Neues Leben in altem Kulturdenkmal

TRIER. Ein Meilenstein in der neuen Entwicklung des Bahnhofsviertels: Die Triwo AG kauft die ehemalige Reichsbahndirektion und will darin rund 8500 Quadratmeter Dienstleistungsflächen sowie etwa 15 Wohnungen bauen. Volumen des Projekts, das in spätestens zwei Jahren abgeschlossen sein soll: rund 15 Millionen Euro.

 In der 1925 eingeweihten Ex-Reichsbahndirektion an der Ecke Christoph-/Balduinstraße sollen bis 2008 moderne Dienstleistungsflächen und Wohnungen entstehen. Derzeit ist die Bahn-Tochter Railion einziger Mieter in dem Gebäude, in dem einst mehr als 800 Menschen arbeiteten. TV-Foto: Roland Morgen

In der 1925 eingeweihten Ex-Reichsbahndirektion an der Ecke Christoph-/Balduinstraße sollen bis 2008 moderne Dienstleistungsflächen und Wohnungen entstehen. Derzeit ist die Bahn-Tochter Railion einziger Mieter in dem Gebäude, in dem einst mehr als 800 Menschen arbeiteten. TV-Foto: Roland Morgen

Der Komplex an der Ecke Christoph-/Balduinstraße gehört nicht zu den Trierer Gebäuden, vor denen man gerne stehen bleibt. Es sei denn, man will sich darüber wundern, warum gerade dort, an einer städtebaulich bedeutsamen Stelle, die Tristesse dominiert: ein unansehnlich graues Gemäuer, weitgehend verwaist und ohne Publikumsverkehr. Geht es nach den Plänen der Triwo AG, dann wird sich das bis Ende 2008 ändern.Kulturdenkmal mit 320 Räumen

Die Projektentwicklungsgesellschaft steht kurz vor dem Kauf des Kulturdenkmals, das zum Bundeseisenbahnvermögen gehört. Sie macht das Geschäft aber vom Segen der Stadt als Denkmalbehörde zu ihren Umbauplänen abhängig. Offenbar nur noch eine Formsache: "Wir halten den Bauantrag im Grundsatz für genehmigungsfähig. Es sind nur noch einige Details zu klären", erklärt Baudezernent Peter Dietze auf TV-Anfrage. Mithin könnte der Besitzerwechsel zum Jahresbeginn erfolgen. Triwo-Chef und Projekt-"Vater" Peter Adrian spricht von einer "Herzensangelegenheit". Von seinem Büro im Triwo-Hauptquartier im Alleencenter (Ostallee) aus blickt der 49-Jährige direkt auf den an der Balduinstraße gelegenen Teil des einstigen Geschäftsgebäudes der Reichsbahndirektion mit angebautem Bediensteten-Wohnflügel. "Auch wenn man es ihm derzeit nicht ansieht: Das Gebäude ist hübsch und die Architektur durchaus anspruchsvoll. Aber da gehören neues Leben rein und frische Farbe dran." Letzteres ist das geringste Problem. Der neue Anstrich soll nach Abstimmung mit der Denkmalpflege "erdfarben" ausfallen. Komplizierter wird es im Inneren des 320 Räume umfassenden Komplexes. Am Flächenzuschnitt will Adrian "nicht viel ändern", allerdings bedarf die Umnutzung des von 1922 bis 1925 errichteten Gebäudes unter anderem des Einbaus von vier weiteren Aufzügen. Zudem sollen die Dachgeschosse ausgebaut und etwa 100 über die Deworastraße anfahrbare Stellplätze (75 davon unterirdisch) geschaffen werden. Die künftige Aufteilung der Nutzfläche (rund 10 600 Quadratmeter) stellt sich Adrian so vor: Auf 8500 Quadratmetern entstehen Dienstleistungsflächen; die 2100 Quadratmeter in den Dachgeschossen werden Wohnungen, etwa 15 an der Zahl und allesamt mit Terrassen mit Blick auf den Dom. Die Nachfrage nach den Wohnungen sei groß. Auch die Vermarktung der Dienstleistungsflächen bereite ihm trotz üppigen Überangebots auf dem Trierer Markt "kein großes Kopfzerbrechen. Auch hier gibt es konkrete Nachfragen, unter anderem eines Unternehmens, das sich für 2000 Quadratmeter interessiert". Weitgehend einig ist sich Adrian bereits mit mehreren Sozial-Organisationen, die etwa 1700 Quadratmeter benötigen. So wird der Verein Nestwärme unter anderem eine integrative Kindertagesstätte an der Balduinstraße betreiben. Der Palais e.V. dürfte den Zuschlag für ein Cafe links vom Haupteingang erhalten. Für die andere Seite liebäugelt Peter Adrian mit einem Restaurant. Beide Gastro-Betriebe sollen mit Außenbestuhlung arbeiten. 15 Millionen Euro einschließlich Kaufpreis will die Triwo in die Wiederbelebung der Ex-Reichsbahnimmobilie stecken. Baudezernent Dietze begrüßt die "sehr gute Entwicklung an einer wichtigen Stelle im Stadtbild". Sie setze einen bedeutenden Akzent in der Wiederbelebung des Bahnhofsareals.

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