Neues närrisches Regime an der Kyll

Ehrang ist der einzige Trierer Stadtteil, der sich den Luxus gönnt, ein eigenes Prinzenpaar in den Karneval zu schicken. Ein Relikt der Eigenständigkeit des Ortes vor der Eingemeindung. Aber als Zugeständnis an den Stadtkarneval wird die Inthronisation des Ehriker Prinzenpaares ein paar Tage nach der Trierer Krönung gefeiert. Nun ist es aber amtlich: Prinz Gerd I. und seine Prinzessin Uschi I. regieren während der närrischen Tage.

Trier-Ehrang. (cofi) Zwei Nicht-Karnevalisten regieren die Ehranger Narren: Das hat es so noch nicht gegeben. Außer, dass ihre Tochter Stefanie für die KG Rot-Weiß Ehrang auf der Bühne steht, sind Uschi und Gerd Irmen nur Laien-Karnevalisten gewesen.

"Das hätten wir uns nicht träumen lassen, einmal das Ehriker Prinzenpaar zu werden. Eigentlich haben wir das ja unserer Tochter Steffi zu verdanken. Sie hat uns vorgeschlagen, und der Vorstand hat dann seines dazugetan, bis wir zugesagt haben", sagen Uschi und Gerd Irmen zu der Überraschung.

Zu dritt war das Überredungskommando aus Vorstand und Präsidium, das bei dem Paar Überzeugungsarbeit leistete. Denn die Suche nach einem willigen Duo, das auch im Leben gemeinsame Wege beschreitet, "ist schwer", bestätigt Thiébaut Puel, Vorsitzender der KG Rot- Weiß. Und das ist seit 1999 durchgehend so und nahezu Bedingung: "Sonst geht es nicht ohne Skandale. Das haben wir damit ausgeschlossen", sagt Puel.

Noch ungewohnt ist die neue Rolle für Uschi und Gerd Irmen, als sie ihren ersten offiziellen Auftritt bestreiten: Sie haucht zaghaft ins Mikrofon, er ist sichtlich nervös, beide lesen ihre Antrittsrede vom Blatt.

Trotzdem: "Wir kommen uns vor wie im Märchen." Das passt zum Sessions-Motto: "De Faosenicht als Märchenspiel bei ies an Ehrik un da Kiel".

"Nur das Küssen konnten wir schon"



Und Tochter Steffi macht es noch schöner, singt mit ergreifender Stimme "für Mama" - allen drei Irmens stehen schließlich Tränen der Rührung in den Augen. Auch die Rock-Ballade "Wind of change", ebenfalls gesungen von Stefanie, verfehlt ihre Wirkung nicht. Denn Mama Uschi ist "riesengroßer Scorpions-Fan". Und dann geht es an die Arbeit: Orden vergeben, befreundete Vereine begrüßen, küssen, lächeln, repräsentieren - Amtsgeschäfte eben. "Haben wir alles geübt bis zur Perfektion. Nur das Küssen nicht, das konnten wir schon", erklären die neuen Regenten.

Zwei besondere Auszeichnungen hat die Narren vom KG Rot-Weiß während des Ordensfestes verliehen: Minister ehrenhalber ist der neue Ehrentitel von Pastor Markus Nikolay, den Sonderverdienstorden "Pour le merite" trägt ab sofort Hans Dillenburg, Mitglied der KG Rot-Weiß seit 1954 und Karnevalsprinz von 1962.

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