Neues Gesicht für die Kutzbachstraße

TRIER. In der Kutzbachstraße läuft eines der momentan aufwändigsten Altstadt-Bauprojekte. Investor Wolfgang Schäfer (Schillingen) steckt rund 5 Millionen Euro in die Sanierung des historischen Komplexes der Vogtsburg und einen Neubau.

Ein Millionen-Projekt, hinter dem keiner der üblichen lokalen Baulöwen steckt - da darf gestaunt werden. "Ich habe in der Tat bisher einen Bogen um Trier gemacht, weil der Markt für mich nicht so recht einsehbar war und ich dachte, da bekäme ich ohnehin keinen Fuß auf den Boden", lacht Wolfgang Schäfer, der sich nun mit einem Aufsehen erregenden Bauvorhaben auf just jenem Markt etabliert. Den 47-jährigen Schillinger kennt man in Trier aus völlig unterschiedlichen Zusammenhängen. Zum Beispiel als langjährigen Stadtwerke-Gruppenleiter, als Vorsitzender und Vize von Meisterprüfungsausschüssen, als Mitglied von allerlei Ingenieursgremien und nicht zuletzt als SPD-Landtagsabgeordneten (1991-96). Aber nicht unbedingt als Bauherr. Das dürfte sich nun ändern. Dass der Spross einer Hochwälder Bauleute-Familie und gelernte Versorgungstechniker sich die hart umkämpfte Vogtsburg angelte, gilt in der Branche als echter Clou. Das im Kern über 900 Jahre alte Haus Kutzbachstraße 13 und das 1913 errichtete Nebengebäude Kutzbachstraße 15/17 gehörten früher der Stadtsparkasse und von 1998 bis 2001 der Klinik Rose AG, dem von Hans-Joachim Doerfert für Spezial-Transaktionen aus der Taufe gehobenen CTT-Unternehmen. Nach dem unrühmlichen Ende der Ära Doerfert pokerten mehrere Interessenten zu hoch um das zuletzt ziemlich heruntergekommene Gebäude-Ensemble. "Wir waren zur richtigen Zeit mit einem fairen Angebot zur Stelle", meint Schäfer rückblickend. Wir - dazu zählen neben Schäfer und seiner Gesellschaft für Immobilien mbH (Ifa) der Immobilienmakler Norbert Scherf (42). Die beiden verbindet eine inzwischen zehnjährige Geschäftspartnerschaft - und das Faible für historische Gemäuer. Den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Komplex in der Kutzbachstraße hat Schäfer mit der selben Fürsorglichkeit und Detail-Liebe auf Vordermann gebracht wie sein bisheriges Vorzeigeobjekt, die Villa Keller in Saarburg: "Ich versuche immer so zu sanieren und restaurieren, dass ich selbst damit zufrieden bin."Denkmalpflegepreis für die Villa Keller

Das tut er offenbar mit Erfolg. Das Nostalgie-Hotel-Restaurant Villa Keller erhielt den Denkmalpflegepreis des Kreises Trier-Saarburg. Der in der Doerfert-Ära geschundenen Kutzbachstraße gibt Schäfer mit seinem Großprojekt ein neues, freundliches Gesicht. Die Vogtsburg und das Jugendstil-Haus präsentieren sich nach der Runderneuerung endlich als das, was sie sind: ein bedeutendes Denkmal-Ensemble Trierer Baugeschichte. Auch im Inneren legte der Altbau-Fan größten Wert auf Authentizität. Er reparierte Parkett- und Steinböden sowie Holztreppen, legte Stuckdecken wieder frei und putzte das Schmuckstück, den Kaminsturz des Heinrich von Falkenberg von 1546, heraus. Alles zur großen Zufriedenheit der städtischen Denkmalpflege. In den historischen Häusern (2300 Quadratmeter) entstanden 17 Wohnungen und Büros, im Neubau Kutzbachstraße 19 (940 Quadratmeter) 13 Wohnungen. Rund ein halbes Jahr vor Abschluss der letzten Bauarbeiten sind bereits mehr als 90 Prozent der Flächen verkauft oder langfristig vermietet. Schäfer und Scherf nehmen derweil die nächsten gemeinsamen Projekte in Trier in Angriff, diesmal zwei Neubauten in der Treverer- und in der Neustraße. Dabei soll es laut Schäfer nicht bleiben: "Trier ist ein gutes Pflaster, und Mitbewerberschaft belebt das Geschäft."

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