Neue Lernmethoden sollen digitale Medien sicher machen

Hermeskeil/Trier · In der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil haben sich zwei Experten Themen gestellt, die Eltern, Lehrer und Schüler beschäftigten - auch bei einer vom TV moderierten Diskussion.

 Gastgeber und Referenten in einem Klassenraum mit traditioneller und davor einer modernen „Tafel“. Im Bild (von links): Heinz-Peter Düpre, Schulelternsprecher der IGS Hermeskeil, Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler und die Referenten Udo Herz und Tobias Brauchler. TV-Foto: Ursula Schmieder

Gastgeber und Referenten in einem Klassenraum mit traditioneller und davor einer modernen „Tafel“. Im Bild (von links): Heinz-Peter Düpre, Schulelternsprecher der IGS Hermeskeil, Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler und die Referenten Udo Herz und Tobias Brauchler. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hermeskeil/Trier Kommentare wie die von Frederic (12) und seiner Mutter zeigen, wie wichtig Angebote wie der Regionale Bildungstag (siehe Info I) in der IGS Hermeskeil sind. Ulrike Schröder ist dankbar, nun genauer zu wissen, wie per Smartphone-Kameras Daten gesammelt werden und "wie in YouTube Geld verdient wird". Und Frederic staunte, wie Pokémon-Spieler Unternehmen oft unbewusst helfen, Regionen kostengünstig digital zu erfassen. Und er weiß nun, wie er unerwünschte Kamera- und Micro-Zugriff stoppen kann.
Referent Tobias Brauchler vermittelte das mit einem drastischen Beispiel, dem des vermeintlichen Alleinseins auf der Toilette. Damit erreichte der Medienpädagoge auch fanatische Smartphone-Nutzer. 1991 geboren, zählt er selbst zu den im digitalen Umfeld "digital natives". Doch auch sie müssten lernen, digital, also nicht real, zu kommunizieren, verdeutlichte er mit dem Beispiel Suchtgefährdung: Netzwerknutzer suchten und fänden Anerkennung. Und das, ohne sich wie im Klassen- oder Dorfverband mit Andersdenkenden auseinandersetzen zu müssen. Doch die "Likes" machten zwar wissenschaftlich erwiesen für Sekunden glücklich, könnten aber schnell süchtig machen - nicht nach sozialen Medien, sondern nach Anerkennung. Hilfe müsse dann von außen kommen - auch bei Cybermobbing, dem gemeinschaftlichen "Fertigmachen" Dritter. Konkret also von Eltern und Lehrern oder Schulsozialarbeitern, von denen es viel zu wenige gebe.
Auch Otto Herz' Referat zur Bildungssituation in Deutschland traf den Nerv der Zuhörer. Der renommierte Reformpädagoge zeigte vertane wie weiter mögliche Chancen für Veränderungen auf. Statt auf den nächsten Pisa-Schock zu warten, brauche es innovatives antizipatorisches Lernen, das Gefahren vorausschauend erkennt und ihnen frühzeitig begegnet. Es gelte, die Fähigkeiten aller zu bündeln und sie zum Erfolg zu führen, also "das Gelingen zu organisieren", statt das Misslingen zu dokumentieren. Herz' Erfahrung als langjähriger Schul- und Internatsleiter, Hochschul-Lehrbeauftragter und Mitglied im Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft verlieh seinem Vortrag Gewicht.
Sharon Britz aus Osburg sieht sich bestärkt: Kinder sollten mehr gefördert werden, statt sie ständigen Tests auszusetzen. Die Schulbildung und das durchlässige Bildungssystem in Deutschland seien zwar sehr gut. Doch besser fände sie eine mehr auf individuelle Lernprogramme setzende "Schule für alle Kinder". Auch Christine Venter, Osburg, nimmt einiges mit vom Angebot. Das seien Themen, an denen "man immer dran bleiben muss", um Kinder zu verstehen. Und das sei wichtig, um Gefahren einzuschätzen, damit sie diesen nicht ausgeliefert seien, und um Einfluss nehmen zu können.Extra: BILANZ UND AUSBLICK


Kommunikation für alle mit allen lautete das Motto des 2. Regionalen Bildungstags, der an der Integrierten Gesamtschule Hermeskeil stattfand und an Infoständen auch Neuerungen präsentierte. Die Besucherzahlen blieben unter den Erwartungen des Regionalelternbeirats Trier. Sprecher Reiner Schladweiler geht von 150 Interessierten aus ganz Rheinland-Pfalz aus. Informiert gewesen seien mehr als 16 000 Elternvertreter. Er persönlich hätte sich vor allem über mehr Schüler gefreut. Laut Landeselternsprecher Thorsten Ralle ist die Resonanz generell nicht mehr "so, wie wir uns das wünschen würden". Wichtig ist ihm daher etwas anderes: "Wenn die, die kommen, das auch weitertragen, ist sehr viel gewonnen." Auch Stellvertreterin Anja Renett hofft, dass Erkenntnisse in Gremien und Elternschaft transportiert werden. Wenn nur einem geholfen werden könne, sei das schon ein Erfolg.Extra: REGIONALER BILDUNGSTAG


Gastgeber war der Regionalelternbeirat (REB) Trier, der die Interessen von etwa 155 000 Eltern vertritt. Den Veranstaltungsort schlug nach der Premiere in Wittlich der IGS-Schulelternbeirat vor. Auch um die 2016 als Oberstufen-IGS gestartete Schule zu präsentieren, erklärt Elternsprecher Heinz-Peter Düpre. Der dritte Bildungstag soll laut Landeselternbeirat Elmar Horst in den Raum Koblenz führen. Die Veranstaltung unterstützten der sich für Inklusion einsetzende Trierer Verein "Eine Schule für alle" (ESFA) und der Trierische Volksfreund. Chefredakteur Thomas Roth moderierte die abschließende Diskussionsrunde.

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