Neuer Haarschnitt als Geschenk zum Fest

Trier · Mitarbeiterinnen eines Friseursalons in Trier haben sich zu Weihnachten eine besondere Aktion überlegt: Sie spendieren ehemals obdachlosen Männern, die nun im Wohnheim Haus Lukas leben, einen Haarschnitt.

 Große Haarschneideaktion im Haus Lukas: Friseurinnen eines Trierer Salons machen ehemals Obdachlosen ein besonderes Weihnachtsgeschenk. Dritter von rechts: Einrichtungsleiter Ralf Matheus. TV-Foto: Dorothee Quaré

Große Haarschneideaktion im Haus Lukas: Friseurinnen eines Trierer Salons machen ehemals Obdachlosen ein besonderes Weihnachtsgeschenk. Dritter von rechts: Einrichtungsleiter Ralf Matheus. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. "Bitte gerade mal die Augen zu machen - und schön stillhalten!" Drei Männer bekommen die Haare geschnitten. Eigentlich eine ganz alltägliche Szene. Nur, dass sie nicht im Friseursalon stattfindet, sondern im Haus Lukas in der Herzogenbuscherstraße, und dass es sich bei den Männern um ehemalige Obdachlose handelt.
"Für Kinder wird ja viel gemacht, so wollten wir mal was für Obdachlose tun", schildert Christin Vogtel die Weihnachtsaktion. "Haare schneiden ist ja unser Fach, und wenn wir so etwas Gutes tun können - umso besser!" Gemeinsam mit Melissa Roos arbeitet sie im Trierer Friseursalon Perfect Color World. "Wir möchten den Menschen die Scheu vor Obdachlosen nehmen", sagt diese. "Im Vorfeld wurde uns das Haus gezeigt, ich bin ganz begeistert." Die Auszubildende Janina Yildiz erfuhr erst gestern von der Aktion und sagte spontan zu. "Das sind ganz normale Menschen wie wir auch", stellt sie fest.
Alis Schnitt ist fertig. Er schaut in den Spiegel und bedankt sich strahlend bei der Friseurin. "Ich fühle mich jetzt ein bisschen leichter", sagt er lachend. Aus Waldrach stamme er, berichtet er. Bäcker habe er gelernt, aber als Anstreicher gearbeitet. Durch familiäre Probleme sei er auf der Straße gelandet. Auch Franz gefällt sein neuer Haarschnitt: "Super!", freut er sich. Seit Mai lebe er im Haus Lukas und fühle sich sehr wohl hier. Drei Jahre habe er auf der Straße gelebt, in ganz Europa sei er herumgekommen und habe als Kanalarbeiter gearbeitet. Hartmut, der sich bereitwillig sein wallendes weißes Haar stutzen lässt, lebt bereits sechs Jahre im Haus Lukas. Durch zwei schwere Unfälle habe er Arbeit und Wohnung verloren, erzählt er.
"Unsere Leute haben nicht alle Alkoholprobleme, aber soziale Schwierigkeiten", erklärt Einrichtungsleiter Ralf Matheus. "Oft waren sie jahrelang krank, wurden aber nicht behandelt. Viele haben körperliche Beeinträchtigungen." Wichtig sei es für sie, wieder eine Tagesstruktur zu haben und Verantwortung zu übernehmen. So seien sie für die Sauberkeit ihrer Räume und der Küche zuständig. Renovierungen geschähen in Eigenregie, und auch im zum Haus gehörenden Garten könne gearbeitet werden. "Unsere Leute sind froh, wenn sie wieder eine Aufgabe haben und akzeptiert werden", sagt Matheus. Die Mitarbeiter Hans Josef Banz und Klaus Hendele sind seit der Gründung des Hauses vor fast 20 Jahren mit dabei: "Das zeigt doch, dass uns die Arbeit Spaß macht", betonen sie.
"Ich bin sehr positiv beeindruckt", resümiert auch Melissa Roos, als alle elf Männer ihren Haarschnitt bekommen haben. "Das sind sehr nette, freundliche Menschen." DQ
Extra

Im Langzeitwohnheim Haus Lukas des Caritasverbands leben zurzeit 21 ehemals wohnungslose Männer, in einer Außenwohngruppe in Pfalzel weitere fünf. Die Bewohner erhalten Beratung und Hilfestellung, auch nach ihrem Auszug, sowie eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Arbeiten können sie im Haus oder in den Caritaswerkstätten. DQ

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