Neues Leben in der blauen Lagune in Trier

Trier. · Die Aral-Tankstelle in der Ostallee soll Ende des Jahres schließen, der Pachtvertrag läuft aus. Doch es gibt ein Angebot des Ölkonzerns. Die großen Fraktionen im Stadtrat haben es – doch eine der Kleinsten ist am schnellsten.


Wenn der Stadtrat Trier sich im März davon überzeugen lässt, den Ende 2017 ablaufenden Pachtvertrag des blauen Spritversorgers in der Ostallee um zehn Jahre plus Option auf weitere fünf Jahre zu verlängern, dann wird der Mutterkonzern BP Deutschland die Tankstelle abreißen und neu bauen - modern und mit Ladestationen für Elektromobile. Außerdem ist der Konzern bereit, ins Trierer Radwegenetz zu investieren und sich an den Kosten einer Radlertrasse Ostallee/Balduinstraße zu beteiligen.

Dieses Angebot der BP liegt auf dem Tisch, eingekleidet in einen Antrag der Unabhängigen Bürgervertretung Trier (UBT) für die Sitzung des Stadtrats am 8. März. Doch wie kam es dorthin? Hat der weltweit aktive Ölkonzern, der die Marken Aral, BP und Castrol führt, exklusiv mit einer Fraktion verhandelt, die vier der 56 Sitze im Stadtrat hat? Nein. Dennoch ist das Angebot der BP real, das bestätigen die Recherchen des TV. Auch die Fraktionen der CDU und SPD kannten offenbar den Vorschlag der BP, doch die UBT hat am schnellsten reagiert.

Lothar Schmitz ist der Pächter der Aral-Tankstelle. "Die deutsche BP hat ein Architekturbüro beauftragt, eine zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten", sagt er auf Anfrage des TV. "Dieses Angebot wurde den Fraktionen der FDP, SPD, CDU und auch UBT vorgestellt." Schmitz geht noch ein wenig weiter ins Detail. "Der Impuls, Ladestationen und ein begrüntes Dach anzubieten, kam während der Vorstellung bei der CDU auf den Tisch. Als Bonbon für die Grünen." CDU und Grüne bilden im Stadtrat ein Bündnis mit einer knappen Mehrheit, das beide allerdings nicht als Koalition, sondern als Verantwortungsgemeinschaft bezeichnen.

Das Konzept des Architekturbüros landete schließlich auch bei der UBT. Es ist aus Sicht des Konzerns logisch, Überzeugungsarbeit auf Fraktionsebene zu leisten, denn der Stadtrat kann mit einem neuen Beschluss das drohende Auslaufen des Pachtvertrags und damit das Ende der blauen Lagune verhindern. Die Unabhängige Bürgervertretung Trier zögerte nicht lange, packte den Vorschlag der BP in einen eigenen Antrag und reichte ihn für die Ratssitzung am 8. März ein.

Was genau steht drin? Die UBT beantragt zunächst, der Rat solle seinen 2011 getroffenen Beschluss zurücknehmen. Dieser aktuell noch gültige Beschluss sah damals vor, den Pachtvertrag noch bis Ende 2017 zu verlängern, die Existenz der Aral-Tankstelle Ende 2017 zu beenden und ihre Fläche "dem Grün des Alleenrings zuzuführen". Schon diese Verlängerung bis 2017 war das Ergebnis eines Entrüstungssturms in Trier, der die Politik zum Umdenken brachte.

Auch jetzt soll es weitergehen, zunächst für zehn Jahre mit der Option auf weitere fünf Jahre. Die UBT schreibt: "Schon aufgrund der finanziellen Situation der Stadt wäre es unverantwortlich, auf die möglichen Einnahmen aus einer Pachtverlängerung und auf die angebotenen Verbesserungen der Infrastruktur, der Elektromobilität und des Radwegebaus zu verzichten."

Detlef Brandenburg ist der für die Marken Aral und Castrol zuständige Sprecher der deutschen BP. "Die Darstellung der UBT ist solide und trifft zu", sagt er am Montag dem TV. "Ich kann unser darin enthaltenes Angebot in vollem Umfang bestätigen."

Info: Als Trier für eine Tankstelle kämpfte
Im März 2009 hatte der Dezernatsausschuss IV in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen, den Pachtvertrag der blauen Lagune zum Ende des Jahres 2012 auslaufen zu lassen. Die Hauptargumente waren die Lärm- und Geruchsbelastungen für die angrenzenden Wohnhäuser und eine Störung der Nachtruhe. Nicht nur die an- und abfahrenden Autos seien ein Störfaktor, sondern auch einige Kunden, sie sich nachts mit Alkoholika versorgen.
Doch im Sommer 2011 protestierten Tausende im Internet gegen die Schließung der blauen Lagune. Der Stadtrat widerrief den Beschluss des Ausschusses aus 2009 und verlängerte den Pachtvertrag um fünf Jahre.

Heute betont Pächter Lothar Schmitz, er halte die Auflage strikt ein, nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr an Kunden zu verkaufen, die nicht tanken, sondern shoppen wollen. Schmitz betont: "Laut einer aktuellen Befragung kommen 80 Prozent unserer Kunden aus Trier."

Der Kommentar: Ein wirklich gutes Angebot
Von Jörg Pistorius

Eine Tankstelle im Alleenring ist kein Juwel des Stadtbilds, hier haben die Kritiker recht. Aber dennoch funktioniert der Betrieb von Lothar Schmitz offenbar tadellos. Die rund um die Uhr offene blaue Lagune zieht Kunden an, vor allem an Wochenenden, an Feiertagen und in den Nachtstunden. Eben dann, wenn der deutsche Einzelhandel die Läden runterklappt. Was in großen Teilen der Welt immer noch Belustigung auslöst.

Den Alkoholverkauf an nächtliche Partyschwärmer, die ihre Flaschen vor Ort in der Ostallee lautstark leeren, hat der Pächter eingestellt und damit einen der Hauptkritikpunkte abgehakt. Das Angebot der deutschen BP ist auch generell einfach so gut, dass die Stadt Trier es nicht ablehnen kann. Denn sie braucht beim Ausbau des Radwegenetzes jede Hilfe, die sie bekommen kann. Deshalb spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob der Antrag von CDU, SPD oder UBT präsentiert wird. Der Rat sollte ihn annehmen.
j.pistorius@volksfreund.de

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