Neue Perspektiven fest im Blick

Mit fast 500 Schülern in 19 Klassen ist die Ludwig-Simon-Realschule auf dem Wolfsberg nicht nur groß, sondern auch die älteste ihrer Art in Trier. "Musik- und sportbetont" nennt sie ihr Angebot. Den langjährigen Kontakt zur benachbarten Cusanus-Hauptschule will man - über die künftige Realschule plus hinaus - in eine Gesamtschule einfließen lassen.

Trier. Termin auf dem Wolfsberg - und ein Novum für die TV-Schulserie: Zwei Rektoren verschiedener Schulen laden zu einem gemeinsamen Gespräch ein. Mit hochinteressantem Hintergrund: Wo andere noch zögern, grübeln oder taktieren, werfen Realschul-Leiter Josef Linden und sein Hauptschul-Kollege Alfred Gelz offen den Hut in den Ring. Sie könnten sich das große Schulzentrum auf dem Berg über dem Trierer Süden als Standort einer künftigen Gesamtschule vorstellen. Vielleicht sogar in Kooperation mit der nicht weit entfernten Grundschule Mariahof, falls ein entsprechendes Konzept der Trierer Gesamtschul-Initiative zum Tragen kommen sollte.Sprachförderzentrum für alle Trierer Schulen

Die Ludwig-Simon-Realschule, um die es in dieser Folge der TV-Serie geht, gehört ohnehin nicht zu denen, die ihr Licht unter den Scheffel stellen. Es gibt auch keinen Grund dafür. Mit ihren Schwerpunkten Sport und Musik, mit Französisch als optionaler erster Fremdsprache, mit der offenen Ganztagsschule und mit der Funktion als Sprachförderzentrum hat die LSR einiges aufzubieten. Sicher gibt es - vom tollen Blick auf die Stadt abgesehen - charmantere Schul-Schau plätze als die Zweckbauten auf der grünen Wiese zwischen Heiligkreuz und Mariahof. Aber die Anlage ist großzügig, ausbaufähig und für einen Bau aus den späten 60er Jahren in recht passablem Zustand."Wir sorgen für größtmögliche Durchlässigkeit", sagt Rektor Linden. Will heißen: Von der Option Haushaltswirtschaft bis zur Option Studium sucht die Schule nach dem optimalen Weg für jeden einzelnen Schüler. Dazu gehört eine intensive Integrationsphase zum Start. Aber auch, dass es bei den Wahlpflichtfächern neben "Klassikern" wie Sprachen, Mathe/Naturwissenschaften oder Sozialpädagogik auch den Bereich "Sport in Beruf und Freizeit" gibt. Mit späteren Berufsfeldern wie Physiotherapeut, Sportlehrer, Sportmanager, Trainer oder Fachverkäufer für Sport-Artikel. Da passt die eigene "Sport-Klasse" gut ins Bild.Die zweite große Option neben Sport ist die Musik. In einer "Bläserklasse" lernen die Schüler über zwei Jahre intensiv ein (von der Schule gestelltes) Blas-Instrument - in dieser Zeit ist Musik quasi ein "Hauptfach". Fünf größere Konzerte pro Jahr sorgen dafür, dass das Gelernte nicht im stillen Kämmerlein verschwindet."Unser Standort erlaubt, dass wir unterschiedliche Angebote für alle Talente machen können", wirbt Josef Linden für sein Haus. Dabei kommt ihm zugute, dass im LSR das Trierer Sprachförderzentrum für Kinder mit Migrationshintergrund angesiedelt ist. Dank der Sonder-Funktionen im Bereich Sport und Förderung gehören auch Logopäden und Physiotherapeuten zum Personal der Schule - was letztlich allen Schülern nutzt. Das Raumangebot lässt variables Arbeiten zu, auch wenn auf der Wunschliste des Rektors eine "Lernlandschaft" und eine großzügigere Bibliothek stehen. Eine Ganztagsschule in Angebotsform rundet das Programm ab - vor allem in den Klassen 5 bis 7 ist sie sehr gefragt bei den Schülern, die übrigens überwiegend aus dem Bereich der Stadt Trier kommen. Gemeinsames Essen und Touren mit der Hauptschule

Das Mittagessen nehmen die LS-Realschüler gemeinsam mit den Cusanus-Hauptschülern von nebenan ein. Nicht die einzige Kooperation. Man unternimmt gemeinsame Ausflüge, spricht sich bei der Planung ab, teilt sich den Schulhof. Da überrascht es nicht, dass die beiden Schulleiter und ihre Kollegien schon mal vorsorglich die Finger heben, wenn es um die künftige Schullandschaft in Trier geht. "So etwas wie eine kooperative Realschule plus sind wir eigentlich schon", sagt Hauptschul-Rektor Gelz. Aber dabei soll es nicht bleiben. "Eine Integrierte Gesamtschule als Gantzagsschule mit Perspektive auf eine eigene Oberstufe" schwebt Josef Linden vor. "Mit starren Abgrenzungen kommen wir im Schulsystem nicht weiter", argumentiert Alfred Gelz. "Wir hätten hier oben die Möglichkeit zur räumlichen Expansion", wirbt die stellvertretende Realschulleiterin Marlies Stoffels für die ehrgeizigen Pläne. Aber erst mal muss man sich weiter mit dem Alltagsgeschäft herumschlagen. Zum Beispiel mit kaputten Leichtbauwänden oder schmutzigen Fenstern. An seiner früheren Realschule in Bernkastel-Kues, erinnert sich Josef Linden, gab es so etwas nicht. Aber damals, sagt er trocken, "hatte ich als Rektor das zehnfache Sach-Budget". Morgen in unserer Serie: Die Cusanus-Hauptschule.

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