Sporthalle am Mäusheckerweg: Neu bauen statt bloß sanieren

Trier · Die Sporthalle am Mäusheckerweg wird komplett neu errichtet – und viel teurer als erwartet.

Jeder, der schon mal eine Wohnung oder gar ein älteres Haus saniert hat, kennt das. Erst denkt man: "Ach, da kommt ein bisschen frische Farbe drauf, und dann ist das gut." Dann stellt sich raus: Die Wand ist feucht, das Dach löchrig und die Badewanne leckt irgendwo.
So ähnlich, freilich in größerem Maß, ist es wohl auch bei der Sporthalle am Mäusheckerweg gewesen. Als die Halle im September 2014 wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, wurden die Sanierungskosten auf 6,3 Millionen Euro geschätzt. Nach dem ersten genaueren Hinsehen setzte Baudezernent Andreas Ludwig Instandsetzung und Modernisierung der Sportstätte im August 2016 beim Grundsatzbeschluss im Stadtrat bei 6,65 Millionen Euro an. Nun liegt die finale Berechnung vor - die die Sanierungskosten auf 8,3 Millionen Euro taxiert. Die bestehende Bausubstanz den heute geltenden Brandschutzbestimmungen anzupassen, sei beispielsweise teurer als zunächst geschätzt, erklärt Rathaussprecher Michael Schmitz auf TV-Nachfrage. Außerdem wären erhebliche Grundrissänderungen nötig, um die Halle barrierefrei umzugestalten.
Die Sanierung eines maroden Gebäudes macht allerdings nur bis zu einem gewissen finanziellen Aufwand Sinn. Irgendwann ist ein Neubau wirtschaftlicher. Die Grenze für diese Entscheidung hat der Bund als Fördergeldgeber klar definiert: Beläuft sich der errechnete Sanierungsaufwand auf 80 Prozent oder mehr der Summe, die für einen Neubau voraussichtlich fällig wäre, gilt eine Instandsetzung als unwirtschaftlich.
Die Vergleichssumme für einen Neubau wird dabei nach Standardwerten festgelegt, also nicht individuell berechnet. Für die Halle am Mäusheckerweg ist dieser Vergleichswert bereits 2016 auf 9,2 Millionen Euro festgelegt worden."Mit 8,3 Millionen Euro für die Sanierung liegen wir bei 90 Prozent dieser fiktiven Neubausumme von 9,2 Millionen Euro", erklärt Rathaussprecher Schmitz.
Dass der Bund eine so verhältnismäßig teure Sanierung bezuschusst, ist ausgeschlossen. Daher habe die Stadt das Gespräch mit dem Fördergeldgeber gesucht. Ergebnis: Der Bund hat seine Zuschusszusage von vier Millionen Euro auch für einen Neubau der Sporthalle am Mäusheckerweg bestätigt. "Das ist eine sehr gute Nachricht für Trier", sagt Baudezernent Ludwig. "Statt die marode Halle aufwendig zu sanieren, können wir nun den Neubau einer optimalen Halle für den Trierer Schul- und Vereinssport am Standort Mäusheckerweg planen." Die Vorteile eines Neubaus lägen auf der Hand: Das Raumprogramm könne nach den geltenden Maßstäben geplant und umgesetzt werden - zugeschnitten auf die aktuellen Ansprüche der Nutzer und auf Veranstaltungen. Halle und Gebäudezugänge würden optimal erschlossen. Dazu käme, dass bei einer Sanierung auch immer mal wieder unerwartete Schäden entdeckt würden, deren Behebung dann Verzögerungen mit sich bringen könnten.Wie der Hallenneubau genau aussehen wird, steht noch nicht fest. "Die Planungen nehmen noch etwa zehn bis zwölf Wochen in Anspruch", erläutert Rathaussprecher Schmitz.
Wie viel der Neubau tatsächlich kosten werde, könne erst nach Abschluss der Planungen gesagt werden. Die laut Baudezernent Ludwig "gute Nachricht" für Trier könnte damit ganz schön teuer werden. Denn der Bund fördert die Baukosten nicht prozentual, sondern hat seinen Zuschuss auf vier Millionen Euro festgesetzt. Selbst wenn der Neubau die zuletzt berechneten Sanierungskosten von 8,3 Millionen nicht übersteigt, muss die Stadt 4,3 Millionen selbst aufbringen. Beim Grundsatzbeschluss des Stadtrats und einer Sanierungssumme von damals noch 6,65 Millionen Euro belief sich der städtische Eigenanteil noch auf 2,6 Millionen. Sollte der Bau mit 9,2 Millionen Euro tatsächlich so teuer werden wie 2016 prognostiziert, müsste die Stadt sogar 5,2 Millionen Euro zuschießen. Planen, umplanen und nochmal neu planen:

September 2014: Wegen Baufälligkeit wird die große Drei-Felder-Sporthalle am Mäusheckerweg geschlossen.November 2014: Die damalige Sportdezernentin Angelika Birk kündigt die Wiedereröffnung der Halle für Anfang 2015 an.Januar 2015: Neben den Deckenschäden fällt auf, dass die Halle nicht mehr den Brandschutzanforderungen entspricht. Ex-Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani kündigt eine dauerhafte Schließung an und schlägt angesichts der zu erwartenden hohen Sanierungskosten eine 1,8 Millionen Euro teure Zelthalle als Ersatztrainingsstätte vor.Juni 2015: Der neue Baudezernent Andreas Ludwig legt die Pläne für eine Interims-Zelthalle ad acta. Er ziehe eine Sanierung der Halle vor.Februar 2016: Ludwig meldet die Halle für ein kurzfristig vom Bund aufgelegtes Sanierungsprogramm an - und erhält eine Zuschusszusage von vier Millionen Euro. Bereits Ende 2016 könnten die Sanierungsarbeiten beginnen, sagt Ludwig.August 2016: Der Stadtrat fasst den Grundsatzbeschluss für die Sanierung der Halle: Bis April 2017 sollten demnach die Detailpläne fertig sein, im Sommer 2017 die Sanierung beginnen, im Oktober 2018 die Einweihung sein.September 2017: Alles anders, alles neu: Erst im November sollen die Pläne für den Neubau der Halle vorliegen. Termine für Baubeginn und Fertigstellung sind offen.

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