Nicht im Rahmen der Erwartungen

TRIER. Es tut sich was in Trier. Allerorten wird gebaut, repariert, investiert. Manche dieser Verbesserungen gehen auf Vorschläge von Trierern zurück, die diese in Bürgergutachten zu den Stadtteilrahmenplänen vorgeschlagen haben. Der TV hat nachgehört, wie die Umsetzung der Bürgervorschläge in den einzelnen Stadtteilen vorankommt. Heute: Trier-Irsch.

 Manches tut sich doch: Ein Zebrastreifen war vorgeschlagen; eine Querungshilfe wurde errichtet. Links beginnen schon die Arbeiten zur Verlegung der Bushaltestelle – diesmal mit Wartehäuschen. TV-Foto: Sabine Brudny

Manches tut sich doch: Ein Zebrastreifen war vorgeschlagen; eine Querungshilfe wurde errichtet. Links beginnen schon die Arbeiten zur Verlegung der Bushaltestelle – diesmal mit Wartehäuschen. TV-Foto: Sabine Brudny

Eines der ältesten Trierer Bürgergutachten wurde im Oktober 2001 im Stadtteil Irsch erstellt - unter reger Beteiligung der Einwohner. "Obwohl Irsch schon 975 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, ist es ein ‚neuer' Stadtteil mit größerer Neubautätigkeit und größeren Bevölkerungsbewegungen", sagt Hans-Peter Nossem vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Daraus resultierten spezielle Fragestellungen. Es bildeten sich drei feste Arbeitsgruppen - Infrastruktur, Kinder und Jugendliche, Verkehr -, die sich über mehrere Wochen hinweg trafen, um ihre Vorschläge und Ideen für die künftige Entwicklung von Irsch zu erarbeiten. Was ist nach fünf Jahren hängen geblieben? Lisa Kleber, damals aktiv in der Gruppe Infrastruktur, ist heute noch enttäuscht: "Man hätte mit einfachen Mitteln viel erreichen können. Unsere Vorschläge waren zum Beispiel, die Wegesränder mehr als einmal pro Jahr zu mähen. Oder die Altglascontainer optisch zu verstecken. Aber da ist einfach nichts gemacht worden. Wir bekamen zwar eine Rückmeldung vom Amt, aber ernst genommen konnte man sich nicht fühlen." Toni Loosen-Bach, Projektleiter der Bürgerbeteiligung in Trier, berichtet, alle Vorschläge, die die Stadt betrafen, seien an die zuständigen Ämter weitergeleitet worden. "Man muss aber unterscheiden, welche Vorschläge in welchen Zuständigkeitsbereich fallen. Das Mähen der Wegesränder fällt in die Zuständigkeit des Stadtteils." "Immerhin ist nicht gar nichts passiert"

In Lisa Klebers Stimme schwingt Ironie mit, wenn sie sagt: "Immerhin ist nicht gar nichts passiert. Von fünf Straßenschildern, die wir für überflüssig hielten, sind zumindest zwei entfernt worden." Thilo Becker, der 2001 in zwei Gruppen mitarbeitete und mittlerweile Verkehrswissenschaften in Dresden studiert, gibt sich selbstkritisch: "Manche Vorschläge würde ich heute nicht mehr so machen, weil ich jetzt mehr Hintergrundwissen habe. Schlimm ist es aber, dass es im öffentlichen Personennahverkehr sogar eine massive Verschlechterung gab." Durch die Erweiterung der Linie 7 über Kernscheid sitze man mehr als doppelt so lange im Bus, wie man für die gleiche Strecke mit dem Auto brauche. "Hinzu kommt, dass vor einem Jahr das letzte Einzelhandelsgeschäft in Irsch geschlossen hat." Auch Jürgen Schtschepik, damals in der Arbeitsgruppe Verkehr, ist enttäuscht von der Umsetzung. "In anderen Stadtteilen fällt es richtig ins Auge, dass etwas erreicht wurde. Aber unsere Vorschläge sind alle abgelehnt worden. Die Änderung der Wegeplanung an der Kirche wurde nicht übernommen. Der Vorschlag, in der Alten Mühlenstraße Parkbuchten auf der Straße zu markieren, wurde abgelehnt. Eine Zone 30: abgelehnt. Da bildet man sich doch ganz neutral eine Meinung." So möchte Loosen-Bach das nicht stehen lassen: "Man darf die Reihenfolge der Arbeitsschritte nicht außer Acht lassen. Erst kommt das Bürgergutachten, dann wird der Stadtteilrahmenplan erstellt. Es wurden durchaus Vorschläge übernommen." Die Umsetzung hänge nicht zuletzt am Geld. "Die Frage ist, im Rahmen welches Bauvorhabens die einzelnen Vorschläge verwirklicht werden können." In anderen Stadtteilen bewerten die Beteiligten die Umsetzung der Bürgergutachten positiver - zum Beispiel in Heiligkreuz. Darum geht es in der nächsten Folge.

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