den Neubau eines Heims für behinderte Mädchen ermöglicht werden. "Der Botschafter hat uns gesagt, wir seien die einzige deutsche Organisation, die sich speziell um behinderte Kinder im Katastrophengebiet kümmert", sagt Moske, die sich über die Projekte vor Ort informiert hat. Dass die Projekte überhaupt angegangen werden konnten, machte der Trierer Peter Leyendecker mit einer der größten Einzelspenden seitens eines Familienbetriebs möglich, die Nestwärme je erhalten hat: 10 000 Euro spendete der Unternehmer ("Bastelstube", "Leyendecker Holzland") speziell für die Projekte in Asien. Zwei Kinderheime auf Sri Lanka

Der 66-Jährige wollte damit ganz bewusst die Schubkraft für ein konkretes Kinderhilfe-Projekt im Tsunami-Gebiet geben: "Petra Moske war vor Ort und weiß, welche Unterstützung wo von Nöten ist. Bei so viel persönlichem Einsatz weiß ich, dass das Geld auch ankommt", sagt Leyendecker. Die Devise dazu lautete "Spenden statt Sekt und Schnittchen": Zugunsten der Kinder in Sri Lanka verzichtete die Firma auf üppige Feierlichkeiten zum 145. Firmengeburtstag. "Peter Leyendecker ist noch ein Unternehmer vom ,alten Schlag'", sagt Moske, "einer, der noch weiß, dass er auch Verantwortung für die Gesellschaft hat." Insgesamt sind aus der Region Trier speziell für die Projekte in Sri Lanka zusätzliche 37 000 Euro bei Nestwärme eingegangen. "12 000 gehen in die Erweiterung des Waisenheims, 25 000 fließen in den Grundstückserwerb", erklärt Moske. Das Waisenheim soll dabei langfristig unterstützt werden: "Nach der Sanierung brauchen wir jährlich etwa 10 000 Euro für die Unterhaltung." Wer die Sri-Lanka-Projekte der Nestwärme unterstützen möchte, spendet auf das Konto 3013090040 bei der Pax-Bank Trier, Bankleitzahl 370 601 93, Stichwort: Sri Lanka.

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