Neustart erst nächstes Jahr

TRIER. Die Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren zum tödlichen Seilbahn-Unglück vom 11. März eingestellt. Kabinenbahn-Betreiber Peter Schwab will die Anlage im Frühjahr 2005 wieder in Betrieb nehmen.

Der Unfall an jenem März-Donnerstag war an Tragik kaum zu überbieten. Die Höhenrettungs-Spezialisten der Berufsfeuerwehr Trier wollten die nach dreieinhalbjähriger Pause vor der Wiederinbetriebnahme stehende Kabinenbahn für eine spektakuläre Rettungsübung nutzen. Doch dazu kam es nicht. Die Rettungs-Profis erlebten statt des simulierten Unglücks ein echtes.Kein menschliches Versagen

Opfer: der 65-jährige Kabinenbahn-Mitarbeiter B., der zuvor noch an der gemeinsamen Einsatz-Besprechung in der Talstation teilgenommen hatte und dann kurz nach 9 Uhr mit der roten Bahn zur Übungs-Vorbereitung zur Bergstation neben dem Weißhaus gefahren war. Beim Austauschen eines Feuerlöschers setzte sich die Bahn plötzlich und ungeplant in Bewegung. Dabei wurde B. zwischen Bahn und Pfeilerwand der Bergstation eingeklemmt und stürzte wenig später aus der offenen Kabine etwa fünf Meter tief auf den Kiesweg. Er erlag seinen schweren Verletzungen eine Stunde später im Brüderkrankenhaus. Rund dreieinhalb Monate später steht fest, dass sein tragischer Tod ohne juristisches Nachspiel bleibt. "Die Ermittlungen haben ergeben, dass den Verantwortlichen für die Inbetriebnahme der Bahn ein Verschulden an dem Tod des Mannes nicht anzulasten ist", erklärt der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds . Roos stützt sich auf die Untersuchungen zweier Sachverständiger, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft den technischen Ablauf überprüft haben, sowie auf die Vernehmung zahlreicher Zeugen. Ergebnis: "Die Bahn ist nicht durch menschliche Hand, sondern einen nicht mehr näher aufzuklärenden technischen Ablauf in Gang gesetzt worden. Die Sachverständigen sprechen von einem tragischen Unfall durch unvermutet auftretende elektrotechnische Fehler in einer alten Anlage. Fahrlässigkeiten seien nicht zu erkennen", resümiert Roos. Auch ein Überbrückungsfehler in der elektrischen Sicherheitsanlage, der am Tag vor dem Unglück bei Prüfungsfahrten des TÜV Rheinland aufgetreten war, scheint keine Rolle gespielt zu haben. "Es war mit sorgfältigen Vorarbeiten alles unternommen worden, potenzielle Gefahrenquellen auszuschließen", so der Chef-Staatsanwalt. Beim Kabinenbahn-Betreiber Peter Schwab (64) in Bad Dürkheim sitzt der Schock über den Tod des langjährigen Mitarbeiters noch immer tief. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht will er die beiden Gondeln in den Trierer Stadtfarben rot und gelb in diesem Jahr nicht wieder auf Touren über die Mosel schicken: "Die Saison ist gelaufen. Aber wir planen, 2005 wieder an den Start zu gehen." Zuvor will Schwab die noch aus den Anfangstagen der 1966 erbauten Kabinenbahn stammende Steuerungs- und Kontroll-Elektronik komplett austauschen und auf den seit Anfang Mai geltenden CE-Standard der Europäischen Union bringen. "Wir stehen in Verhandlungen mit dem Seilbahn-Kompetenz-Zentrum in Innsbruck", berichtet Schwab. Er rechnet mit einer Investition von "150 000 bis 170 000 Euro".Verkaufspreis: 1,5 Millionen Euro

Um die Kabinenbahn nach dreieinhalbjähriger Pause durch eine Wartungsfirma aus Lenggries fit zu machen, hatte der 64-Jährige im vergangenen Winter nach eigenen Angaben bereits 50 000 Euro ausgegeben. Der Betrieb 2005 soll so vonstatten gehen, wie für dieses Jahr geplant: Beginn Anfang April, zunächst nur am Wochenende und an Feiertagen; ab Mai gilt die Sechs-Tage-Woche. Montags, wenn erfahrungsgemäß wenig los ist, stehen die Antriebsräder still. Dennoch versucht Peter Schwab weiterhin, die komplette Bahn-Anlage einschließlich Gastronomie-Betrieb zu verkaufen. 1,5 Millionen Euro will er dafür. Plus die verbindliche Zusage, dass die Kabinenbahn in Betrieb geht. So, wie es der Wunsch seines verstorbenen Vaters Otto Schwab war, der die Mosel-Seilbahn 1977 in Familienbesitz gebracht hatte.

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