Neuer Kulturdezernent der Stadt Trier vereidigt - Interview mit Thomas Schmitt: „Ich habe beim Theater viele offene Fragen.“

Trier · Dezernent Thomas Schmitt zweifelt im TV-Interview die Studien zur Theatersanierung an und bekennt sich zu Lyoner und Karlsberg.

 Thomas Schmitt (CDU) ist in der Sitzung des Trierer Stadtrats am Donnerstagnachmittag als neuer Kulturdezernent vereidigt worden. „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen und hoffe, dass wir gemeinsam viel für die Stadt Trier erreichen können“, wandte sich Schmitt an Rat und Stadtvorstand. „Herzlich willkommen an Bord, auf eine gute Zusammenarbeit!“, begrüßte Oberbürgermeister Wolfram Leibe den neuen Dezernenten.

Thomas Schmitt (CDU) ist in der Sitzung des Trierer Stadtrats am Donnerstagnachmittag als neuer Kulturdezernent vereidigt worden. „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen und hoffe, dass wir gemeinsam viel für die Stadt Trier erreichen können“, wandte sich Schmitt an Rat und Stadtvorstand. „Herzlich willkommen an Bord, auf eine gute Zusammenarbeit!“, begrüßte Oberbürgermeister Wolfram Leibe den neuen Dezernenten.

Foto: Friedemann Vetter

Den neuen Kulturdezernenten erwartet die harte Realität: Gleich nach Amtsantritt wird Thomas Schmitt seinen Etat fürs laufende Haushaltsjahr um mehr als zwei Millionen Euro zusammenstreichen müssen. Das hat die Finanzaufsicht des Landes der Stadt auferlegt. Die Kennenlerngespräche, die der Saarländer für die erste Arbeitswoche mit seinen Amtsleitern eingeplant hat, werden also gleichzeitig Finanzierungsverhandlungen sein. Wo er den Rotstift konkret ansetzen wird, steht noch nicht fest. Über die großen Linien, seine Wünsche und Ideen fürs Stadttheater hat der neue Mann im Trierer Stadtvorstand mit den Volksfreund-Redakteuren Michael Schmitz, Rebecca Schaal und Christiane Wolff allerdings bereits vor Amtsantritt gesprochen.

Vorige Woche waren Sie donnerstags beim Konzert des Trierer Sinfonieorchesters und am Samstag beim Showtanz-Wettbewerb im Messepark. Da haben Sie sich ja die Trierer Kulturszene mal gleich in ziemlicher Bandbreite zu Gemüte geführt …
Thomas Schmitt: Ja, richtig, die Trierer Kulturlandschaft ist lebendig, bunt und vielfältig! Es gibt eine tolle freie Szene - was man nicht von jeder Stadt behaupten kann. Das Sinfoniekonzert habe ich mir übrigens auch unter dem Vorzeichen angeschaut und angehört, dass wir demnächst einen neuen Generalmusikdirektor auswählen - und einer der Kandidaten dafür hatte am Donnerstag das Dirigat übernommen.

Sie gehören ja zur Kommission, die den neuen GMD mitbestimmt - können Sie schon Konkretes sagen?
Schmitt: Nein, vorab werde ich mich da zu keinem Kandidaten äußern.

Am 18. April beginnt Ihr Dienst im Trierer Rathaus. Werden Sie eigentlich auch in Trier wohnen?
Schmitt: Ja, ich habe eine Wohnung in Heiligkreuz gemietet und werde dort nicht nur in der Woche sein. Vielmehr möchte ich meinen Lebensmittelpunkt hierher verlegen. In meiner saarländischen Heimat bleibt mir ja immer noch ein Unterschlupf bei meinen Eltern. In Trier habe ich übrigens auch alte Freunde - darunter Schulkameraden, die damals zum Studium hierher gezogen sind.

Jurastudium, Referendariat, danach Mitarbeiter im saarländischen Wirtschaftsministerium und seit 2004 Landtagsabgeordneter: Angesichts Ihres Lebenslaufs wird es eine neue Herausforderung für Sie sein, in einer Verwaltung zu arbeiten - und zwar gleich als Chef von fast 700 Mitarbeitern. Wie wollen Sie das angehen?
Schmitt: Mit Verwaltungen und Behörden hat man als Abgeordneter häufiger zu tun und kennt die Abläufe. Und als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU im saarländischen Landtag habe ich auch Erfahrung in Sachen Mitarbeiterführung und Personalverantwortung gesammelt. Beides aber selbstverständlich in einem ganz anderen Maßstab, als es in meinem neuen Job der Fall sein wird. Das wird eine neue Herausforderung, das ist schon richtig. Ich stelle mich dieser aber gerne und freue mich sehr darauf, für Dinge unmittelbarer verantwortlich zu sein, als man es als Abgeordneter je sein kann, und Projekte zu initiieren, bis ins Detail umsetzen und begleiten zu können.

Wie würden Sie denn Ihren Führungsstil beschreiben?
Schmitt (lacht) In einem der Vorstellungsgespräche bei den Trierer Stadtratsfraktionen bin ich tatsächlich auch gefragt worden, ob ich eher autoritär führe oder eher laisser faire. Und da habe ich gesagt, ich bewege mich in der Mitte.

Sie können also auch mal auf den Tisch klopfen und sagen: So wird das jetzt gemacht!
Schmitt Ja, sicher. Aber vorher gebe ich den Leuten selbstverständlich die Möglichkeit zur Selbstkorrektur. Das harte Durchgreifen kommt erst danach.

Gleich die erste Aufgabe in Ihrem Job dürfte ziemlich unangenehm sein: Die Finanzaufsicht hat der Stadt Trier aufgetragen, aus dem Haushaltsplan 2017 noch 4,9 Millionen Euro herauszustreichen. Oberbürgermeister Wolfram Leibe will, dass die Dezernenten in den nächsten Wochen ihre Etats entsprechend durchforsten. Wo werden Sie den Rotstift ansetzen?
Schmitt Dafür muss ich mir die Zahlen erst mal ganz genau anschauen, Konkretes kann ich noch nicht sagen. Aber die Auflagen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion müssen wir selbstverständlich erfüllen. Es ist meine Pflicht, auch für solche unangenehmen Dinge Lösungen zu finden. Grundsätzlich gibt es zu Einsparungen ja auch die Alternative, die Einnahmen zu erhöhen. Da muss ich mir zusammen mit den Amtsleitern ganz genau überlegen, was geht. Den Kulturschlächter werde ich allerdings definitiv nicht spielen, das steht fest.

Und noch ein unliebsames Thema hat der Oberbürgermeister Ihnen bereits aufgetischt: Die von der CDU initiierte Maut sei eine "Katastrophe für Trier", sagt Leibe, und dass es Ihre Aufgabe sei, mit dem Trierer Einzelhandel zu besprechen, wie man die befürchteten negativen Folgen - das womögliche Ausbleiben von Luxemburgern und Franzosen als Einkäufern - abmildern kann.
Schmitt Natürlich sind diese Gespräche meine Aufgabe als für den Einzelhandel zuständiger Dezernent. Dem werde ich mich selbstverständlich auch stellen und zunächst die Einzelhändler fragen, wie sie selbst die Situation einschätzen und was man tun kann, um die Auswirkungen der Maut einzudämmen. Ich habe dazu auch schon Ideen - will diesen Gesprächen aber nicht vorgreifen.

Sie werden ja auch Blitzer-Dezernent sein, also verantwortlich für die Kontrollen der Verkehrsgeschwindigkeit im Stadtgebiet. Wird mit diesen Einnahmen weiter das Stadttheater quersubventioniert?
Schmitt Die Blitzereinnahmen fließen in den allgemeinen Haushalt der Stadt und sind im vergangenen Jahr ausnahmsweise herangezogen worden, um überplanmäßige Mehrausgaben des Theaters auszugleichen. Es ist keineswegs geplant, dass die Knöllchen der regelmäßigen Finanzierung des Kulturbetriebs dienen sollen. Wichtig ist mir außerdem, dass die Blitzer an den tatsächlichen Gefahrenschwerpunkten aufgestellt werden - auch das wird die Akzeptanz der Bevölkerung für diese Kontrollen steigern.

Apropos Theater: Wird es da beim - teuren - Dreispartenbetrieb bleiben?
Schmitt Es gibt einen nach wie vor gültigen Stadtratsbeschluss, der sagt, dass das so bleiben soll. Auch die Stelle des künftigen Intendanten ist auf ein Dreispartenhaus hin ausgeschrieben. Und es ist auch mein persönliches Bestreben, das Haus als Dreispartenbetrieb zu erhalten.

Gibt der Theateretat das denn langfristig her?
Schmitt Ja, sofern der Etat bleibt, wie er ist. Es gibt durchaus vergleichbare Häuser, die mit einem ähnlichen oder sogar niedrigeren Zuschuss ein Dreispartenhaus erfolgreich tragen. An solchen Modellen müssen wir uns orientieren. Der Schlüssel dazu sind höhere Einnahmen aus dem Kartenverkauf - die Besucherzahlen zu steigern wird daher mein oberstes Ziel sein beim Betrieb des Stadttheaters.

Und wie soll das gelingen?
Schmitt Wichtig ist, dass wir den richtigen Intendanten finden für das Haus, für Trier. Einen, der das Publikum spürt, der weiß, wo er die Leute abholen muss. Die künstlerische Ausrichtung und neue Konzepte werden über den Erfolg des Theaters entscheiden. Dabei müssen Sehgewohnheiten der Trierer berücksichtigt, aber auch Neues gewagt werden.

Brot und Spiele, Antikenfestspiele, Nero Hero - Konzepte und Ideen gab es genug in den vergangenen Jahren, leider sind sie sämtlich gescheitert. Wie könnte eine Neubelebung aussehen?
Schmitt Wenn Sie mich nach Träumen, Visionen, Wünschen fragen, dann würde ich sagen, dass insbesondere im Sommer in Trier mehr Programm stattfinden muss. Ich kann mir da vorstellen, dass wir enger mit dem Moselmusikfestival kooperieren.
Ich würde mir auch ein neues, vom Trierer Theater initiiertes Festival wünschen. Ob und welche Ideen die Bewerber für die Intendanz da mitbringen, wird ein wichtiges Kriterium bei den Vorstellungsgesprächen sein.

War es ein Problem unseres Ex-Intendanten Karl Sibelius, dass das Publikum sich nicht mehr zu Hause gefühlt hat in seinem Theater?
Schmitt Ich möchte nicht über die Vergangenheit herziehen. Aber vielleicht kann man sagen, dass zu viele, zu große Veränderungen in allen Bereichen in einer Überforderung des Publikums gemündet sind - darauf hätte man vielleicht besser achten müssen.

Haben Sie auch Ideen, wie die Sanierung des Theatergebäudes zu stemmen ist?
Schmitt Ich habe mir die Studien und Sanierungspläne angeschaut - und viele Fragen dazu. Zum Beispiel fehlt eine Aufstellung der Kosten, die derzeit für die Anmietung der vielen Außenstellen des Theaters - zum Beispiel Lager- und Proberäume - anfallen.
Noch mal anschauen müssen wir uns auch, ob die Bauten am Augustinerhof tatsächlich so groß werden müssen, wie zuletzt postuliert - vielleicht geht da auch ein bisschen weniger, wir müssen schließlich unbedingt von den hohen errechneten Kosten runter. Ich möchte zudem weitere Expertenmeinungen dazu hören - auch von außerhalb. Mein Plan ist, eine verwaltungsinterne Projektgruppe zu gründen, die die Sache in Ruhe und mit Sorgfalt angeht.

Eine neue Projektgruppe, die Machbarkeitsstudie hinterfragen, das Raumprogramm prüfen - das klingt, als wollten Sie von vorne anfangen mit den Planungen?
Schmitt Nein, ich werde nicht von vorne anfangen. Vieles wissen wir schließlich schon - zum Beispiel, was die alte Bausubstanz angeht. Wir wissen auch, was die Sanierung des Bestandes ohne jeglichen Anbau kosten würde. Andere Dinge sind noch ungeklärt - etwa, ob man tatsächlich nahezu alles am Augustinerhof konzentrieren muss und will. Da fehlen mir Gegenrechnungen. Und beim Raumprogramm müssen wir tatsächlich prüfen, ob da nicht ein bisschen zu groß geplant wurde.

Bis wann glauben Sie denn, diese Fragen klären zu können?
Schmitt Für 2017 und 2018 sind im städtischen Haushalt in Sachen Theater nur Planungsgelder angesetzt, keine Summen für eine etwaige Sanierung. Daran sehen Sie schon, dass wir uns dieses und nächstes Jahr noch Zeit nehmen werden, um die offenen Dinge zu klären und Entscheidungen zu treffen.

Ein weiterer dicker Brocken Ihrer Amtszeit wird der Neubau der Hauptwache der Berufsfeuerwehr sein. Nach jahrelangen Planungen scheint ja mit dem Gelände des alten Polizeipräsidiums an den Kaiserthermen mittlerweile zumindest der Standort festzustehen. Alle Alternativen haben sich als untauglich erwiesen - was das Land natürlich in eine gute Position bei den Verhandlungen über den Kaufpreis bringt.
Schmitt Erst mal bin ich dankbar, dass in dieser Sache Vorarbeit geleistet wurde, Baudezernent Andreas Ludwig da vieles in die Hand genommen hat und ein geeigneter Standort gefunden wurde. Ich gehe nicht davon aus, dass das Land nun versuchen wird, einen möglichst hohen Gewinn aus dem Verkauf des Geländes zu erzielen - zumal Stadt und Land da an Vorgaben wie etwa den Bodenrichtwert gebunden sind. Da vertraue ich jetzt mal auf eine freundschaftliche Einigung.

Gibt's denn auch Aufgaben, auf die Sie sich so richtig freuen, wenn Sie am 18. April Ihren Dienst im Rathaus antreten?
Schmitt Man kann sich doch auch auf schwierige Dinge freuen! Harte Nüsse zu knacken macht doch Spaß.
Und einen neuen Theaterintendanten und Generalmusikdirektor mit auswählen zu können und die Zukunft des Theaters auf den Weg zu bringen - das ist schon eine tolle Aufgabe. Ich muss jetzt halt zeigen, was ich kann, und darauf freue ich mich.

Auch Ihre Partei dürfte da große Hoffnungen in Sie setzen. Mit 43 Jahren gehören Sie immerhin zu den Jungspunden der Trierer CDU, der es an führungsfähigem Nachwuchs fehlt. Können Sie sich vorstellen, auch da Verantwortung zu übernehmen und ein Parteiamt zu übernehmen?
Schmitt Ich werde mich mit Sicherheit in der CDU engagieren und auch in den hiesigen Kreisverband eintreten, aber hohe Parteiämter strebe ich sicherlich nicht an. Ich werde als Dezernent wahrlich genug zu tun haben! Zur Person

DER NEUE DEZERNENT THOMAS SCHMITT stammt aus Körprich im Saarland, ist mit 19 Jahren in die CDU eingetreten, hat in Saarbrücken Jura studiert, das zweite Staatsexamen absolviert und anschließend als Jurist für das saarländische Wirtschaftsministerium gearbeitet. 2004 wechselte er als Abgeordneter in den Landtag, bei den kürzlichen Wahlen im Saarland war er nicht mehr angetreten. Schmitt ist ledig, singt als Tenor in einem Kammerchor in Saarbrücken und hat bis vor einigen Jahren auch in einem Trierer Vokalensemble mitgewirkt. Der 43-Jährige spielt Klavier und Orgel und geht in seiner Freizeit gerne mal ins Fitnessstudio.Extra

Spontan gefragt: Der TV hat Triers neuen Kulturdezernenten Thomas Schmitt gebeten, vorgegebene Satzanfänge zu vervollständigen:
Wenn Oper, Schauspiel, Ballett, Konzert, Musical zur Auswahl stehen für einen Theaterbesuch, dann entscheide ich mich … für die Oper.

Unter einem roten Oberbürgermeister und einer grünen Bürgermeisterin zu arbeiten, wird … für mich keine besonders große Herausforderung, ich habe schon mit Roten, mit Grünen, mit Gelben zusammengearbeitet, da habe ich keine Berührungsängste.

Von den acht Trierer Unesco-Welterbestätten habe ich bereits besichtigt … alle, und zwar teilweise schon als Kind.

Wenn eine gute Fee mir die Erledigung einer einzigen meiner vielen Aufgaben als Dezernent abnehmen würde, dann …wäre es schön, wenn sie mir Geld zaubern würde, dann könnte ich mehr in der Kultur tun, das wäre mir am allerwichtigsten.

Bei der Entscheidung zwischen Lyoner, Schwenker oder Flieten fällt die Wahl auf … die Lyoner, ein paar Eigenheiten muss man ja auch mit in die neue Heimat nehmen.

Und zwischen Karlsberg oder Viez …war ich bisher immer schon bei Karlsberg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort