Neue Probleme in frisch sanierter Kita

Als Musterbeispiel für Verschwendung bezeichnet der Bund der Steuerzahler die Kindertagesstätte (Kita) Trimmelter Hof in Trier. Nach der Sanierung für eine Million Euro wegen Schimmelpilz-Befalls droht die erneute Schließung, weil Erzieherinnen und Kinder wieder über Gesundheitsprobleme und Gestank klagen.

Trier. Donnerstagmorgen, Anruf in der TV-Redaktion. Das Presseamt der Stadt Trier lädt auffällig kurzfristig zu einer Pressekonferenz ins Rathaus ein. Thema: Neues zur städtischen Kita Trimmelter Hof. Erst seit August nutzen die 115 Kinder und 22 Erzieherinnen wieder das nach Schimmelbefall sanierte Gebäude (siehe Chronik, der TV berichtete). Zuletzt gab es Negativ-Schlagzeilen über die Nennung der Einrichtung im "Schwarzbuch" des Steuerzahlerbunds als Musterbeispiel für Verschwendung.

Bernarding: Wir nehmen das sehr ernst



"Ich hoffe, dass das keine unendliche Geschichte wird", leitet Sozialdezernent Georg Bernarding (CDU) die jüngste Hiobsbotschaft ein. Mehrere Erzieherinnen und einige Kinder leiden zum Teil schon seit September unter Beschwerden wie tränenden Augen, Atemwegserkrankungen, Ermüdungserscheinungen und Allergien. Ähnliche Symptome hatten Anfang 2008 zur Untersuchung des Gebäudes und vorübergehenden Schließung geführt. "Wir nehmen das sehr ernst", versichert Bernarding. Die Maßnahmen im Überblick:

Raumluftmessung durch das Gesundheitsamt (ist am Mittwoch erfolgt)

Gebäude-Screening (Messungen durch eine Fachfirma)

Bohrproben aus dem Fußboden (Linoleum auf Estrich)

Vorbereitung eines möglichen Umzugs (etwa ins Telekom-U-Gebäude auf dem Pe-trisberg), Entscheidung nach Vorlage der Mess-Ergebnisse.

Rätselhaft erscheint der Fall auch Jugendamts-Leiter Achim Hettinger und Klauspeter Quiring, Leiter Gebäudemanagement: "Die Messung flüchtiger organischer Stoffe vor dem Wiedereinzug hat einwandfreie Werte ergeben." Immerhin hat sich durch das Abstellen der neu eingebauten Lüftungsanlage der unerklärliche Gestank im Kindergarten verringert.

Stadt bleibt auf den Kosten sitzen



Dem Stadtrat gibt Bernarding einen gestern verteilten Elternbrief zur Kenntnis. Kita-Leiterin Ulrike Schmitt will auf Anfrage den offiziellen Informationen nichts hinzufügen. Elternsprecherin Dorothee Faber hat den Eindruck, dass "alles dafür getan wird, die Ursache zu finden". Sie befürchtet eine erneute Auslagerung der Kinder mit Unannehmlichkeiten für die Familien. Sie müssten die Kinder fahren oder sich nach den festen Busfahrzeiten richten.

"Es ist schon schlimm genug, dass die Stadt Trier nicht in der Lage ist, die Probleme in den Griff zu bekommen", ereifert sich Christoph Steil, ein betroffener Vater. "Dass ich als Elternteil davon zuerst über das Internet-Angebot des Volksfreunds erfahre, ist eine bodenlose Frechheit." TV-Recherchen haben zuvor offenbar erheblich zur Entscheidung der Stadt beigetragen, Öffentlichkeit und Eltern zu informieren.

Sanierung, Umbau, Transport- und Personalkosten summieren sich auf rund eine Million Euro.

Darauf bleibt die Stadt trotz Schuld der Bau-Planer und Handwerker sitzen, weil die Gewährleistungsfrist abgelaufen war. Etwaige Mängel bei der Sanierung selbst müssten erst nachgewiesen werden.CHRONIK 1997: Eröffnung der neu gebauten Kita Trimmelter Hof 2003: Sanierung erster Feuchtschäden Januar 2008: Schließung wegen Schimmel-Befalls in der hinteren Holzfassade, Ausweichen in andere Gebäude August 2008: Gutachten zu den Gründen liegt vor Frühjahr 2009: Beginn der Sanierung. Die Holzfassade wird trockengelegt und neu mit Kunststoff-Paneelen verkleidet. Undichte Fenster und Türen sowie die Holzverkleidung der Decken werden erneuert. Neuer Fußboden im Flur, Umwandlung dreier Terrassen in kleine Räume Mai 2009: Weiterer Feuchtschaden im Dach fällt auf 10. August 2009: Wiedereinzug in die Kita 28. Oktober 2009: Neue Raumluftmessung nach Beschwerden von Personal und Kindern (cus)

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