Neue Wege für Studienabbrecher: Trierer Hochschulen und regionale Partner schaffen zusätzliche Anlaufstelle

Trier · Jeder dritte Bachelorstudent bricht sein Studium ohne Abschluss ab. Fünf regionale Partner kooperieren nun, um dieser Quote entgegenzuwirken. Studienabbrechern sollen hingegen unter Hilfestellung in die Wirtschaft wechseln.

Trier. Finanzielle Schwierigkeiten, Überforderung oder eine falsche Erwartung: Etwa jeder dritte Bachelorstudent wirft vorzeitig das Handtuch oder verwirkt durch nichtbestandene Klausuren das Recht, weiterstudieren zu dürfen. Was bleibt, ist häufig ein Gefühl des Scheiterns, mindestens aber die Frage nach der beruflichen Zukunft.
In einer Kooperationsvereinbarung haben die Trierer Hochschulen, die Agentur für Arbeit, die Handwerkskammer (HWK) und die Industrie- und Handelskammer (IHK) nun beschlossen, die Zahl der Studienabbrüche zu reduzieren oder gegebenenfalls bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen. "Wir wollen junge Studierende nicht alleine lassen, sondern gezielt in die Berufswelt begleiten", sagt Ulrike Graßnick, Kanzlerin der Universität Trier.
"Im Studium zu scheitern ist nicht schlimm - das ist kein Igitt-Zustand", sagt Heribert Wilhelmi, Leiter der Trierer Agentur für Arbeit. Das Scheitern müsse man als Ausgangslage dafür nehmen, noch einmal ganz neu durchzustarten. "Die Wirtschaft braucht den Nachwuchs", sagt er.
Gelingen soll die Neuausrichtung durch gezielte und individuelle Gespräche mit den Betroffenen. Was die Nutzung von Beratungsangeboten angeht, nimmt HWK-Chef Manfred Bitter die Studenten in der Pflicht: "Man muss doch selbst merken, ob man genug in der Birne hat, um die Klausuren zu bestehen." Anlaufstellen wie die Career-Services der Agentur für Arbeit gibt es bereits. Die Studenten seien aber in einer gewissen "Holschuld". "Diese Eigeninitiative setze ich voraus", sagt Bitter, der erst einschreiten will, "wenn Studierende Hilfe suchen".
Andreas Künkler, Vizepräsident der Hochschule Trier, glaubt an den Nachwuchs: "Die Wenigsten gehen einfach so." Das Grundproblem sieht Bitter in der hohen Akademisierungsrate in Deutschland. Jährlich würden 57 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen, aber nur 20 Prozent benötigt.Campus & Co.



"Das geht vollkommen am Bedarf der Wirtschaft vorbei." In die falsche Ausbildung zu investieren sei außerdem eine Verschwendung von Ressourcen. Wer einen Studienabbruch in Erwägung zieht, sollte in der Tat die finanziellen Folgen im Blick haben. Klare Regelungen gibt es etwa bei der Rückzahlung des Bafögs. Die erste Rate wird frühestens fünf Jahre nach Ende der Regelstudienzeit fällig. Zeit genug also, um eine dreijährige Ausbildung abschließen zu können. Anders sieht es hingegen bei Krediten aus.
Beim Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (kfw) beträgt die sogenannte Karenzphase - die Zeit, die zwischen dem Ende der Auszahlungs- und dem Beginn der Rückzahlungsphase liegt - höchstens 23 Monate.Extra

Bill Gates hat es getan, Mark Zuckerberg auch. Und nicht weniger gehören Otto Waalkes und Stefan Raab zum großen Kreis der Studienabbrecher. Schauspieler Brad Pitt hat sich beispielsweise 1982 an der Universität von Missouri für Journalistik eingeschrieben. Lediglich zwei Jahre hielt er durch, ehe es ihn für erste Auftritte in Werbefilmen an die Westküste zog. Auch hinter der Kamera ist man nicht vor Rückschlägen sicher: Steven Spielberg schmiss 1968 sein Filmstudium. 2002 holte er dann seinen Bachelor-Abschluss nach. Studienabbrecher sind allerdings kein Phänomen der Neuzeit: Der Reformator Martin Luther begann 1501 in Erfurt mit dem Jurastudium. Fünf Jahre hielt er durch, dann ging er ins Kloster um Mönch zu werden. sekExtra

Die Ansprechpartner der Kooperationsstellen: Career-Service der Universität Trier , Telefon 0651/2014950; Career-Service der Hochschule Trier , Telefon 0651/8103556 Agentur für Arbeit, Telefon 0800/4555500; Handwerkskammer Trier, Telefon 0651/207232, E-Mail: pkollmann@hwk-trier.de ; Industrie- und Handelskammer Trier, Telefon 0651/9777302, E-Mail: glasner@trier.ihk.de sek

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