Neues Kummerkind

PFALZEL. Neben den Sorgen um das nahe Industriegebiet (der TV berichtete) gibt es neuen Ärger im Stadtteil. In einer "Nacht-und-Nebel-Aktion", wie Anlieger monieren, wurde im Mittelweg 2 ein Mobilfunkmast errichtet. Mehr als 350 Gegner laufen Sturm gegen die Einrichtung. Die Angelegenheit hat zu Streit im Bürgerverein geführt.

Erst hatte er sich nichts dabei gedacht. In unmittelbarer Nachbarschaft von Alfons Steinbach arbeiteten Dachdecker am Dach eines Mehrfamilienhauses im Mittelweg 2. Die Dachschalung wurde aufgebrochen. "Und dann war da plötzlich auf dem Dach eine Mobilfunkanlage installiert", ist Steinbach überrascht und erbost. Das Haus im Mittelweg 2 ist Eigentum der gemeinnützigen Baugenossenschaft Pfalzel, die in weiteren Gebäuden in dem Straßenzug insgesamt 37 Wohnungen verwaltet. Der Pfalzeler Bürgerverein stellte seine Homepage für Informationen zu Mobilfunkanlagen zur Verfügung - und schloss die Seiten vor ein paar Tagen. Der Hintergrund: Es gab interne Querelen im Verein. Per Vorstandsbeschluss distanzierte sich der Verein von Aktivitäten gegen den Mobilfunkmast und verpasste dem Vorsitzenden, Jörg Seibert, und Beisitzer Hans-Jürgen Wirtz einen Maulkorb. Dem Vorstand gehört unter anderem Herbert Kern an, der Hausarchitekt der Baugenossenschaft ist - seine Ehefrau ist eines von den beiden Vorstandsmitgliedern der Baugenossenschaft. Am Sonntag kamen rund 50 Bürger im Amtshaus zu einer Informationsveranstaltung zusammen. Als einziger Pro-Funkantenne-Redner plädierte Kern dafür, den geschlossenen Vertrag zwischen der Baugenossenschaft und der Funkturm GmbH für die nächsten zehn Jahre aus Gründen der Einvernehmlichkeit zu akzeptieren. Mit seiner Meinung, die von den Besuchern kritisch hinterfragt wurde, stand er weitgehend allein. Die Besucher teilten die Kritik von Moderator Alfons Steinbach und seine Bedenken im Hinblick auf mögliche gesundheitliche Gefahren, die von unabhängigen Instituten dokumentiert seien. "Ich will mich nicht als Freiland-Kaninchen den Versuchen stellen", betonte der Chemiker. Außerdem hätten umliegende Hauseigentümer durch das Aufstellen der Anlage eine Wertminderung ihrer Immobilien bis zu 50 Prozent. Weitere Argumente gegen die Anlage waren die Nähe zum Kindergarten und zu den Sportanlagen sowie rechtliche Bedenken. Ein Wohnungseigentümer der Baugenossenschaft im Mittelweg 6 gab an, im Vorfeld nicht informiert worden zu sein. "Ich hätte der Mobilfunkanlage auch nicht zugestimmt", meinte der Familienvater. Anwohner seien vorab informiert worden

Ludwig Böck, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft, hält am Mietvertrag mit der Funkturm GmbH fest. Bewohner der Häuser Mittelweg 2 und 4 seien 14 Tage vor dem Aufstellen schriftlich informiert worden. Bis heute hätten sich keine Bewohner der baugenossenschaftlichen Wohnungen beschwert. "Die Anlage wurde auflagenfrei von der Stadt genehmigt", rechtfertigt er sich. Die Stadt Trier sieht das Aufstellen von Mobilfunkanlagen in allgemeinen Wohngebieten nur ausnahmsweise vor (siehe Stichworte und Links des Bauaufsichtsamts unter www.trier.de). Mit der Zulässigkeit an diesem Standort schloss sich die Stadt einem Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf an, da der "Charakter des Gebiets nicht verändert" werde. Die Pfalzeler UBM-Fraktion hat unterdessen die Stadt aufgefordert, die Funkantenne zu entfernen. Am Sonntag, 12. März, um 11 Uhr, findet eine weitere Informationsveranstaltung zum Thema Mobilfunk im Amtshaus Pfalzel statt.

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